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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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Depressionen, weil er auch lieber mit einer tollen Frau gemütlich auf dem Sofa kuscheln würde, anstatt wie eine scharf gemachte Cruise Missile durch die Clubs der Stadt zu jagen. Die Drinks, die Sprüche, das ganze Gehabe, jede Nacht derselbe Quatsch. Mit dem Gin Tonic spülte er die aufkeimenden Zweifel herunter.
    Doro bewegte ihre Hüften wie eine Göttin. Sie lächelte ihn so seltsam an. Das war doch ein Signal, er verstand genau,
was sie wollte. Lars trank heimlich noch einen doppelten Jägermeister, das war der Turbo, den er jetzt brauchte. Von hinten tanzte er Doro an, er fühlte sich gut, er presste sein Becken an ihren Hintern und schlang seine Arme um sie, in Brusthöhe. Sie entwand sich dem Griff. Aber da war so ein Flackern in ihrem Blick.
    Schnurstracks ging sie Richtung Toiletten. Lars wusste es doch. Er folgte ihr auf die Frauentoilette und sah, in welcher Kabine sie verschwand. Lars klopfte. Dass die anderen Mädchen guckten, war ihm egal. Er war einfach cool. Doro öffnete mit fragendem Blick die Tür, er drängte sich in die Kabine und versuchte sie zu küssen. »Spinnst du jetzt komplett?« fauchte sie und wich an ihm vorbei nach draußen. Er erwischte sie kurz vor dem Ausgang. Sie beschimpfte ihn sehr laut und sehr derbe. Lars wollte etwas entgegnen. Aber sie saß schon im Taxi.

    Attila hatte zwanzig Minuten lang gebraucht, um einen Pornofilm auf seinen Blackberry zu zaubern, der ihn erstens anmachte, auf dem zweitens überhaupt was zu erkennen war, der drittens kostenfrei war und viertens nicht so elend lange brauchte, um zu laden. Mitten hinein in das Geschmatze des Kurzfilms kam die SMS von Camille: »Bin um 1h da. Freu mich.«
    Der Parkplatz des Möbelhauses, den er sich ausgesucht hatte, war nicht gerade ruhig. Attila hatte das Gefühl, dass ringsherum in jedem zweiten Auto Geschlechtsverkehr ausgeübt wurde. Hier würde das nichts mit der Entsaftung. Er ließ den Motor an und rollte zurück auf die Straße.
    Ein paar Blöcke weiter gab es eine große Peepshow, in die er früher öfter mal geschlichen war, allerdings bevorzugt im
Winter, wenn man sich mit Mütze und hochgeschlagenem Mantelkragen tarnen konnte. Die Vorstellung, ein Kunde würde ihn in einer dieser Wixbuden erwischen, machte Attila schwindelig.
    In seiner Position konnte man sich eigentlich nichts mehr erlauben außer einem unglaublich biederen Leben, das es nur im Fernsehen gab, oder eben in Chef-Etagen. Männer in Führungspositionen waren die glatt geschliffensten von allen - deswegen gingen sie auch alle zweimal im Jahr jagen. Einem Wildschwein zwischen die Augen zu ballern, das war eine prima Kompensation, nicht für alles, aber für ziemlich vieles.

    Das Lamm war butterzart gewesen, das Gratin etwas trocken und die Bohnen eher struppig im Abgang. Als es um den Wein ging, hatte Martin nach dem Zufallsprinzip die Begriffe »Pfeifentabak«, »Farbspiel« und »Merlot-Anteil« in die Debatte geworfen. Die kubanische Vanille hatte er vergessen. Holtkötter war ziemlich unbeeindruckt darüber hinweggegangen. Er kannte das Weingut und berichtete umständlich von Ferien zwischen Rebstöcken. Jetzt fehlten nur noch das Golf- und das Zigarren-Kapitel.
    Immerhin: Die Story von dem Sozial-Bauernhof in Afrika hatte Holtkötter beeindruckt. Die kannte er offenbar noch nicht. »Solche Geschichten würde ich gern öfter im Fernsehen sehen«, sagte Martin. »Und Dorothea wäre eine Top-Moderatorin dafür«, schob er mit schwerer Zunge hinterher. Holtkötter lächelte, während Dorothea ihm schon wieder Tötungsblicke schickte.
    »Einem Wildschwein zwischen die Augen zu ballern, das war eine prima Kompensation, nicht für alles, aber für ziemlich vieles.«

    Was sollte der Scheiß, dachte Martin: Alle knülle, es ist nach Mitternacht - das ist doch wohl der Moment der Wahrheit, oder nicht? Martin zog vom Esstisch auf die Couch. Er fühlte sich missverstanden.

    Bretti war immer noch nicht da. Immerhin hatte er eine SMS geschrieben: »Bin gleich da.« Das war nachweislich eine seiner vielen Lügen. Jochen hatte das erste Sixpack bereits vernichtet und alle hochemotionalen Vorwürfe durchgespielt, mit denen er Bretti niederstrecken würde. Er könnte ihm ewige Liebe erklären, verratene Freundschaft vorwerfen, Unzuverlässigkeit sowieso, eine widerliche Scheißegal-Mentalität und ihn an der Tür bereits wieder rausschmeißen.
    Aber vielleicht war Bretti ja auch ein bisschen schwul. Sollte Jochen ihm seine Liebe gestehen? Wollte er

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