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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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jederzeit zu Hilfe rufen, und der seit seiner Flucht aus dem Dachboden auch sein eigentliches Ziel gewesen war, verlor er plötzlich die Nerven. Ein Mann, der aus einem Spiegel trat; derselbe Mann, der zwischen den Dachsparren umherflog; ein Geist, der sich im Schmuck eines Weihnachtsbaums aufhielt, einen von dort aus beobachtete und womöglich das Glas zerbersten ließ, um sein Opfer zu infizieren: Fric konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand eine derart phantastische und wirre Geschichte glaubte, schon gar nicht ein ehemaliger Cop, der wahrscheinlich zum Zyniker geworden war, nachdem er sich zahllose Lügengeschichten von miesen Schurken und ausgeflippten Spinnern hatte anhören müssen.
    Fric hatte tatsächlich ein bisschen Angst, in die Klapsmühle gesteckt zu werden. Bisher hatte zwar noch niemand angedeutet, dass er da hingehöre, aber zumindest in einem Fall war dieses Thema ein Teil seiner Familiengeschichte. Bestimmt erinnerte sich irgendjemand noch an eine gewisse Erfahrung der Quasimama, und vielleicht warf der dann einen schiefen Blick auf Fric und dachte: Der muss wohl auch mal in die Gummizelle .
    Schlimmer noch, er hatte Mr. Truman angelogen, und nun hätte er diese Lüge beichten müssen.
    Von seinen merkwürdigen Gesprächen mit dem Mysteriösen Anrufer hatte er deshalb nichts erzählt, weil ihm selbst die zu himmelschreiend sonderbar vorgekommen waren, um Glauben zu finden. Er hatte gehofft, einfach nur von einem schnaufenden Perversen erzählen zu müssen, damit Mr. Truman die Anrufe zurückverfolgte, den Drecksack fand (falls der Mysteriöse Anrufer tatsächlich ein Drecksack war) und dieser verrückten Sache auf den Grund kam.
    Als Mr. Truman noch einmal nachgefragt hatte, ob Fric ihm auch alles gesagt habe, hatte Fric erwidert: »Doch, klar. Er hat bloß geschnauft.« Und damit hatte er eindeutig gelogen.
    Jetzt hätte Fric zugeben müssen, dass er »nicht ganz aufrichtig« gewesen war, wie man es bei der Polizei nannte, und die Cops im Fernsehen waren immer überhaupt nicht glücklich über Typen, die Informationen zurückhielten. Wenn die Sache herauskam, dann würde Mr. Truman ihm mit Fug und Recht misstrauen und sich fragen, ob der Sohn des größten Filmstars der Welt nicht etwa ein angehender Verbrecher war.
    Dennoch musste er Mr. Truman von dem Mysteriösen Anrufer erzählen, wenn er ihm von Robin Goodfellow erzählen wollte, der in Wirklichkeit Moloch war, und von Moloch musste er ihm erzählen, um ihn auf die Geschichte von den völlig irren Dingen vorzubereiten, die sich auf dem Dachboden abgespielt hatten.
    Das klang nach viel zu viel irrem Zeug, um es überhaupt irgendjemandem als Ganzes aufzutischen, vor allem einem zynischen früheren Cop, der alles schon viel zu oft erlebt hatte und dem nicht ganz aufrichtige Schleimbeutel zuwider waren. Indem er Mr. Truman zuvor nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, hatte Fric sich selbst eine Falle gestellt, genau wie die dämlichen Gestalten in dämlichen Kriminalserien sich immer selbst eine Falle stellten, egal, ob sie unschuldig waren oder nicht.

    Lügen bringen dir nur Unglück .
    Ja, ja, ja.
    Der einzige Beweis für seine Geschichte war das zerknüllte Foto der hübschen Frau mit dem sanften Lächeln, das ihm der Mann im Spiegel in die Hand gedrückt hatte.
    Er starrte auf die Tür zu Mr. Trumans Wohnung.
    Er betrachtete das Foto.
    Das Foto bewies überhaupt nichts. Er konnte es von überall her haben.
    Hätte der Mann im Spiegel ihm einen Zauberring gegeben, mit dem er sich in einen Kater verwandeln konnte, oder eine zweiköpfige Kröte, die mit einem Kopf Englisch und mit dem anderen Französisch sprach und mit dem Hintern Britney-Spears-Songs pfiff, das wäre ein Beweis gewesen.
    Das Foto hingegen brachte rein gar nichts. Es war bloß ein zerknittertes Bild, nicht mehr als das Porträt einer hübschen Frau mit einem wunderschönen Lächeln, einer Fremden.
    Wenn Fric berichtete, was auf dem Dachboden geschehen war, dann glaubte Mr. Truman bestimmt, er habe Gras geraucht. Er würde alle Glaubwürdigkeit verlieren, die er momentan vielleicht noch besaß.
    Ohne zu klopfen, wandte er sich von der Tür ab.
    In diesem Kampf stand er allein da. Allein dazustehen war zwar nichts Neues für ihn, aber es wurde allmählich echt lästig.

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    Nachdem er zu viel chinesisches Essen verzehrt und dabei sein Wissen über die dunkleren Ecken des Palazzo Rospo aufgefrischt hatte, kippte Corky Laputa die Reste in den Mülleimer, mixte sich einen

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