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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verirrt, auf der Spur eines seltenen Gorilla-Albinos oder auf der Suche nach den vergessenen Diamantenminen von König Salomon.
    Fric hatte den Namen Giungla Rospo erfunden – das war Italienisch für »Krötendschungel« –, und er hatte den Eindruck, dass hier alles coole Zeug aus einem echten Regenwald vorhanden war, dafür aber nichts von den weniger angenehmen Dingen: keine Rieseninsekten, keine Schlangen, keine kreischenden Affen in den Bäumen, die einem Kokosnüsse an den Kopf warfen.
    In der Mitte ihrer sorgfältig arrangierten Wildnis bot die Giungla Rospo eine aus Bambus und Bubingaholz gezimmerte Laube. Hier konnte man zu Abend essen, sich voll laufen lassen, wenn man alt genug war, oder auch einfach nur so tun, als wäre man Tarzan vor der störenden Ankunft von Jane.
    Zu der Laube, die sich eineinhalb Meter über den Boden erhob, führte eine Holztreppe mit acht Stufen. Oben standen ein runder Tisch und vier Stühle. Schob man eine im Boden verborgene Platte beiseite, kam die Tür eines kleinen Kühlschranks zum Vorschein, der mit Cola, Bier und natürlichem Quellwasser in Flaschen gefüllt war. Selbstverständlich war das Quellwasser nicht so natürlich, dass es Durchfall, Typhus und Cholera verursachte oder gierige Parasiten enthielt, die einen von innen her auffraßen.
    Schob man dagegen eine zweite verborgene Platte beiseite, gelangte man in den eineinhalb Meter hohen Raum unterhalb der Laube. Dadurch hatte man Zugang zum Kühlschrank, falls der repariert werden musste, und außerdem kletterte jeden Monat ein Trupp Kammerjäger hinein, um dafür zu sorgen, dass in diesem gemütlichen, dunklen Unterschlupf keine bösartigen Spinnen oder üble Krankheiten verbreitenden Mäuse ihr Nest bauten.
    Dunkel war es hier tatsächlich. Am Tag drang kein einziger Sonnenstrahl in die Höhle, woraus zu schließen war, dass Frics Notlampen nachts von außen selbst dann nicht gesehen werden konnten, wenn sämtliche Treibhauslampen ausgeschaltet waren.
    Am Nachmittag hatte Fric Donuts, weitere geräuschlose Nahrungsmittel, in Folie verpackte Feuchttücher und zwei provisorische Nachttöpfe aus Plastik hierher geschafft, um sein spezielles, geheimes Versteck auszustatten. Da Moloch tatsächlich gekommen war, saß er nun im Schneidersitz in seinem Bubingabunker, der ihn nach Meinung seines Schutzengels vor dem durchs Haus pirschenden Kinderfresser beschützen würde.
    Er hatte kaum zwei Minuten in seinem Unterschlupf gehockt und seinem Herzen gelauscht, das eine Herde durchgegangener Pferde nachahmte, als er noch etwas anderes hörte als das Getrappel in der Brust. Schritte. Sie kamen die Treppe zur Laube hoch.
    Wahrscheinlich war das Mr. Truman, der nach ihm suchte. Mr. Truman. Nicht Moloch. Keine Kinder fressende Bestie, der Babyknochen zwischen den Zähnen steckten. Bloß Mr. Truman.
    Langsam umkreisten die Schritte die Plattform, bewegten sich erst auf die verborgene Schiebetür zu, dann von ihr weg. Dann wieder auf sie zu.
    Fric hielt den Atem an.
    Die Schritte verstummten. Die ineinander gefügten Dielen ächzten. Offenbar trat der Mann von einem Fuß auf den anderen.
    Leise ließ Fric die schale Luft aus der Lunge strömen, leise sog er frische ein und hielt dann wieder den Atem an.
    Das Ächzen verstummte; es folgten leisere Geräusche: ein feines Bürsten, ein Kratzen, ein Klopfen.
    Kein guter Zeitpunkt , um einen Asthmaanfall zu bekommen .
    Fast hätte Fric sich lauthals angeschrien, weil er so dämlich war, in einem derart gefährlichen Augenblick einen so dämlichen Gedanken zu haben. Dämlich, dämlich, superdämlich.
    Nur in Filmen bekam ein asthmatisches, diabetisches oder epileptisches Kind im schlimmstmöglichen Moment einen Anfall. Nur in Filmen, nicht im wahren Leben. Und das hier war das wahre Leben oder zumindest etwas, was als wahres Leben galt.
    Spürte er etwa ein Jucken zwischen den Schultern, das sich bis zu seinem Nacken ausbreitete? Ein echtes Jucken wäre ein Anzeichen für einen bevorstehenden Asthmaanfall. Ein imaginäres Jucken wäre der Beweis dafür, dass er ein total lahmes, hoffnungslos feiges Weichei war.
    Die Geheimtür dicht über seinem Kopf glitt zur Seite.
    Und durch die Öffnung schaute niemand anderes als Moloch, der offenbar cleverer als Frics Schutzengel war: ein Typ mit Sommersprossen, verschlagenem Blick und breitem Grinsen. Keine Splitter von Babyknochen zwischen den Zähnen.
    Warnend hob Fric das Fleischermesser, das er aus Monsieur Hachettes Besteckschublade

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