Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann
Autoren: Achim Achilles
Vom Netzwerk:
Lehre zur Außenhandelskauffrau, wäre aber lieber Model oder Sängerin. Sie wohnte noch bei ihren Eltern, die so alt waren wie Lars. Das sagte er ihr natürlich nicht. Ihm erschien
es klüger, sich als vierunddreißig auszugeben. Das machte bei den so jungen Dingern sowieso keinen Unterschied. Für Jugendliche ist alles jenseits der dreißig steinalt, ob vierunddreißig oder vierzig oder hundert.
    Die Situation war ihm unangenehm. Natürlich genossen Männer es, mit einer deutlich jüngeren Frau gesehen zu werden. Aber es gab Grenzen der Peinlichkeit. Der Grad zwischen Love-Machine und Kinderschänder war irre schmal. Der Aperitif war wirklich stark. Unglaublich, wie sie ihn anstarrte. Lars leerte das erste Glas Wein in einem Zug. Der Erdbeermund öffnete und schloss sich in einem fort. Sandy plapperte ohne Unterlass und ließ sich dabei auch vom Essen nicht stören.
    Vielleicht sollte er ihr doch eine Chance geben. Er konnte seinen Blick nicht von ihren Brüsten nehmen. Die guckten ihn an wie zwei junge bellende Hunde. Die wolltenspielen. Die Kleine will mich echt fertigmachen, dachte Lars. Er spürte ihr Bein an seinem. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Eigentlich war er der Regisseur. Dieses Kind wusste doch gar nicht, was es da tat.
    Lars war schwindelig. Er stürzte noch ein Glas Wein herunter. Immerhin war sie volljährig, er brauchte sich nichts vorzuwerfen, er saß hier völlig normal mit einer erwachsenen Frau, kein Grund zur Beunruhigung, so musste man das doch auch mal sehen. Lars sah sie nackt vor sich. Sein Puls pochte hart im Becken. Plötzlich bat Enrico ihn zum Telefon, dringend.

    Der erste Gang war ein voller Erfolg. Die dämlichen Salbeiblätter waren Martin angebrannt. Eigentlich hätte er sie im Gefrierfach aneisen müssen. Frederic, der Trottel. Egal. Martin hatte sie
einfach weggelassen. Der Brandgeruch aus der Küche war minimal gewesen, wurde seltsamerweise aber immer stärker, obwohl der Herd längst ausgeschaltet war. Gerade noch rechtzeitig merkte Martin, dass der Scheinwerfer das trockene Schilf auf der Terrasse verkokelte.
    Holtkötter hatte sich halb schlapp gelacht, während er in der Tür stand, die Löscharbeiten begutachtete und an seiner schwanzgroßen Zigarre nuckelte. »Ja ja, die Geisteswissenschaftler«, hatte er gesagt, und Dorothea hatte wieder schallend gelacht, wie üblich eine Spur zu laut und zu verletzend. »Ach, mein Schatz …«, hatte sie schlangenhaft versöhnlich gesagt, einen dieser Drei-Punkte-Sätze, die Martin so hasste. Was sollte das heißen: »Ach, mein Schatz …«? Die Übersetzung lautete doch: Eigentlich bist du ein Vollidiot.
    Und Holtkötter dachte genauso. Er hielt Martin für eine Frau ohne Titten, dafür mit Schwanz, aber ohne Eier, jedenfalls in keinerlei Hinsicht satisfaktionsfähig. Elternzeit war eine Form der Kastration. Das sagte zwar niemand, aber alle dachten es.
    Gerade hatte Ming die Kinder vorgeführt. Norbert hatte ein wenig gequengelt; Otto war sofort neben Holtkötter aufs Sofa gesprungen. Beide sahen sich nun ein Buch über Baumhäuser an, das Martin zu Dekorationszwecken auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte. Baumhäuser waren allemal cooler als Architectural Digest . Otto hatte noch nie Interesse an diesem Fotoband gezeigt. Aber mit Holtkötter zusammen sah er sich die Bilder hochkonzentriert an und machte ziemlich schlaue Bemerkungen über die verschiedenen Konstruktionen.
    »So, jetzt aber ab ins Bett«, sagte Martin kumpelig, auch wenn er Widerworte erwartete. Er wollte das Niedrigtemperaturlamm auftischen und damit den Abend endlich zu seinem machen. Aber er musste warten.

    »Soll ich dich ins Bett bringen?«, fragte Holtkötter und klappte das Buch zu. Otto nickte artig.
    Martin erschrak. Das würde nie gutgehen, Otto war seit zwei Jahren an ein sechzig- bis neunzigminütiges Einschlafritual gewöhnt, mit Vorlesen bei verschiedenen Lichtstimmungen und wechselnder Musik zur Beruhigung. Holtkötter, der Kinderlose, würde ein Desaster erleben. Aber das war vielleicht auch ganz gut so. Dann würde der dämliche Angeber sein Macho-Gehabe mal einstellen.

    Während er mit einer zen-artigen Geduld auf Bretti wartete, hatte Jochen im Netz einen lustigen Test entdeckt. Er liebte diese Tests, weil sie ihm signalisierten, dass er mit seinem Wissen, seinen Haltungen, seiner Meinung nicht allein war, auch wenn er sich oft so fühlte.
    Bei diesem Test ging es darum, Begriffe von Dingen zu erraten, die nur Frauen kennen.
    Was zum Beispiel war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher