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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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den Ritt nach Hause machen.«
    In Mythor krampfte sich etwas zusammen. Nottr, der einfache Barbar, dem ein Menschenleben nicht viel bedeutete, den jedoch der Anblick eines Frauenbildnisses rühren konnte, war nicht mehr. Wie sollte er nun etwas über die Herkunft des Pergaments erfahren?
    In Mythor erwachte das starke Verlangen, einen Blick auf das Bild zu werfen. Aber er widerstand diesem Wunsch. Corian durfte von dem Pergament nichts wissen, er hätte es sonst vielleicht besitzen wollen.
    »Wir feiern den Sieg über die Barbaren«, verkündete Corian. Seine Augen erfassten Mythor. »Und du feierst mit mir. Vielleicht kann ich dich doch noch bewegen, mit mir zu kommen. Meine älteste Tochter Valida kommt bald ins heiratsfähige Alter.«
    Die Männer lachten grölend.
    In der Qualmsenke wurde ein großes Feuer entzündet, in dem alles, was die Ugalier nicht für wert befanden, es als Beute mitzunehmen, verbrannt wurde. Auch die Leichen der gefallenen Barbaren.
    Die Ugalier banden ihre Trophäen an die Sättel. Dabei rissen sie derbe Witze. Weitere Lagerfeuer wurden entzündet. In der Qualmsenke brannte das Feuer lichterloh, Die Harzsiegel der Weinkrüge wurden erbrochen. Die Krüge gingen von Hand zu Hand.
    Die Krieger scharten sich in Kreisen um die Lagerfeuer. Jemand in Corians Runde begann ein Saiteninstrument zu zupfen und sang dazu mit heller Stimme:
    »Im Jahr des Kometen In einer Welt voll Licht...«
    »Nicht diesen Schmus«, fiel Corian ein. »Stimm lieber ein Heldenlied an! Sing von Kampf und Mut und Sieg! Das ist was für unsere Ohren!«
    »Besinge unseren tapferen Heerführer Graf Corian!« Die Männer kamen immer mehr in Stimmung. Sie träumten von der Heimkehr nach der beschwerlichen Jagd auf die Barbaren und von dem Empfang, den ihnen ihre Frauen bieten würden.
    Das Abenteuer war bestanden. Der Sieg errungen.
    *
    Mythor hielt sich abseits. Er fühlte sich diesen Männern nicht zugehörig, wie ihm in diesem Augenblick überhaupt bewusst wurde, dass er nirgendwohin gehörte. Er konnte die Schauergeschichten, die sich die Ugalier über die Lorvaner erzählten, nicht mehr hören. Er kannte sie auswendig. Die Männer erzählten immer dasselbe.
    Beim Einfall der Lorvaner in Ugalien hatte Corian einige Männer abgestellt, die mit Kriegern aus anderen Grafschaften ein Heer bildeten und den Barbaren entgegenzogen. Offenbar standen sie jedoch unter schlechter Führung, denn diese bunt zusammengewürfelte Truppe konnte den Lorvanern, die damals noch zweihundert gewesen sein sollten, nicht Einhalt gebieten. Alle Mann wurden niedergemetzelt. Corian stellte daraufhin keinen einzigen Mann mehr ab.
    Schließlich drangen die Lorvaner in Corians Grafschaft ein, überfielen eine kleine Siedlung, mordeten und plünderten und vernichteten die Speicher, in denen das Getreide der letzten Ernte lagerte. Nach diesem Einfall in sein Hoheitsgebiet schwor Corian, die Barbaren bis zum letzten Mann zu vernichten, und wenn er sie ans Ende der Welt jagen müsste .
    Graf Corian stellte den Barbaren in einem Dorf eine Falle. Er ließ es von den Bewohnern räumen und brachte dort seine verkleideten Krieger unter. Als die wilde Horde der Lorvaner ahnungslos einritt, wurde sie vernichtend geschlagen. Den verbliebenen Rest der Barbaren verfolgte Corian durch das ganze Land und über die Grenze Ugaliens hinaus bis tief nach Dandamar hinein, wo er an der Qualmsenke zum endgültigen Vernichtungsschlag ausholte.
    Jetzt würden sich die Krieger Ugaliens als nächstes vielleicht bald mit den Caer messen können.
    Dazu zupfte der Barde unermüdlich sein Instrument. Er war blond, schmal und blasshäutig, hatte aber dunkle Augen, die verträumt durch alles hindurchblickten. Er war nicht mehr als ein Jüngling.
    Mythor zog sich zurück und begab sich in den Schutz eines Stapels von Sätteln. Der Barde stimmte nun lustige Lieder an, und an dem Gegröle der Krieger war zu erkennen, dass er damit Erfolg hatte.
    Der Jüngling sang mit seiner hellen Stimme von einem törichten Herbergswirt, der seiner mannstollen Frau die Treueschwüre nicht glaubte und sich mit der Frage an einen Wahrsager wandte, ob das Kind, das unterwegs war, auch wirklich von ihm sei und ob es denn auch ein Junge werde. Für drei Goldstücke sagte der falsche Schicksalsdeuter dem Wirt alles zu, was er sich erwartete - aber dann gebar die Frau dem hellhäutigen Mann ein Mädchen mit einer Haut wie dunkler Samt.
    Diese Geschichte verpackte der Barde so geschickt in Reime, dass selbst

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