Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman
Hundezucht im Kreml.“
Mitka ist gestorben, dachte Dobrynin und seine gute Stimmung, die sich infolge der Auszeichnungen und der herzlichen Behandlung durch Kalinin in solcher Höhe befand, stürzte in den Keller hinab und zersprang dort in Scherben. Gleichzeitig trübte sich sein Blick und seine Hände begannen zu zittern.
„Na, na“, beruhigte Genosse Kalinin den Volkskontrolleur. „Nicht doch. Du bist doch ein Russe! Jetzt hör schon auf!“
Pawel rieb sich die Tränen aus den Augen, um sie daran zu hindern, weiterhin herunterzurollen. Er nickte Kalinin zu, um ihm zu zeigen, dass er sich schon beruhigt hatte. Dann erhob er sich vom Beistelltisch.
„Weißt du was, Sanytsch“, bemerkte Genosse Kalinin mit munterer Stimme. „Ich habe doch auf dich gehört. Wegen der Änderung meines Nachnamens. Ich habe mein Einverständnis gegeben, also nenn mich ab übermorgen – Genosse Twerin!“
Obwohl es ihm schwerfiel, zwang sich Dobrynin zu einem freundlichen Lächeln.
Plötzlich drang vom Korridor her klar und deutlich Hufgeklapper an sein Ohr. Dieses Geräusch stellte sich so unerwartet ein, dass Dobrynin seinen Kopf augenblicklich nach der Tür zum Korridor drehte, dann zu Genosse Kalinin.
„Ach!“, winkte dieser ab. „Achte gar nicht darauf! Das ist nur Marschall Luganskij auf dem Weg zur Rauchpause. Auf seinem Lieblingspferd. Was kann man machen, er hat sich dieses Recht ehrlich verdient. Also gut, bis bald!“
Dobrynin schüttelte Kalinins rechte Hand und spürte, wie dabei etwas auf sein Handgelenk tropfte. Er sah hinunter: Es war Blut!
„Geben Sie auf sich Acht!“, sagte er dem Genossen Kalinin zum Abschied. „Jetzt weiß ich ja, wie es Ihnen ergeht … Woltschanow hat es mir erzählt …“
„Ja …“, sagte Kalinin gedehnt und mit einem schweren Seufzer. „Na dann also! Viel Erfolg!“
Als der Volkskontrolleur auf den Korridor hinaustrat, sah er die Kruppe eines Pferdes, das gemächlich in ein Zimmer hineintrabte. Auf dem Flur blieb ein Geruch zurück, der ihm von klein auf vertraut war. Niemand war zu sehen, aber Dobrynin wusste bereits, wie er aus dem Gebäude hinauskam. Er ging den Korridor entlang bis zur Stiege. Dabei wäre er fast in Pferdeäpfel getreten. Augenblicklich blieb er stehen und schob sie mit dem Stiefel zur Wand. Dann ging er weiter.
Der Pferdegeruch, der nun den Korridor des Kreml erfüllte, rief Kindheitserinnerungen hervor, und da tauchte aus seiner jüngeren Vergangenheit das Bellen seines geliebten Hundes Mitka auf, und in seinem Herzen wurde es wehmütig und leer. Aber der Volkskontrolleur wusste, dass all diese Gefühle eine Frage der Zeit waren und dass man sich ihnen nicht hingeben durfte. Man musste sie überwinden und sich dazu zwingen, etwas Gutes zu fühlen und nur an dieses Gute zu denken, an die Zukunft, an die sowjetische Wissenschaft, an die vielen guten Menschen, die im Vaterland lebten, und an die Menschen, aus denen man nach den Worten des Dichters die härtesten Nägel der Welt machen konnte.
Kapitel 28
Die Meeresluft versetzte Mark, der auf den Balkon hinaustrat, in Hochstimmung. Wie herrlich! Das Schwarze Meer direkt zu seinen Füßen – nur vom zweiten Stock hinuntergestiegen und dann noch den Weg nach unten, wie viele Minuten waren das? Vielleicht fünf oder sieben …
Endlich einmal war er auf Urlaub, das erste Mal seit drei Jahren. Und wo?! Im besten Sanatorium der ganzen Sowjetunion!
Unter seinem Balkon standen ein paar Feriengäste. Alle waren sie weiß gekleidet. Auch ihre Haut war weiß – Neuankömmlinge, genau wie er.
Und diese Palmen! Und die Zypressen!
Wenn er doch nur für immer hierbleiben könnte! Wenn auch nur als Gruppen-Animateur oder in irgendeiner anderen Funktion! Es musste nicht einmal unbedingt das Erholungsheim „Ukraina“ sein. Irgendein drittklassiges Sanatorium würde es auch tun …
Nachdem Mark in sein kleines, gemütliches Zimmer zurückgekehrt war, packte er seinen Koffer aus und hängte die Kleidungsstücke auf die Bügel im Schrank. Dann füllte er die Tränke des Käfigs mit Wasser. Er gab Kusma Kekse und einige Erdnüsse, die schon lange im Koffer gelegen hatten.
„Guten Morgen, werte Feriengäste!“, verkündete das Radio an der Wand und Mark erschrak davon. „Hier spricht die Sendezentrale des Erholungsheims ‚Ukraina‘! In fünfzehn Minuten laden wir alle Neuankömmlinge zum Einführungsvortrag über die Erholung an diesem Kurort ein, den Genosse Semaschko für Sie halten wird. Der Vortrag
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