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Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Titel: Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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Aber mein Mund blieb stumm. Ich sah sie hinabstürzen. Mit entsetzlichem Trompeten. Erst einige nur. Dann die ganze Herde. Stück für Stück. Nur wenige waren in die Sümpfe geflohen. Auch sie starben einen schrecklichen Tod.
    Die Flammen hatten den Rand der Felsen erreicht und erloschen. Qualm stand über der verbrannten Fläche. Der Wind trieb ihn fort.
    Dann hörte ich sie. Dann sah ich sie. Es waren die Männer des Stammes. Sie sangen das Lied des Sieges. Sie tanzten den Tanz der reichen Beute. In Ihren Händen schwangen sie brennende Äste.
    Jetzt wandte sich der Vorfahr Victoria zu und erzählte ihr das weitere Geschehen.
    Ich fand mich wieder sitzend auf dem Boden der Höhle. Weh war mir. Mitleid schnürte meine Kehle zu. Ich sah Tränen aus den Augen des Großen alten Mammuts rinnen. Dann hörte ich es schluchzen. Ich erschrak. Angst erfasste mich. Ich dachte an dich. Furcht erfüllte mich. Deinetwegen. Denn ich wusste was es bedeutete, wenn das Große alte Mammut schluchzte. Ojun, der Schamane hatte es mir gesagt. Es taten sich Spalten auf in der Erde. Berge öffneten ihre Häupter. Feuerströme flossen heraus. Wellen türmten sich zu Gebirgen. Alles konnte vernichtet werden, wenn das Große alte Mammut schluchzte.
    Ich wollte es anflehen, dir nichts geschehen zu lassen. Aber ich wagte nicht den Mund aufzumachen, als ich so vor ihm kauerte. Denn nun erhob es seine Stimme und donnernd hallten die Wände wider von der Kraft seines Zorns.
    »Die Gier hat euch den Verstand geraubt«, sprach es. »Der Hochmut euch geblendet. Die Gesetze der Jagd habt ihr vergessen. Nur die Schwachen dürft ihr töten. Die Kranken und die Müden, deren Seelen reif sind für ein anderes Leben. Die Kraft des Feuers wurde euch geschenkt, um euch zu wärmen. Mit Weisheit sollt ihr sie nutzen. Leben erhalten sollt ihr. Ihr sollt nicht vernichten. Ihr sollt nicht zerstören. Teilen sollt ihr mit denen, deren Seelen Körper fanden in eurer Nähe. Achten ihr und euer Dasein. Was ihr zum Leben braucht, steht euch zu. Sonst nichts. Ihr habt vergessen, an die zu denken, die nach euch kommen. Auch sie wollen leben. Allein können sie nicht leben. Ohne Nahrung können sie nicht leben. Ohne Gefährten können sie nicht sein. Wovon sollen sie leben? Wer soll ihr Gefährte sein? Wenn ihr sie alle tötet?
    Das Gesetz der Jagd müsst ihr wieder lernen. Das Gesetz der Jagd ist das Gesetz des Lebens.«
    Das Große alte Mammut blickte auf mich herab. Der Groll hatte seine Tränen getrocknet. Dann sprach es zu mir:
    »Du wirst deine Stimme erheben und den Völkern über alle Zeiten zurufen, wie das Gesetz der Jagd lautet.«
    Ich erschrak. Ich fing an zu zittern. Das konnte ich nicht. Zaghaft sprach ich zu dem Großen alten Mammut.
    »Großes altes Mammut«, sagte ich, »meine Stimme ist schwach. Sie reicht gerade aus, um über den Fluss zu rufen. Schon die keifende Hellgacka, mit der ich zwei Kinder gezeugt habe, hat immer an mir herumgenörgelt, wenn ich das Wort an sie gerichtet habe. »Was??!«, hat sie immer geschrien »Sprich lauter, ich verstehe dich nicht!.« - wie soll ich da das Gesetz der Jagd den Völkern zurufen über alle Zeiten?«
    Das Große alte Mammut sah mich unwillig an.
    »Gehe und suche die Stimme der Ewigkeit«, sagte es, »folge dem Ruf des großen Sterns. Die Vögel Ods werden dich begleiten.«
    Dann nickte es dem Wolf zu. Der packte mich am Arm und führte mich zurück zum Fluss.
    Ich saß an der alten Stelle am Ufer. Der Mond versteckte sich hinter einer Wolke. Weißlicher Nebel stand über dem Wasser. Ich fror. Meine Glieder waren steif. Vom Wolf war nichts zu sehen. Ich zuckte zusammen. Meine Keule fiel mir ein. Ich hatte sie in der Höhle des Großen alten Mammuts vergessen. Der Aufbruch war zu plötzlich geschehen. Es tat mir Leid um die Keule. Es war eine gute Keule gewesen. Doch dann fühlte ich etwas zwischen meinen Knien. Da lag sie. Ich hatte sie doch mitgenommen. Oder der Wolf hatte sie geholt, nachdem er mich auf den Weg zum Fluss gebracht hatte. Vom großen Stern war nichts zu sehen. Auch die Vögel Ods ließen sich nicht blicken. Ich stand auf und reckte mich. Dann beschloss ich zur kleinen versteckten Erdhöhle zu laufen, in der ich mein Jagdlager eingerichtet hatte, um dort den Rest der Nacht zu verbringen.
       

Der Wald der bunten Blätter
    Ich erwachte. Ein Lichtstrahl tanzte über mein Gesicht. Staubteilchen flimmerten darin. Er kam durch ein kleines Loch an der Stirnseite der Höhle. Es war

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