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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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früheren Zusammentreffen hatten die beiden darüber gesprochen, wie man das Internet für einen Notruf nutzen konnte. Offenbar merkte Mick, dass Corky gerade daran dachte, er fuhr nämlich fort: »Die direkte Internetverbindung über Kabelmodem zur Villa Rospo wird ebenfalls um zwanzig Uhr dreißig unterbrochen werden.«
    »Und die Wachleute werden überhaupt nichts von der ganzen Sache merken?«
    »Nur, wenn sie gerade telefonieren oder ins Internet gehen wollen.«
    »Auf ihren Computern erscheint keine Warnung, dass das System unterbrochen ist?«
    »Da habe ich vorgesorgt. Aber, wie ich dir schon gesagt habe, ich kann weder die Überwachungskameras abschalten noch die Wärmesensoren an der Mauer, noch die Bewegungsmelder im Haus selbst. Wenn ich das täte, würden die Wachleute sehen, dass ihr System abstürzt, und Verdacht schöpfen.«
    Corky zuckte die Achseln. »Wenn ich im Haus bin, sollen die Bewegungsmelder sowieso funktionieren. Vielleicht brauche ich sie ja. Und was die Kameras und die Wärmesensoren betrifft, an denen bringt Trotter mich vorbei.«
    »Und dann machst du ihn kalt.«
    »Nicht sofort. Später. Also, was musst du jetzt noch tun?«
    Feierlich hob Mick die rechte Hand. »Nur noch das.« Langsam und mit übertriebener Dramatik ließ er den Zeigefinger über der Tastatur kreisen und tippte schließlich auf die Eingabetaste.
    Die Daten auf dem Bildschirm verschwanden; an ihre Stelle trat ein makellos blaues Feld.
    Corky zuckte zusammen. »Was ist jetzt schief gelaufen?«
    »Gar nichts. Ich habe das Programm abgeschickt.«
    »Wie lange braucht es, bis es ankommt?«
    Mick zeigte auf zwei Wörter, die inzwischen in der Mitte des Bildschirms erschienen waren: ATTACKE EINGELEITET. »Wenn das sich verändert, ist die Sache gelaufen. Willst du ein Cola oder irgendwas anderes zu trinken?«
    »Nein, danke«, sagte Corky.
    Er aß und trank nie etwas, wenn er hier zu Besuch war, und er bemühte sich auch, nichts anzufassen. Man musste damit rechnen, dass Mick irgendwann einmal alles in seinem Haus berührte, und man wusste ja nie, wo dessen Hände kurz davor gewesen waren. Nun ja, eigentlich wusste man ziemlich genau, wo die Hände kurz davor gewesen waren, genau das war ja das Problem.
    Die meisten von Micks Freunden hätten es abgelehnt, ihm die Hand zu schütteln, wenn er sie ihnen gereicht hätte, und offenbar verstand er ihre Bedenken, wenn auch nur unterschwellig, und verzichtete von vornherein auf jeden Hand-zu-Hand-Kontakt.
    Bart Simpson rannte über ein Feld aus Stofffalten, in denen er verschwand und wieder auftauchte, und zog allerhand lustige Grimassen, während Mick eine Dose Cola aus dem Bürokühlschrank holte und sich wieder auf seinen Sessel am Computer setzte.
    Die Unterhaltung wandte sich einem seltenen Pornovideo zu, das angeblich in Japan entstanden und in den einschlägigen Kreisen legendär war. Zu den Darstellern gehörten zwei Männer, zwei Frauen und ein Hermaphrodit, alle als Hitler verkleidet. Hinter dieser Rarität war Mick schon seit zwölf Jahren her.
    Das Video kam Corky nicht sonderlich interessant vor, aber er hatte gar keine Chance, vom Thema gelangweilt zu werden, weil sich schon nach weniger als vier Minuten die Ankündigung ATTACKE EINGELEITET in ein zufriedenes ALLES PALETTI verwandelte.
    »Programm gestartet«, sagte Mick.
    »Das war alles?«
    »Ja. Die Viren sind in den Computern der Telefongesellschaft, des Kabelnetzbetreibers und der Wachgesellschaft angekommen. Später, genau in dem Moment, wo du es brauchst, wird alles abgeschaltet.«
    »Ohne dass du dich noch mal darum kümmern musst?«
    Mick grinste. »Raffiniert, was?«
    »Frappierend«, sagte Corky.
    Mick legte den Kopf zurück, um einen tiefen Schluck Cola zu nehmen; Corky zog die Glock, und als Mick den Kopf wieder senkte, blies Corky den Mann um.

67
    Der Professor, der das eintägige Seminar über Publicity und Selbstvermarktung geleitet hatte, hieß Dr. Robert Vebbler. Er ließ sich jedoch lieber Dr. Bob nennen. Unter diesem Namen war er in der Motivationsszene bekannt. Bei seinen Vorträgen versprach er, durchschnittliche, an sich zweifelnde Männer und Frauen in von allen Zweifeln freie Energiebündel aus Eigennutz und übermenschlicher Leistungsbereitschaft zu verwandeln.
    Ethan und Hazard fanden den Professor auf dem fast menschenleeren Campus vor, wo er sich gerade auf eine Vortragsreise im Januar vorbereitete. Die Wände seiner zwei Büroräume waren mit Porträts von Dr. Bob geschmückt, deren

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