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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Austrocknung starb, hätte er nur mit einer schwachen, brüchigen Stimme antworten können, deren Schnarren und Pfeifen komisch geklungen hätte. Deshalb antwortete er lediglich mit seinem starren, hasserfüllten Blick.
    Corky presste die Mündung des Revolvers an Daltons aufgesprungene Lippen.
    Statt den Kopf wegzudrehen, öffnete der Dickens- und Mark-Twain-Liebhaber kühn den Mund und biss in den Lauf der Waffe, was Corky sofort an das Ende Hemingways denken ließ. Daltons Augen loderten vor Trotz.
    Hazard saß am Lenkrad seines Wagens, der immer noch gegenüber Vladimir Laputas Haus stand, und versuchte, sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Dabei fiel ihm Oma Rose ein, die Mutter seines Vaters, die an Voodoo glaubte, obwohl sie ihn nicht praktizierte. Sie glaubte auch an Poltergeister, obwohl kein solcher es jemals gewagt hatte, ihr gepflegtes Häuschen heimzusuchen; sie glaubte an Gespenster, obwohl sie nie eines gesehen hatte, und sie konnte stundenlang Spukgeschichten erzählen, in denen es um gute und böse Geister und um Elvis ging. Inzwischen war Oma Rose – Voodoo Rose, wie Hazards Mutter sie scherzhaft titulierte – achtzig Jahre alt. Obwohl man sie achtete und liebte, amüsierte die Familie sich darüber, dass Oma Rose so unverrückbar davon überzeugt war, dass die Welt nicht nur aus dem bestand, was mit wissenschaftlichen Methoden oder den fünf Sinnen erkennbar war.
    Trotz allem, was er gerade auf der Straße erlebt hatte, konnte Hazard sich immer noch nicht ganz mit der Vorstellung anfreunden, dass Oma Rose womöglich ein besseres Verständnis der Realität hatte als alle anderen Menschen, die er kannte.
    Er war nie der Mensch gewesen, der lange darüber nachdachte, was als Nächstes zu tun war, egal, ob im Alltag oder in einem Augenblick höchster Gefahr. Während er nun im Regen in seinem dunklen Wagen saß und fröstelte, brauchte er trotzdem eine ganze Weile, um zu merken, dass es an der Zeit war, den Motor und die Heizung einzuschalten. Ob er an Laputas Haus läuten sollte oder nicht, kam ihm wie die schwierigste Entscheidung seines Lebens vor.
    Wenn du stirbst , kann ich dich nicht zurückholen , hatte Dunny gesagt, mit einer Betonung auf dem Du .
    Ein Cop konnte doch nicht einfach kneifen, weil er Angst vor dem Tod hatte. Da konnte er ja gleich seine Dienstmarke abgeben, sich einen Job in einem Callcenter suchen und stricken lernen, um sich die Freizeit zu vertreiben.
    Dein Schutzengel bin ich nämlich nicht , hatte Dunny gesagt, mit einer Betonung auf dem Dein . Das war natürlich eine Warnung, eine, in der jedoch auch etwas mitschwang, was Hazard schwindlig machte.
    Am liebsten hätte er jetzt Oma Rose besucht, den Kopf in ihren Schoß gelegt und sich von ihr mit feuchten Kompressen die Stirn kühlen lassen. Vielleicht hatte sie ja Zitronenkekse gebacken und würde ihm eine heiße Schokolade kochen.
    Das Haus, das hinter einem Regenschleier auf der anderen Straßenseite stand, sah nicht mehr so aus wie in dem Augenblick, in dem Hazard es erstmals zu Gesicht bekommen hatte. Da war es ihm wie ein hübscher viktorianischer Bau mit großem Garten vorgekommen, warm und einladend, wie eines jener Häuser von Familien, in denen alle Kinder Ärzte, Anwälte oder Astronauten wurden, und in denen alle sich immer und ewig lieb hatten. Wenn er jetzt hinüberschaute, stellte er sich vor, dass in einem der Zimmer ein Bett mit einem gefesselten jungen Mädchen schwebte, das sich die Seele aus dem Leib kotzte, Jesus verfluchte und mit den Stimmen von Dämonen sprach.
    Als Cop durfte er nie zulassen, von Furcht gelähmt zu werden, aber auch als Freund konnte er sich nicht einfach davonmachen, um Ethan ohne jemand zurückzulassen, der ihm den Rücken deckte.
    Informationen. Nach Hazards Erfahrung entstanden Zweifel immer dann, wenn man zu wenig Informationen hatte, um eine intelligente Entscheidung treffen zu können. Er brauchte also jemand, der ihm die Antworten auf eine Reihe Fragen besorgte.
    Problematisch daran war nur, dass es offiziell keinen Grund für ihn gab, an diesem Fall zu arbeiten. Wenn der Besitzer des Hauses da drüben tatsächlich mit einem Verbrechen zu tun hatte, dann mit dem Mord an Mina Reynerd, und mit dem war Sam Kesselman befasst, nicht Hazard. Über die üblichen Kanäle konnte er also nicht an Informationen gelangen.
    Nach einigem Grübeln entschloss sich Hazard, Laura Moonves in der Datenstation des Präsidiums anzurufen. Sie war früher mit Ethan zusammen gewesen und mochte

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