Der Wächter
während des folgenden Gesprächs blieb es kontinuierlich an.
Im Telefonprogramm angekommen, gab Ethan die nötigen Befehle ein, um Anschluss 23, Frics Privatnummer, auch auf seine Telefone umzuleiten. Von nun an würden sie sich dort ebenfalls mit Frics Rufmelodie melden, sobald ein Anruf hereinkam.
Nachdem das erledigt war, nahm er das Telefonprotokoll des Tages unter die Lupe.
Jeder Anruf, der den Palazzo Rospo erreichte oder verließ, wurde automatisch registriert, wenn auch nicht aufgezeichnet. Gespeichert wurden der Zeitpunkt, zu dem eine Verbindung hergestellt wurde, und die Dauer des jeweiligen Gesprächs.
Auch die Nummern der Anschlüsse, die man vom Haus aus anrief, wurden aufgezeichnet. Dasselbe galt für die Nummern der eingehenden Anrufe, falls diese zuvor nicht durch die entsprechende Tastenkombination blockiert worden waren.
Ethan gab seinen Namen ein. Während seiner Abwesenheit hatte er nur einen einzigen Anruf erhalten. Die Anrufe, die er von seinem Handy aus tätigte, wurden von diesem System nicht registriert.
Er griff zum Telefon, um seine Voicemail abzuhören. Der Anruf stammte vom Krankenhaus und unterrichtete ihn von Dunnys Tod.
Nachdem Ethan seinen Namen gelöscht und den von Aelfric eingetippt hatte, teilte ihm der Computer mit, dass der Junge am heutigen Montag, dem 21. Dezember, keinerlei Anrufe empfangen hatte.
Laut Fric hatte der Schnaufer sich gleich zweimal gemeldet, und wenigstens einmal hatte der Junge ihn zurückgerufen. Alle drei Verbindungen hätten aufgezeichnet werden müssen.
Ethan klickte Frics Anrufliste weg und die Zentraldatei an. Hier waren sämtliche Telefonate seit der vergangenen Mitternacht in der Reihenfolge registriert, in der die Anrufe abgegangen oder empfangen worden waren. Die Liste war lang, weil das Personal mit den Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt war.
So sorgfältig er die Datei auch durchging, er fand keinerlei Anrufe für Frics Privatanschluss.
Falls kein Irrtum des Computerprogramms vorlag, was nach Ethans Erfahrung noch nie vorgekommen war, dann führte das unvermeidlich zu dem Schluss, dass Fric die Sache mit den obszönen Anrufen erfunden hatte.
Aus Achtung gegenüber dem Jungen ging Ethan die Liste noch einmal durch, diesmal von unten nach oben. Das Ergebnis war dasselbe.
So schwer es auch zu glauben sein mochte, dass das System die fraglichen Anrufe nicht bemerkt hatte, Ethan hatte fast dieselben Probleme mit der Vorstellung, Fric könnte die Geschichte mit dem schnaufenden Wüstling erfunden haben. Der Junge neigte einfach nicht dazu, seine Erlebnisse zu dramatisieren oder sich gar in den Mittelpunkt stellen zu wollen.
Außerdem hatte er ehrlich verstört ausgesehen, als er von den Anrufen berichtet hatte. Er hat bloß geschnauft . Außerdem hat er so Geräusche gemacht , fast wie … fast wie ein Tier .
Aus den Augenwinkeln nahm Ethan ein Blinken wahr, wandte sich vom Bildschirm ab und sah, dass das Lämpchen von Anschluss Nummer 24 blinkte. Während er es beobachtete, wurde der Anruf entgegengenommen, sobald die Verbindung nämlich hergestellt war, brannte das Lämpchen kontinuierlich.
Nummer 24, der letzte Anschluss auf der Konsole, war für Anrufe aus dem Reich der Toten reserviert.
40
Wenn ein grimmig aussehender Typ wie durch eine Tür aus einem Spiegel tritt, wenn er nach einem grapscht und mit den Fingerspitzen das Hemd erwischt, dann wäre es verzeihlich, wenn man sich in die Hosen pinkelte oder ganz die Kontrolle über die Schließmuskeln verlöre. Deshalb war Fric auch so verblüfft, dass er sich nicht sofort aus jeder Körperöffnung entleerte, sondern schnell genug reagierte, um sich den grapschenden Fingern entziehen zu können. In völlig trockenem und gestanklosem Zustand flüchtete er in das Labyrinth aus Denkwürdigkeiten.
Er hetzte nach links, rechts, rechts, links, sprang über einen niedrigen Stapel Schachteln in den nächsten Gang, streifte unsanft zwei riesige Plakate, rannte an einem lebensgroßen Pappbild des Schattenpapas als Detektiv aus den 1930er-Jahren vorbei, schob sich zwischen immer neuen Postern hindurch und wich einem realistisch aussehenden Styropor-Einhorn aus, das aus dem einzigen Film in der Biografie Channing Manheims stammte, über den niemand in Gegenwart des Hauptdarstellers zu sprechen wagte. Links, links, dann rechts, dann blieb er stehen, als ihm klar wurde, dass er keine Ahnung mehr hatte, welchen Weg er gekommen war, und dass er sich womöglich in einem Kreis wieder auf den
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