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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wahr. Man kann ihn nicht als unzurechnungsfähig einstufen, das räume ich ein. Aber er ist eindeutig sehr labil. Er leidet an einem Bestrafungskomplex – wohl schon seit seiner Kindheit.«
    Susan sprach schnell und heftig.
    »Sie verstehen ihn nicht, Monsieur Poirot. Greg hat nie eine Chance gehabt. Deswegen wollte ich das Geld von Onkel Richard auch so dringend haben. Onkel Richard war zu rational. Er hat es nicht verstanden. Ich wusste, dass Greg ein eigenes Geschäft braucht. Er braucht das Gefühl, jemand zu sein – und nicht nur ein Apothekengehilfe, den man herumschubsen kann. Jetzt wird alles anders werden. Er bekommt sein eigenes Labor. Er kann seine eigenen Rezepturen herstellen.«
    »Ja, ja – Sie bieten ihm den Himmel auf Erden – weil Sie ihn lieben. Ihre Liebe für ihn geht über jedes Maß und Ziel hinaus. Aber man kann einem Menschen nicht geben, was er nicht anzunehmen bereit oder fähig ist. Letzten Endes wird er immer noch sein, was er nicht sein will…«
    »Und das ist?«
    »Susans Mann.«
    »Sie sind grausam! Sie reden blanken Unsinn!«
    »Wenn es um Gregory Banks geht, sind Sie skrupellos. Sie wollten das Geld Ihres Onkels – nicht für sich selbst – sondern für Ihren Mann. Wie dringend wollten Sie es denn?«
    Aufgebracht machte Susan auf dem Absatz kehrt und rannte davon.
     
     

V
     
    »Ich dachte, ich würde mich kurz von Ihnen verabschieden.« Michael Shanes Ton war gewinnend.
    Er lächelte sein ungewöhnlich berückendes Lächeln.
    Poirot wurde sich des gefährlichen Charmes dieses Mannes bewusst.
    Ein paar Sekunden lang musterte er Michael Shane schweigend. Er hatte das Gefühl, ihn weniger gut als die anderen Familienmitglieder zu kennen, denn Michael Shane zeigte nur die Seite seines Wesens, die er andere sehen lassen wollte.
    »Ihre Frau ist eine sehr ungewöhnliche Persönlichkeit«, meinte Poirot im Plauderton.
    Michael hob die Augenbrauen.
    »Finden Sie? Ich gebe zu, sie ist bildschön. Aber meines Erachtens besticht sie nicht eben durch Intelligenz.«
    »Sie wird nie versuchen, allzu klug zu sein«, pflichtete Poirot ihm bei. »Aber sie weiß, was sie will.« Er seufzte. »Das tun nur sehr wenige Menschen.«
    »Ah!« Auf Michaels Gesicht erschien wieder das Lächeln. »Sie denken an den Malachittisch?«
    »Vielleicht.« Nach einer Pause fügte Poirot hinzu: »Und an das, was auf dem Tisch stand.«
    »Die Wachsblumen, meinen Sie?«
    »Die Wachsblumen.«
    Michael runzelte die Stirn.
    »Ich kann Ihnen nicht immer ganz folgen, Monsieur Poirot. Aber«, das Lächeln wurde wieder angestellt, »ich bin Ihnen mehr als dankbar, dass wir jetzt Klarheit haben. Es ist, gelinde gesagt, unerquicklich, den Verdacht haben zu müssen, einer von uns könnte den armen alten Onkel Richard ermordet haben.«
    »So kam er Ihnen vor, als Sie ihn sahen?«, fragte Poirot. »Als armer alter Onkel Richard?«
    »Nun ja, natürlich hatte er sich sehr gut gehalten und so…«
    »Und war im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte…«
    »Auch das.«
    »Sogar ziemlich schlau?«
    »Das würde ich sagen.«
    »Und ein großer Menschenkenner.«
    Das Lächeln verschwand nicht.
    »Sie dürfen nicht von mir erwarten, dass ich Ihnen da zustimme, Monsieur Poirot. Er mochte mich nicht.«
    »Er hielt Sie womöglich für den Typ des untreuen Ehemannes?«, fragte Poirot nach.
    Michael lachte.
    »Ein altmodisches Konzept!«
    »Aber es entspricht der Wahrheit, nicht wahr?«
    »Was meinen Sie bitte damit?«
    Poirot legte die Fingerspitzen aneinander.
    »Es wurden Erkundigungen eingezogen, müssen Sie wissen«, murmelte er.
    »Von Ihnen?«
    »Nicht nur von mir.«
    Michael Shane warf ihm einen kurzen, forschenden Blick zu. Er reagierte schnell, das fiel Poirot auf. Michael Shane war nicht dumm.
    »Sie meinen – die Polizei ist neugierig geworden?«
    »Die Polizei hat den Mord an Cora Lansquenet nie als Gelegenheitsverbrechen betrachtet.«
    »Und sie haben angefangen, Erkundigungen über mich einzuziehen?«
    »Sie interessieren sich für den Verbleib aller Anverwandten von Mrs Lansquenet am Tag ihres Todes«, erklärte Poirot spitz.
    »Das ist sehr unangenehm.« Michaels Ton war charmant, vertraulich und reumütig.
    »Tatsächlich, Mr Shane?«
    »Viel unangenehmer, als Sie sich vorstellen können! Sehen Sie, ich habe Rosamund erzählt, dass ich an dem Tag mit einem gewissen Oscar Lewis beim Essen war.«
    »Wo Sie in Wirklichkeit etwas völlig anderes taten?«
    »Ja. In Wirklichkeit bin ich mit dem Auto zu einer Frau namens

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