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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schmerzen in der Kehle, die sich offenbar immer wieder zu verkrampfen drohte, stieß Dalton mühevoll hervor: »Ist … berühmt … hat er … gesagt.«
    »Berühmt?«
    »Der Junge … ist berühmt.«
    Und da begriff Hazard.
    Im Aufzug ließ Moloch den Jungen fallen. Fric brach auf dem Boden zusammen, ohne recht zu wissen, was mit ihm geschehen war. Dieses Pfefferspray hatte nicht bloß Pfeffer enthalten. Er konnte zwar sehen, aber die Augen nicht so schnell drehen wie sonst; er konnte blinzeln, aber nur schwerfällig. Er konnte Arme und Beine bewegen, aber nur so, als kämpfte er wie ein erschöpfter Schwimmer, der von einem erbarmungslosen Sog in die Tiefe gezogen wurde, gegen einen immensen Wasserdruck an. Er konnte nicht zuschlagen, um sich zu verteidigen, konnte noch nicht einmal die Hand zur Faust ballen.
    Während sie zur Garage hinabfuhren, grinste Moloch ihn an und schwenkte die kleine Sprühdose. »Ein semiparalytischer Inhalationsstoff mit Kurzzeitwirkung, den ein Kollege mit der großzügigen Unterstützung einer ausländischen Geheimpolizei entwickelt hat. Ich wollte, dass du gefügig, aber trotzdem wach bist.«
    Fric hörte sich atmen. Es war aber kein asthmatisches Keuchen.
    »Die Laube war auf meinen Blaupausen gar nicht eingezeichnet«, fuhr Moloch fort. »Aber sobald ich sie gesehen habe, war mir alles klar. Ich bin halt noch mit dem Kind in mir in Verbindung, mit dem wilden Geist, mit dem wir geboren werden, und da hab ich es einfach gewusst .«
    Ein so richtig gesundes Atemgeräusch hörte Fric da allerdings auch nicht. Da war ein leises Pfeifen in seiner Kehle, schwach, aber deutlich.
    Molochs Gesicht zuckte so grauenhaft hämisch, dass Frics Blase sich augenblicklich geleert hätte, wenn er sie nicht gerade erst an der Topfpalme erleichtert hätte. »Du sollst wach bleiben«, fuhr Moloch fort, »um mit ganzem Schrecken zu erleben, wie du aus deiner feudalen Bude gezerrt wirst, ohne dass sich dein toller Daddy in Cape und Strumpfhosen auf einem fliegenden Motorrad herniederschwingt, um dich zu retten, wie du dir das früher vielleicht einmal vorgestellt hast. Kein muskelbepackter Filmstar der Welt, kein Supermodel, ja nicht mal die ganzen aufgemotzten Bodyguards von Bel Air können dir deinen verhätschelten Arsch retten.«
    Da wusste Fric, dass er sterben würde. Keine Chance, nach Montana zum Arsch der Welt zu entwischen. Keine Hoffnung, eines Tages ein echtes Leben zu leben. Vielleicht gab es dafür ja endlich ein wenig Frieden.
    So wie ein Schäfer seinen Schafen den Weg wies, wie ein Spürhund die Jagdgesellschaft führte und ein Scout die Kavallerie, so zeigten die Tauben Ethan den Weg, Vogel für Vogel, aus dem Treibhaus in den Ostflur, am Hallenbad vorbei zum Nordflur und dann nach Westen zur Rotunde.
    Welch ein Anblick: dreißig bis vierzig leuchtend weiße Vögel, die sich als gefiederter Strom wie ein Schwarm befreiter Geister, der sich nach Walhalla emporschwang, durch die üppig möblierte Schlucht ergossen.
    In der Rotunde angekommen, kreisten sie darin, als wären sie im Strudel eines entstehenden Zyklons gefangen, bis Ethan sie einholte. Dann strömten sie zusammen, immer enger, bis sie sich zu einer wirbelnden Einheit verknüpften. Von hoch oben flossen sie herab, veränderten dabei ihre Farbe, dann auch wieder ihre Form, und wurden schließlich zu dem Kindheitsfreund, der auf den falschen Pfad geraten war.
    Drei Schritte von Ethan entfernt, stand die Erscheinung, die Dunny Whistler war, und sagte: »Wenn du diesmal stirbst, kann ich dich nicht mehr zurückholen. Ich bin an der Grenze meiner Befugnisse angelangt. Er schafft Fric in die Garage. Gleich ist er weg.«
    Bevor Ethan etwas sagen konnte, war der tote Dunny kein Dunny mehr, sondern wieder ein Schwarm Tauben, die sich mit herrlich strahlenden Flügeln voneinander lösten, um schnurstracks auf den riesigen Weihnachtsbaum zuzuschießen. Sie flogen aber nicht etwa in die Nadel-zweige, sondern geradewegs in die silbern und scharlachrot schimmernden Kugeln und Trompeten, wo sie dann keine Vögel mehr waren, sondern nur noch die Schatten von Vögeln, Schatten, die auf den spiegelnden Rundungen immer dunkler wurden, bis sie schließlich ganz verschwanden.
    Fric, der halb gelähmt war, wurde am Hemdkragen rückwärts über den Garagenboden gezerrt. Anstelle des Kidnappers sah er die immer kleiner werdende Aufzugstür.
    Moloch hatte sich die Schlüssel eines Wagens von dem Hakenbrett genommen, an dem die Schlüsselbunde unter

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