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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Objekte der Sammlung vom Zahn der Zeit verschont blieben.
    Erst kürzlich hatte der Schattenpapa das an den Palazzo Rospo angrenzende Anwesen erworben. Er hatte vor, die darauf stehende Villa abzureißen, die beiden Grundstücke zu verbinden und gegenüber dem Palazzo im selben Baustil ein Museum zu errichten, um dort seine Erinnerungsstücke auszustellen.
    Obwohl sein Vater nie darüber gesprochen hatte, hegte Fric den Verdacht, dass das gesamte Anwesen eines Tages der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte wie Graceland, das Domizil von Elvis. Als Manager des Ganzen sollte dann wohl Fric fungieren.
    Falls es je dazu kam, dann würde er sich natürlich eine Kugel in den Kopf jagen oder von einem Hochhaus springen müssen (oder beides). Möglicherweise war es ihm bis dahin ja aber auch gelungen, unter einem anderen Namen insgeheim ein neues Leben zu beginnen, zum Beispiel am Arsch der Welt in Montana oder in einem anderen so abgelegenen und verschlafenen Ort, dass die Bewohner ihr Kino noch immer als »Lichtspielhaus« bezeichneten.
    Wenn Fric auf den Dachboden kletterte, um durch das Labyrinth aus Manheim-Denkwürdigkeiten zu schlendern, fühlte er sich manchmal wie in einer Märchenwelt. Ab und an überlief ihn sogar ein Schauer, weil er ein Teil dieses fast legendären, magischen Milieus war.
    An anderen Tagen hatte er das Gefühl, höchstens fünf Zentimeter groß zu sein und immer noch zu schrumpfen, ein Däumling, ein Käfer, der jederzeit Gefahr lief, platt gedrückt und anschließend einfach vergessen zu werden.
    An diesem Abend fühlte er sich von der Sammlung weder beflügelt noch entmutigt, durchstreifte er sie doch lediglich, um ein geeignetes Versteck zu suchen. Bestimmt konnte er zwischen all den Souvenirs in dem Labyrinth einen Zufluchtsort finden, an dem er vom allgegenwärtigen Gesicht seines Vaters geschützt war. Vielleicht wirkte es ja so abschreckend auf das Böse wie Knoblauch und ein Kruzifix auf eine Horde Vampire.
    Er kam zu einem gut zwei Meter hohen Spiegel mit einem Rahmen aus geschnitzten, von Hand bemalten Schlangen, die sich zu edelsteinfarbenen Schlingen krümmten. In Schwarzer Schnee hatte Frics Vater in diesem Spiegel Details aus seiner Zukunft erblickt.
    Fric sah Fric und nur Fric allein. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf sein Spiegelbild, wie er es manchmal tat, um sein Bild zu einer größeren und tafferen Gestalt verschwimmen zu lassen. Wie üblich gelang es ihm zwar nicht, sich gleichzeitig auch heldenhaft zu fühlen, aber er war schon froh, dass der Spiegel ihm keine Szenen aus seiner Zukunft offenbarte und ihm bestätigte, was für ein hoffnungsloser Fall er noch mit dreißig, vierzig, fünfzig sein würde.
    Als Fric vom Spiegel zurücktrat und sich gerade abwenden wollte, schien sich das Glas zu kräuseln, und ein Mann trat hindurch – ein groß gewachsener Mann, der mächtig taff aussah, auch ohne die Augen zusammenzukneifen. Grinsend griff der Rohling nach Fric, und der rannte um sein Leben.

39
    Hinter den Fenstern breitete sich eine Dunkelheit aus, die Ethan bedrückte wie noch nie. Er ging durch seine Wohnung, um die Vorhänge zuzuziehen und die Nacht auszusperren, als hätte sie tatsächlich tausend Augen.
    In seinem Arbeitszimmer angelangt, setzte er sich an den Schreibtisch, schaltete den Computer ein und startete das Programm für die Steuerung der Haustechnik. Auf dem Bildschirm erschienen Icons für die kombinierte Heiz- und Klimaanlage, die Heizung für Pool und Wellnessbereich, das Beleuchtungs- und Bewässerungssystem des Gartens, die Innenbeleuchtung, das vernetzte Audio-Video-System, den elektronischen Überwachungsapparat, die Telefone und weitere Systeme.
    Mit der Maus klickte Ethan auf das Telefonsymbol. Ein Fenster für sein Passwort erschien, und er tippte es ein.
    Von allen Mitgliedern des Personals war Ethan der einzige, der nicht nur Zugriff auf das Überwachungs- und das Telefonsystem hatte, sondern es auch umprogrammieren konnte.
    Der Bildschirm veränderte sich und bot ihm eine neue Auswahl an Optionen.
    Theoretisch waren die Telefone in seiner Wohnung mit allen vierundzwanzig Anschlüssen verbunden, aber nur zwei davon waren ihm zugänglich. Er konnte niemandes Telefongespräche mithören und auch von keinem belauscht werden.
    Kamen Anrufe für die anderen Anschlussnummern, hörte er in seinen Räumen auch keinen Klingelton. Allerdings blinkte ein Lämpchen über der Nummer einer Leitung, die gerade angerufen wurde, und

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