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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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saß immer noch in seinem Wagen. Da er nun wusste, mit welcher Sorte Mensch er es zu tun hatte, konnte er sich überlegen, wie er sich Vladimir Laputa am besten nähern sollte.
    Sein Handy läutete. Als er abnahm, erkannte er sofort die Stimme, die er gerade auf der Straße gehört hatte, die Stimme der unheimlichen Gestalt.
    »Ich bin Ethans Beschützer, nicht deiner und nicht der von Aelfric«, sagte Dunny Whistler. »Aber wenn ich ihn rette – falls mir das überhaupt gelingt –, wäre es sinnlos, wenn du oder der Junge sterben.«
    Hazard, der normalerweise aus einem reichen Wortschatz wählen konnte, fühlte sich in diesem Falle mittellos. Er hatte noch nie mit einem Geist gesprochen, und er wollte auch nicht damit anfangen.
    »Er wird sich die Schuld an eurem Tod geben«, fuhr Whistler fort, »und dann wird der Schatten auf seinem Herzen zu einer tiefen Dunkelheit werden. Geh also nicht in dieses Haus.«
    Hazard fand in sich eine Stimme, die nicht wesentlich dünner und zittriger klang als die, auf die er sich sonst verlassen konnte. »Bist du tot oder lebendig?«
    »Ich bin tot und lebendig. Geh nicht in dieses Haus. Die Kevlarweste schützt dich nicht. Kopfschuss. Zwei Kugeln im Hirn. Und ich bin nicht ermächtigt, dich wieder zum Leben zu erwecken.«
    Dunny legte auf.
    Zum Sturm auf die Burg von Hollywoods derzeitigem Regenten bereit, stand Corky in seiner Küche, warf einen Blick auf die Wanduhr und sah, dass ihm nur noch eine knappe Stunde blieb, bis er in Bel Air mit Jack Trotter zusammenkam.
    Mord und Totschlag regten den Appetit an. Corky wanderte zwischen Kühlschrank und Speisekammer hin und her, um auf die Schnelle eine Mahlzeit zu improvisieren: Käse, Dörrobst, ein halber Donut, ein Löffel Karamellpudding, ein Happen hiervon, ein Mund voll davon.
    Ein derart chaotisches Abendessen passte gut zu einem Mann, der die Welt an einem einzigen Tag mit so viel Unordnung überzogen hatte und auf den noch viel Arbeit wartete, bevor er sich schlafen legen konnte.
    Die Glock lag mit aufgesetztem Schalldämpfer auf dem Küchentisch. Sie passte genau in die tiefste Tasche des Skianzugs.
    In anderen Taschen hatte Corky mehrere Ersatzmagazine stecken, alles in allem wesentlich mehr Munition, als er eigentlich brauchte. Schließlich rechnete er nicht damit, heute noch jemand anderen töten zu müssen als Ethan Truman.
    Wäre Hazard nur ein Mensch gewesen, der weiterleben wollte, dann wäre er weggefahren, ohne die Straße zu überqueren, um an Laputas Tür zu läuten.
    Er war jedoch auch ein guter Polizist und Ethans Freund. Polizeiarbeit war für ihn nicht nur ein Job, sondern eine Art Berufung, und er war der Meinung, dass Freundschaft gerade dann verpflichtete, wenn diese Verpflichtung am schwersten einzulösen war.
    Er öffnete die Wagentür und stieg aus.

73
    Als er den Ruf empfängt, folgt Dunny ihm sogleich, diesmal jedoch nicht mit dem Automobil, sondern auf Straßen aus Nebel und Wasser und mit der bloßen Vorstellung von San Francisco.
    In einem Park in Los Angeles hüllt er sich in einen Mantel aus herabwallendem Nebel und landet hunderte Meilen weiter nördlich in den weichen Falten eines anderen Nebelschleiers. Statt eines Kieswegs spürt er die Bohlen eines Kais unter den Sohlen.
    Weil er tot, aber noch nicht aus dieser Welt in die nächste gelangt ist, bewohnt er sozusagen die eigene Leiche – ein seltsamer Zustand. Nachdem er im Koma gestorben ist, hat sich sein Geist vorübergehend an einem Ort aufgehalten, der sich wie das Wartezimmer eines Arztes angefühlt hat, nur ohne zerfledderte Zeitschriften und ohne jede Hoffnung. Dann wurde er wieder in die Welt gelassen, in seine vertraute sterbliche Hülle. Er ist weder ein richtiges Gespenst noch ein herkömmlicher Schutzengel. Als wandelnder Toter besitzt sein Körper nun die Fähigkeit, jedes Kunststück zu vollbringen, das sein Geist von ihm fordert.
    In dieser nördlicheren, kälteren Stadt fällt kein Regen. Wasser schwappt an die Pfähle des Kais und erzeugt ein unangenehmes Gluckern, das Dunny spöttisch, hinterhältig und unmenschlich hungrig vorkommt.
    Was ihn am Totsein mit am meisten überrascht, ist die ständig vorhandene Furcht. Dabei hatte er immer gedacht, dass man mit dem Tod frei von Angst wurde.
    Stattdessen reagiert er mit furchtsamem Zittern auf alles, was er wahrnimmt: auf das Gluckern der Wellen, das hohle Klopfen seiner Schritte auf den taufeuchten Bohlen des Kais, den salzigsämigen Geruch des fruchtbaren Meers und auf die

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