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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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wollte sich Mythor abwenden. Aber da sah er beim Lagerfeuer eine Gestalt auftauchen. Etwas flog durch die Luft und landete klatschend inmitten von Fahrnas ausgebreiteten Schriftstücken.
    Die Runenkundige schrie markerschütternd, als sie das pelzige, blutverschmierte Bündel vor sich liegen sah. Es war ein Tier, der Kadaver eines Wildhundes.
    »Habe Biest erlegt, es mich angefallen!« rief von unten Nottr. »Ihr es meinetwegen braten.«
    Nottr sprang mit einem Riesensatz über die Hecke. Er hatte einen ausgehöhlten Hundeschädel wie einen Helm auf den Kopf gestülpt. Der Kopf war unversehrt und sah aus, als würde das Tier noch leben. Die scharfen Zähne waren gebleckt, die dunklen Augen schienen zu funkeln. Das Fell des Tieres, an dem noch die Pfoten baumelten, hing ihm wie ein Umhang über die Schultern. Mythor stellte mit einem Blick fest, dass das Tier nicht frisch gehäutet war.
    »Woher hast du dieses Beutestück, Nottr?« erkundigte sich Mythor.
    »Kampf«, sagte Nottr stolz. »Erst drei Hunde erlegt, andere flüchten. Verfolgt und Mann gestellt, der mit Hunden zusammen.«
    »Heißt das, dass ein Mensch die Wildhunde angeführt hat?« fragte Mythor ungläubig. »Ich dachte, Wildhunde ließen niemanden an sich heran, der nicht ihren Geruch hat.«
    »Mann hat Geruch«, sagte Nottr und deutete auf seine Kopfbedeckung.
    Sadagar hatte sich aufgesetzt und aufmerksam zugehört. Jetzt mischte er sich ein.
    »Mir hat mal einer erzählt, dass es in den Wäldern Dandamars Banden von Wegelagerern geben soll, die die Wildhunde beherrschen«, sagte er. »Angeblich ziehen sie sich das Fell von Weibchen über und locken so die Männchen an. Bis jetzt habe ich das nicht geglaubt, aber offenbar entspricht dieses Gerücht der Wahrheit.«
    »Ist so«, bestätigte Nottr. »Hunde schrecklich wild, aber diese Fell auf Kopf macht ganz zahm winseln. Fressen aus Hand.«
    Mythor klopfte ihm auf die Schulter und sagte: »Wisch dir den Mund ab. Er ist noch ganz blutig.«
    »Nottr wachen«, sagte der Barbar und verließ den Schutz der Hecke. Von draußen rief er zu Fahrna hinauf: »Soll ich Hund braten?« »Danke, mir ist der Hunger vergangen.«
    Fahrna hatte ihre Schriftstücke und Runen zusammengeklaubt und suchte sich auf der anderen Seite des Felsens einen Platz, um ungestört arbeiten zu können.
    »Ich habe nicht geschlafen, sondern alles gehört, was du mit Fahrna gesprochen hast, Mythor«, sagte Sadagar. »Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie dir nicht alles gesagt hat, was ihr über dein Pergament bekannt ist.«
    »Warum tut sie so falsch?« fragte Mythor.
    »Ich weiß es nicht.« Sadagar zuckte die Schultern. »Freiwillig wird sie ihr Wissen auch nicht preisgeben. Aber vielleicht hilft eine List. Wenn ich etwas erfahre, werde ich es dir sagen, Mythor.«
    »Danke, Sadagar.«
    Das Klagen der Wildhunde ging weiter. Es riss die ganze Nacht nicht ab. Aber keines der Tiere ließ sich auf der Lichtung blicken. Der erwartete Angriff fand nicht statt.
    Die Morgendämmerung kam, und sie brachen noch vor Sonnenaufgang auf. Das jämmerliche Klagen zeugte davon, dass die Rotte der Wildhunde noch immer in ihrer Nähe war.
    »Die warten doch nur darauf, dass wir unser Versteck verlassen«, sagte Steinmann Sadagar, und mit Nachdruck fügte er hinzu: »Das weiß ich vom Kleinen Nadomir.«
    »Wenn Sadagar eine Eingebung hat, dann sollten wir genau das Gegenteil tun«, meinte Fahrna.
    »Wir sollten auf den Rat des Kleinen Nadomir hören und hier bleiben, wo wir sicher sind«, beharrte Sadagar.
    »Das kostet uns nur Zeit«, widersprach Mythor. Er konnte es nicht erwarten, Xanadas Lichtburg zu erreichen. »Wir müssen weiter.«
    *
    Mythor nahm Nottrs Vorschlag an, und so marschierten sie in lorvanischer Kampfformation. Mythor ging voran, Nottr bildete den Abschluss und sicherte den Rücken. Sadagar und Fahrna sollten für die Flankensicherung sorgen. Die Runenkundige bekam für diesen Zweck von Nottr einen langen Ast mit einer Gabel, deren Enden zugespitzt waren. Damit sollte sie sich die Hunde vom Leibe halten, aber Sadagar war aufgetragen, sich auch um ihre Flanke zu kümmern, wie überhaupt jeder bereit sein musste, für den anderen einzuspringen.
    Vorerst war dies jedoch eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die Angreifer ließen sich noch nicht blicken, waren aber stets zu hören. Wenn einmal das Geheule und Gewinsel abbrach, dann raschelte es rings um sie im Busch. Die Hunde waren immer auf gleicher Höhe mit ihnen.
    Der Wald wurde wieder

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