Der Wachsblumenstrauß
schmerzverzerrt.
»Miss Gilchrist, was fehlt Ihnen denn? Sind Sie krank?«
»Ja. Ich weiß nicht, was… ich…« Sie versuchte aufzustehen, aber dann wurde sie wieder von einem Würgen geschüttelt und sank ins Kissen zurück.
»Bitte…«, flüsterte sie. »Holen Sie den Arzt. Ich muss etwas gegessen haben…«
»Ich hole Ihnen etwas Natron. Wir können den Arzt noch morgen früh holen, wenn es Ihnen bis dahin nicht besser geht.«
Miss Gilchrist schüttelte den Kopf.
»Nein, rufen Sie ihn gleich an. Mir… mir geht es wirklich sehr schlecht.«
»Wissen Sie seine Nummer auswendig? Oder soll ich im Telefonbuch nachsehen?«
Während Miss Gilchrist ihr die Nummer sagte, musste sie mehrmals heftig würgen.
Nach einigen Klingelgeräuschen hörte Susan eine verschlafene männliche Stimme an anderen Ende des Apparats.
»Wer? Gilchrist? In der Mead’s Lane. Ja, ich weiß. Ich bin gleich da.«
Er hielt Wort. Zehn Minuten später hörte Susan seinen Wagen vorfahren und sie ging ihm die Tür zu öffnen.
Nachdem sie ihm erklärt“ hatte, was passiert war, führte sie ihn nach oben. »Ich glaube, sie muss etwas gegessen haben, das ihr nicht bekommt«, sagte sie. »Aber es geht ihr wirklich sehr schlecht.«
Bei seiner Ankunft hatte der Arzt den Eindruck eines Mannes erweckt, der seinem Ärger zwar nicht Luft machte, aber reichlich Erfahrung damit hatte, nachts grundlos aus dem Schlaf gerissen zu werden. Doch sobald er die stöhnende Miss Gilchrist untersuchte, änderte sich sein Verhalten. Er gab Susan mehrere knappe Anweisungen, dann ging er nach unten und tätigte einen Anruf. Schließlich setzte er sich zu Susan ins Wohnzimmer.
»Ich lasse den Sanitätswagen kommen. Sie muss ins Krankenhaus.«
»Geht es ihr wirklich so schlecht?«
»Ja. Ich habe ihr eine Morphiumspritze gegeben, gegen die Schmerzen. Aber es sieht…« Er unterbrach sich. »Was hat sie gegessen?«
»Zum Abendessen hatten wir Spaghetti au gratin und Vanillepudding. Hinterher Kaffee.«
»Sie haben dasselbe gegessen?«
»Ja.«
»Und Ihnen fehlt nichts? Keine Schmerzen, keine Übelkeit?«
»Nein.«
»Und sie hat sonst nichts gegessen? Keinen Dosenfisch? Keine Würstchen?«
»Nein. Wir haben im King’s Arms zu Mittag gegessen – nach der gerichtlichen Untersuchung.«
»Ach ja, natürlich. Sie sind Mrs Lansquenets Nichte?«
»Ja.«
»Eine unschöne Geschichte. Ich hoffe, sie kriegen den Täter zu fassen.«
»Ja, das hoffe ich auch.«
Der Sanitätswagen traf ein. Bevor der Arzt mit Miss Gilchrist ins Krankenhaus gefahren wurde, versprach er Susan, sie am Morgen anzurufen. Sobald er fort war, ging Susan wieder nach oben.
Dieses Mal schlief sie ein, kaum hatte sie den Kopf aufs Kissen gelegt.
II
Die Beerdigung war gut besucht, fast das ganze Dorf nahm daran teil. Susan war die einzige Verwandte, aber die anderen Familienmitglieder hatten alle Kränze geschickt. Mr Entwhistle fragte nach dem Verbleib von Miss Gilchrist. Als Susan ihm im Flüsterton erklärte, was passiert war, hob der Notar die Augenbrauen.
»Das ist doch sehr seltsam, nicht?«
»Ach, heute Morgen geht es ihr schon viel besser. Das Krankenhaus hat angerufen. Manche Leute haben immer wieder Magengeschichten, und einige machen mehr Aufhebens davon als andere.«
Mr Entwhistle schwieg. Nach der Beerdigung fuhr er gleich wieder nach London.
Susan kehrte ins Cottage zurück. Sie fand ein paar Eier, mit denen sie sich eine Omelette machte, dann ging sie in Coras Zimmer und begann, die Sachen der Toten zu sichten.
Mittendrin kam der Arzt. Er machte ein besorgtes Gesicht. Auf Susans Frage hin erklärte er, es gehe Miss Gilchrist schon wesentlich besser.
»In zwei Tagen ist sie wieder auf dem Damm«, sagte er. »Aber es war ein Glück, dass Sie mich gleich geholt haben. Sonst… Das hätte böse enden können.«
Susan starrte ihn an. »War es wirklich so schlimm?«
»Mrs Banks, können Sie mir bitte noch einmal genau sagen, was Miss Gilchrist gestern gegessen und getrunken hat? In allen Einzelheiten.«
Nach kurzem Überlegen erstattete Susan ihm ausführlich Bericht über das Essen des vergangenen Tages. Der Arzt schüttelte unzufrieden den Kopf.
»Es muss etwas gewesen sein, was sie gegessen hat und Sie nicht.«
»Da war nichts… Buttertörtchen, süße Brötchen, Marmelade, Tee – und dann das Abendessen. Nein, etwas anderes fällt mir nicht ein.«
Der Arzt rieb sich die Nase und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
»War es denn wirklich etwas, das
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