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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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war ein dunkles Nichts; über der Welt lag die Wolke des Bösen und hielt die Natur in sicherem Griff.
    Als ER das sah, da opferte ER sein strahlendes Kometentier, und aus ihm wurden die Sterne, die den Nebel des Bösen in die Schattenzone vertrieben und der Welt das Heil brachten.
    Und wenn diese Lichter eines Tages wieder von der Wolke des Bösen verschluckt werden sollten, wird ER seinen Sohn schicken, auf dass er dem Licht des Guten erneut zu strahlender Glorie verhelfe.
    *
    Diese Legende hatte Mythor bei einem seiner vielen Ausflüge aus Churkuuhl von den Mitgliedern eines einfachen Bergvolkes vernommen. Und er hatte sie in abgewandelter Form auch von seiner Ziehmutter Entrinna gehört.
    Heute wusste er, dass beide Fassungen nichts als Abarten der Legende über den Lichtboten waren, wie sie ihm Nyala von Elvinon erzählt hatte. Es schien, dass jedes Volk seine eigene Legende über die Entstehung der Welt und von der Wechselwirkung zwischen Gut und Böse besaß.
    Aber letztlich hatten alle diese verschiedenen Fassungen die gleiche Aussage, nämlich dass ER, der Lichtbote, das Böse aus der Welt vertrieben habe und dafür sorgen wolle, dass eines Tages der Sohn des Kometen, wenn das Böse wieder überhandnahm, dem Licht endgültig zum Sieg verhelfen würde.
    Und auch Entrinna musste irgendwie gefühlt haben, dass er ein Auserwählter war. Denn sie hatte ihn mit einer Scheu und Ehrfurcht behandelt, wie man sie nur gegenüber einem höhergestellten Wesen zeigt.
    Was war wirklich an Entrinnas Ahnung und Nyalas Behauptung, dass er jener Sohn des Kometen aus der Legende sei? Er wusste es nicht, gedachte jedoch in diesem Sinn zu handeln und die ihm auferlegten Prüfungen auf sich zu nehmen. Er musste Xanadas Lichtburg finden und dort versuchen, das Gläserne Schwert Alton an sich zu bringen.
    Die Sterne wiesen ihm in dieser Nacht den Weg. Sie strahlten hell vom Weltendach, diese glitzernden Splitter, die aus dem strahlenden Kometen entstanden sein sollten. Was an der Legende war Dichtung, was Wahrheit?
    Mythor hatte sich aus dem Lager der Ugalier geschlichen. Noch lange hörte er das ausgelassene Lachen von Corians Kriegern und das heitere Spiel des Barden Lamir. Braver Junge, er wäre ein guter Freund gewesen. Mythor hätte in dieser grausamen Welt einen solchen brauchen können.
    Hatte der Einfluss des Bösen aus der Schattenzone die Menschen zu dem gemacht, was sie waren? Brachten die Dämonen sie dazu, dass sie einander belogen und hintergingen, dass sie stahlen, mordeten und brandschatzten, dass sie einander übervorteilten, einen gegen den anderen ausspielten, dass sie alles taten, um Unglück über sich und andere zu bringen, anstatt gut zueinander zu sein?
    Zwietracht, Hass und Neid! Kamen sie aus dem Süden? Von dort, wo sich an der Grenze zwischen der Welt und deren Dach ein silberner Streif dahinzog? Mythor konnte ihn deutlich sehen, denn die Nacht war klar. So mochte einst der Komet gestrahlt haben. Aber wenn das Licht für das Gute stand, wie konnte dann das Sinnbild des Bösen so hell scheinen? Er würde wohl nur von einem sehr gelehrten Mann eine Antwort auf diese Frage erhalten, die ihn so sehr beschäftigte.
    Das Lachen und die Musik waren längst verklungen. Mythor war allein auf weiter Flur. Der Mond breitete sein bleiches Licht über das flache Land. Steppe, in der sich kein Tier regte.
    Dandamar war wie ein verwunschenes Land in dieser Nacht. Hinter Mythor war deutlich die Rauchsäule aus Giftgasen zu sehen, die der Qualmsenke entströmte.
    Xanadas Lichtburg lag irgendwo in nordöstlicher Richtung. Mit einem Pferd hätte er sein Ziel vermutlich in zwei Tagen erreichen können. Aber er hatte es nicht gewagt, eines der Reittiere zu entwenden.
    Ein Fußmarsch war besinnlicher als ein schneller Ritt, und es war gut, Zeit zum Nachdenken zu haben. Die Ereignisse der letzten Zeit waren so turbulent gewesen, dass Mythor nicht dazu gekommen war, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    All sein Denken und Handeln war nur von der Überlegung geprägt worden, zu überleben. Das musste sein oberstes Gebot sein. Und in Augenblicken wie diesen konnte er sich Gedanken über seine Beweggründe machen. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Fragen formten sich in seinem Kopf.
    Mythors Gedanken bewegten sich im Kreis, aber sein Schritt führte ihn geradewegs in nordöstliche Richtung. Er konnte sich dessen so lange sicher sein, wie er im Südwesten die Rauchfahne der Qualmsenke sehen konnte und ihm der

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