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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Vorhabens.
    Wenn der größte Filmstar der Welt, der hinter wehrhaften Mauern und einem elektronischen Burggraben lebte und rund um die Uhr von Bodyguards bewacht wurde, es nicht schaffte, seine Familie zu beschützen, wenn der einzige Sohn von Channing Manheim aus dessen Villa in Bel Air entführt werden konnte, obwohl der Vater ausdrücklich durch sechs schwarz verpackte Schachteln gewarnt worden war, dann war keine Familie mehr irgendwo in Sicherheit. Weder die Armen noch die Reichen. Weder die Unbekannten noch die Prominenten. Weder die Gottlosen noch die Gottesfürchtigen.
    Diese Botschaft sollte die Öffentlichkeit Stunde um Stunde und Tag für Tag verseuchen, so lange wie sich Aelfric Manheims langes, qualvolles Martyrium entfaltete.
    Corky hatte vor, den gefangenen Jungen zuerst emotional zu zerstören, dann mental und erst ganz zum Schluss auch physisch. Diesen Vorgang, der Wochen dauern sollte, wollte er auf Video aufzeichnen. Mit Geräten, die er speziell für dieses Projekt erworben hatte, wollte er die Aufnahmen bearbeiten und kopieren, um ausgewählte Zeitungen und Fernsehsender regelmäßig mit Bildern von Aelfrics Qualen zu versorgen.
    Bestimmte Medien würden davor zurückschrecken, die Videos oder auch nur Standbilder davon zu zeigen, aber andere erkannten bestimmt, dass ein geschmack- und gewissenloses Handeln einen Wettbewerbsvorteil mit sich brachte. Wenn sie ihre Sensationsgier erst einmal mit wohlklingenden Worten gerechtfertigt hatten, würde ein Teil ihrer zimperlichen Konkurrenten dasselbe tun.
    Das von Entsetzen gepackte Gesicht des Jungen würde das ganze Land heimsuchen und zu der langen Reihe von Schlägen beitragen, mit denen die Grundlagen von Ordnung und Stabilität erschüttert wurden. Millionen amerikanischer Bürger würden ihr bereits angeknackstes Vertrauen darin verlieren, dass sie in Sicherheit lebten.
    Zwei Straßen von Hokenberrys Bungalow entfernt ging Corky gerade auf seinen BMW zu, als ein Blitzstrahl die Wolken durchbohrte. Donner krachte, und ein Geschwür im Himmel platzte. Das leichte Nieseln verwandelte sich urplötzlich in eine tonnenschwere Flut, die dem Wind den Atem nahm.
    Wenn schon ein einzelner Donnerschlag ein Omen von Corkys Triumph gewesen war, dann waren Donner und Blitz die Bestätigung, dass er das erste Grollen korrekt gedeutet hatte.
    Wieder flammte der Himmel auf und grollte. Dicke, kalte Regentropfen rissen Blätter von den Bäumen und hämmerten, hämmerten auf das Straßenpflaster ein.
    Eine herrliche halbe Minute lang tollte Corky herum wie Gene Kelly, »Shake Your Groove Thing« auf den Lippen, ohne sich darum zu scheren, ob jemand ihn beobachtete.
    Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr davon. Er hatte an diesem bedeutsamsten Tag seines bisherigen Lebens noch viel zu tun.

54
    Während Ethan auf Musik wartete, die jedes Gefühl verkümmern ließ, und auf den Krankenhausaufzug, der sie brachte, läutete sein Handy.
    »Wo bist du gerade?«, fragte Hazard Yancy.
    »Im Krankenhaus. Bin am Gehen.«
    »Schon in der Tiefgarage?«
    »Auf dem Weg dorthin.«
    »Obere oder untere Ebene?«
    »Die obere.«
    »Was fährst du?«
    »Einen weißen Expedition, wie gestern.«
    »Wart im Auto auf mich. Ich muss mit dir sprechen.« Hazard legte auf.
    Ethan fuhr allein und ohne Musik hinab. Offenbar war das Beschallungssystem defekt.
    Aus dem Lautsprecher an der Decke kam nur ein Zischen, Knacken und Knistern.
    Als er das nächste Stockwerk erreichte, glaubte er, im Rauschen eine schwache Stimme zu hören. Diese wurde schnell lauter, aber nicht genug, um verständlich zu sein.
    Drei Etagen tiefer war er sich sicher, dass es sich um die gespenstische Stimme handelte, der er nachts am Telefon eine geschlagene halbe Stunde lang gelauscht hatte. Da, wo er so versessen darauf gewesen war, sie zu verstehen, dass er in eine Art Trance gefallen war.
    In dem leisen Rauschen, das sanft wie Schnee aus dem Deckenlautsprecher herniedersank, erklang sein Name. Er hörte ihn wie aus weiter Ferne, aber doch deutlich erkennbar.
    » Ethan … Ethan … «
    Die Möwen, die an einem trüben Wintertag hoch über dem Strand oder dem Hafen im alle Geräusche dämpfenden Nebel dahinflogen, verständigten sich dann und wann mit zweisilbigen Schreien, die sich sowohl angstvoll anhörten als auch wie ein Suchruf, ausgestoßen voller klagender Hoffnung auf eine Antwort. Es war der einsamste Laut auf der ganzen Welt. In dieser Stimme, die wie ein Echo, das eine Bergschlucht herabhallte, » Ethan

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