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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht vorstellen, was die Polizei von seinem Vater wollte.
    Professor Fitzmartin war sechsundachtzig Jahre alt. Wenn jemand ein rechtschaffenes Leben geführt hatte, dann wandte er sich im Ruhestand nur selten dem Verbrechen zu. Man war zu sehr mit Gärtnern und der Entfernung von Nierensteinen beschäftigt.
    Außerdem hatte Fitzmartin sich erst morgens einer vierfachen Bypassoperation unterziehen müssen. Falls er Rolf Reynerds Komplize war, dann würde er in naher Zukunft keine Filmstars umbringen.
    Ethan sah auf seine Armbanduhr. 14.34 Uhr. 
    Tick , tick , tick .

66
    Mick Sachatone, der Anarchist und Multimillionär, lebte nicht in einem schicken Viertel voller Multimillionäre, weil er es um jeden Preis vermeiden wollte, dem Finanzamt die Herkunft seines Reichtums erklären zu müssen. Was man in bar kassierte, hängte man nicht an die große Glocke.
    Er wusch genügend Geld, um zu rechtfertigen, wieso er sich in einer sauberen, angenehmen und hinreichend wohlhabenden Gegend in Sherman Oaks ein geräumiges zweistöckiges Haus ohne architektonische Mätzchen leisten konnte.
    Nur eine Hand voll von Micks ältesten, zuverlässigsten Kunden kannten seine Anschrift. Im Allgemeinen führte er seine Geschäfte an öffentlichen Stränden und in Parks, Cafés und Kirchen.
    Ohne bei der Garage in Santa Monica vorbeizufahren, um sein Robin-Goodfellow-Kostüm gegen seine Alltagssachen und den gelben Regenmantel auszutauschen, fuhr Corky von Jack Trotters ländlicher Bleibe nach Sherman Oaks. Dank Queeg von Hindenburg, dem Sammler zerschossenen Porzellans, war sein Zeitplan durcheinander geraten. Er hatte an diesem bedeutendsten, aber zusehends verrinnenden Tag seines Lebens noch mehr als genug zu tun.
    Corky stellte den Wagen in der Einfahrt ab und rannte durch den Regen unters Dach der vorderen Veranda.
    »Bin sofort da!«, drang Micks Stimme aus der Sprechanlage neben dem Klingelknopf, und wenig später kam der Hausherr selbst mit ungewöhnlicher Eile an die Tür. Manchmal musste man zwei, drei Minuten oder sogar noch länger warten, bis Mick nach der Begrüßung durch den Lautsprecher persönlich erschien, weil er häufig mit seiner Arbeit oder anderen Dingen beschäftigt war.
    Wie üblich war Mick zu Hause barfuß und im Schlafanzug. Heute war der Pyjama rot und mit Bildern der Zeichentrickfigur Bart Simpson geschmückt. Teils kaufte Mick seine Hausklamotten von der Stange, teils ließ er sie maßschneidern.
    Schon bevor Mick in die Pubertät gekommen war, hatte ihn die Geschichte des Playboy -Gründers Hugh Hefner fasziniert. Der hatte eine Möglichkeit gefunden, erwachsen zu werden, Erfolg zu haben und trotzdem ein großes Kind zu bleiben, das sich nach Belieben jeder Laune hingeben durfte, aus seinem Leben eine einzige lange Party machte und die meisten Tage im Pyjama verbrachte.
    Mick, der meist zu Hause arbeitete, besaß mehr als hundertfünfzig Pyjamas. Er schlief zwar nackt, dafür trug er die Schlafanzüge tagsüber zur Schau.
    Er hielt sich für einen Jünger von Hugh Hefner, für einen Mini-Hef. Mit zweiundvierzig Jahren war er noch immer voll in der Pubertät.
    »He, Cork, echt hippe Klamotten«, sagte Mick, als er die Tür aufmachte und Corky als Robin Goodfellow verkleidet sah.
    Ein Fremder hätte sich womöglich auf den Arm genommen gefühlt, aber Micks Freunde wussten, dass er seinen Slang-Wortschatz schon lange nicht mehr aufpolierte, natürlich um mehr im Einklang mit der großen Zeit seines Idols zu sein.
    »Tut mir Leid, dass ich zu spät komme«, sagte Corky und trat ein.
    »Kein Problem, Mann. Ich würde nie ’ne Uhr benutzen, wenn das ginge.«
    Das Wohnzimmer enthielt exakt so viele Möbel, wie nötig waren. Das bequeme Sofa, die schweren Sessel mit Fußbänken, der Couchtisch, mehrere Beistelltischchen und die Lampen waren als Ensemble in einem Kaufhaus erworben worden. Alles war von guter Qualität, aber eher gemütlich als protzig.
    Mick hatte keinerlei Dünkel. Trotz seines Reichtums blieb er ein Mann mit einfachen, wenn auch teilweise zwanghaften Bedürfnissen.
    Das bestimmende Element in seinem Eigenheim hatte nichts mit Möbeln oder Kunst zu tun. Mit Ausnahme einiger Arbeitsräume, die er hatte anbauen lassen, waren fast alle Wände im Haus mit Regalen versehen. Sie beherbergten eine gewaltige Sammlung pornografischer Videos und DVDs. Selbst an die Wände der Treppe und der Flure waren Regale gedübelt worden.
    Mick kaufte lieber Videokassetten als DVDs. Kassetten hatten einen breiten,

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