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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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entwendet hatte.
    »Ich hab ein Messer«, sagte er.
    »Und ich hab das da«, sagte Moloch und hob eine winzige Sprühdose, die etwa so groß wie eine für Pfefferspray war. In Frics Gesicht strömte ein kaltes Etwas, das wie Muskat schmeckte und so roch, wie unverdünntes Zibet riechen musste.

93
    Bei Nacht war das Treibhaus wie magisch erleuchtet. Jeder goldene Strahlenkranz, jedes Sternenfunkeln und jeder Seidenschal aus falschem Mondlicht war so romantisch, wie es nur die Besten unter Hollywoods Lichtdesignern zustande brachten. Nach Sonnenuntergang brauchte man nur einen Schalter umzulegen, um aus dem Taschendschungel ein tropisches Paradies zu machen.
    Die Pistole in beiden Händen, schlich Ethan sich herein, ohne nach Fric zu rufen. Womöglich handelte es sich bei dem Lichtpunkt, den er in der Bibliothek auf dem Bildschirm gesehen hatte, gar nicht um den Jungen.
    Er konnte sich absolut nicht vorstellen, wie jemand über die Gartenmauer und dann auch noch ins Haus gelangt war, ohne an mehreren Stellen Alarm auszulösen. Allerdings verblüffte ihn die Vorstellung, dass jemand in den Palazzo Rospo eingedrungen war, wiederum weniger als gewisse andere Dinge, die er in letzter Zeit erlebt hatte.
    Der lose Granitkies unter den Sohlen knirschte und machte ein lautloses Gehen unmöglich. Ethan trat ganz vorsichtig auf, um möglichst wenig Geräusche zu machen. Die winzigen, beweglichen Steinchen waren ein tückischer Untergrund.
    Die Schatten gefielen ihm ebenso wenig. Schatten, überall sich überlagernde Schatten, die eine dramatische Wirkung erzeugen sollten. Sie waren unnatürlich und daher doppelt trügerisch.
    Als er sich der Mitte des Dschungels näherte, hörte Ethan ein seltsames Geräusch, pffupp , und noch einmal, pffupp . Blätter raschelten und Zweige knackten, doch dass jemand auf ihn schoss, merkte Ethan erst, als eine Kugel in den Palmenstamm vor seiner Nase einschlug und ihm weiche Holzfetzen ins Gesicht spritzten.
    Sofort warf er sich auf den Bauch, rollte sich vom Pfad und kroch durch Farne, Pittosporum und purpurrote Gauklerblumen ins schützende Dunkel, wo er dankbar für alle Schatten war, egal, ob natürlich oder nicht.
    Die uniformierten Kollegen kamen noch vor dem Rettungswagen an, und nachdem Hazard sie kurz informiert und ihnen gesagt hatte, wo sie die Sanitäter hinschicken sollten, ging er nach oben, um nach Maxwell Dalton zu schauen.
    Die verdorrte Gestalt, die beim jetzigen dritten Anblick noch ausgemergelter aussah als zuvor, war offenbar in äußerster Erregung. Sie rollte mit den tief in ihren Höhlen liegenden Augen, zog Grimassen und strengte sich an, stachlige Wörter aus der zweifellos rissigen, blutigen Kehle zu würgen.
    »Sachte, ganz sachte«, sagte Hazard. »Beruhigen Sie sich. Nun wird alles wieder gut. Sie sind jetzt in Sicherheit, Professor.«
    Die Worte, die Dalton hervorstieß, schienen scharfe Kanten zu haben, aber er ließ nicht locker: »Er … kommt … wieder.«
    »Gut«, sagte Hazard, der froh war, in der Nacht hinter dem zersplitterten Fenster die Sirene des Rettungswagens zu hören. »Wir wissen schon, was wir mit diesem kranken Bastard anfangen, wenn er auftaucht.«
    Qualvoll drehte Dalton den Kopf hin und her und gab ein angstvolles Wimmern von sich.
    In der Vermutung, dass Dalton sich Sorgen um Frau und Tochter machte, erklärte Hazard, er habe gerade zwei Beamte zu Daltons Haus geschickt, nicht nur, um dessen Frau mitzuteilen, dass ihr Mann am Leben sei, sondern auch, um sie und Emily zu beschützen, bis Laputa aufgespürt und festgenommen worden war.
    Zischend und krächzend sagte Dalton: »Kommt wieder … mit …«, und zuckte vor Schmerz zusammen, als hätte sich seine Kehle verklebt.
    »Strengen Sie sich doch nicht so an«, sagte Hazard sanft. »Sie brauchen jetzt Ruhe.«
    Hazard hörte, wie der Rettungswagen um die Straßenecke bog. Die Regennacht verschluckte den letzten schrillen Ton der Sirene, während vor dem Haus Bremsen quietschten.
    »Bringt einen … Jungen … mit«, stieß Dalton hervor.
    »Einen Jungen?«, wiederholte Hazard. »Sie meinen, Laputa will einen Jungen mitbringen?«
    Mühsam nickte Dalton.
    »Das hat er Ihnen gesagt?«
    Wieder ein Nicken.
    »Er hat gesagt, er bringt heute Nacht einen Jungen mit hierher?«
    »Ja.«
    Während Hazard schon die Sanitäter die Treppe heraufdonnern hörte, beugte er sich zu dem verdorrten Mann im Bett und fragte: »Was für einen Jungen?«
    Zwischen Gauklerblumen, riesigen, gerollten Blättern und

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