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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Wenigstens so lange, bis du unser überdrüssig bist?«
    »Solange ich die Chekse ertrage«, stimmte Nottr zu.
    Fahrna wandte ihm die Kehrseite zu und zeigte damit an, dass sie es unter ihrer Würde fand, darauf zu antworten.
    »Nottr verrückt«, sagte der Barbar und schüttelte wie in Verwunderung über sich selbst den Kopf. »Nottr verrückt, weil das tun. Aber du bist Freund, Mythor. Und darum!«
    *
    Sie waren schon ein eigenartiges Gespann.
    Eine alte, keifende Frau mit dem Aussehen einer Hexe, die unter ihren vielen Kitteln obskure Schätze versteckte und deren sehnlichster Wunsch war, die Runenbotschaft der Königstrolle zu enträtseln.
    Ein Wahrsager, der mit seinen Prophezeiungen stets danebenlag und dennoch den Anschein von Unfehlbarkeit erwecken wollte. Dieser Angehörige eines Volkes, von dem noch nie jemand gehört hatte, der mit den Wurfmessern besser umgehen konnte als mit seinen Fetischen.
    Nottr, den es aus den Wildländern in den Westen verschlagen hatte und der ein Barbarenführer ohne Krieger war, für einen Lorvaner ungewöhnlich klug und gelehrig, einfach und doch offen für alles Neue. Ein ungestümer Barbar von überschäumendem Temperament.
    Und er, Mythor, ein junger Mann von unbekannter Herkunft, ein ewig Fragender, der seine Vergangenheit und seine Zukunft erforschen wollte - und seine Bestimmung suchte.
    Vier grundverschiedene Menschen auf dem Weg zu Xanadas Lichtburg.
    Sie ließen die Küste hinter sich und marschierten unter Fahrnas Führung gen Osten. Sie beantwortete keine Fragen, die Xanadas Lichtburg betrafen, erweckte mit ihrer Geheimnistuerei aber den Eindruck, dass sie ihr Ziel ganz genau kenne.
    Fahrna erwies sich als überhaupt unansprechbar, und Steinmann Sadagar erklärte das damit, dass sie während der nächtlichen Ruhepausen in ihre Schriftstücke vertieft war und tagsüber während des Marsches im Gehen döste.
    Als die Sonne hinter einer Wolkenschicht verborgen etwa im Mittag stand, erreichten sie einen dichten Wald. Er bestand aus immergrünen Nadelbäumen, die fast bis zu den Wipfeln von Schlingpflanzen umschlungen waren. Das Unterholz war dornig, und das Gestrüpp leuchtete im Gelbbraun welkender Blätter.
    Da Fahrna immer wieder zurückfiel, lud Nottr sie sich kurzerhand auf den Rücken. Von da an kamen sie flotter weiter.
    Mythor ging nun voran und schlug ihnen mit dem Schwert einen Weg, obwohl dieses dadurch recht bald stumpf wurde. Nottr, mit Fahrna auf dem Rücken, folgte dichtauf. Sadagar bildete den Abschluss. Er hatte Nottrs Bogen und den Köcher mit den Pfeilen an sich genommen. Es hatte Mythor allerdings einige Überredungskunst gekostet, bis der Barbar dem Wahrsager seine Waffe überließ.
    Fahrna hing entspannt auf Nottrs Rücken. Sie hatte ihm die Arme um die Schultern gelegt und schlang ihm die Beine um den Körper. Sie sprach den ganzen Tag über kein Wort; wenn sie eine Richtungsänderung wünschte, zeigte sie dies Nottr durch Fersendruck an.
    Das kam aber nur zweimal vor. Einmal wollte Mythor in einen aufwärts führenden Hohlweg einbiegen, aber Nottr rief: »Gerade weiter.« Ein andermal, als Mythor einen Bach überqueren wollte, verlangte Nottr, dass er ihm entgegen der Strömung folge.
    Am späten Nachmittag erreichten sie die Quelle des Baches. Er entsprang an einem schroffen Felsen und Mythor schlug vor, dass sie Rast machen und sich einen Lagerplatz für die Nacht suchen sollten. Nottr ließ Fahrna einfach ins Moos fallen. Die Runenkundige gab keinen Laut von sich und rollte sich an Ort und Stelle zum Schlafen zusammen.
    »Faule Chekse«, sagte Nottr.
    Irgendwo heulte ein Tier. Und dann ein zweites. Es war das erste Lebenszeichen, das sie an diesem Tag hörten. Die Wälder, durch die sie bisher gekommen waren, hatten wie ausgestorben gewirkt. Nicht einmal Vogellaute waren zu hören gewesen.
    »Sind das Wölfe?« fragte Mythor. Aber Nottr und Sadagar schüttelten gleichzeitig den Kopf.
    »Es sind Wildhunde«, erklärte Sadagar. »Sie sind kleiner als Wölfe, aber trotzdem gefährlicher. Wölfe jagen nur aus Hunger, aber die Wildhunde sind tollwütige Bestien, die alles anfallen, was sich bewegt. Diese blutrünstigen Mörder wurden von den Barbaren aus den Wildländern eingeschleppt.«
    »Nicht wahr.« Zornig nahm Nottr eine drohende Haltung ein. »Wir nicht Freunde von Hunde. Wir sie fressen, Hunde gut schmecken, sonst nichts.«
    Wieder erklang das Heulen, und diesmal fielen weitere Tiere aus verschiedenen Richtungen ein.
    »Sie haben uns

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