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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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Feuerzeuge her, Zündhölzer gab es schließlich fast gar keine in dieser Zeit des allgemeinen Zusammenbruchs! Es wurden auch andere gängige Waren hergestellt, die man bei den Bauern gegen Brot und Kartoffeln tauschen konnte. Im Siemens-Martin-Werk ‚Hammer und Sichel‘, wohin es mich verschlug, war nur ein vier Tonnen schwerer Ofen in Betrieb. Dass er überhaupt funktionierte, war ein Wunder. Mir, der aus der Roten Armee kam und an Disziplin und Ordnung gewöhnt war, kam das, was ich im Werk sah, barbarisch vor: Die Arbeiter verhielten sich der Fabrik gegenüber fordernd, um nicht zu sagen ausbeuterisch. Sie erzeugten Äxte, Bandeisen und anderes, das man gegen Lebensmittel tauschen konnte. Das Eisen wurde geplündert und verschwand durch die Tore. Die große Masse bestand durchgehend aus Egoisten und Spießbürgern. Aber es waren auch einige wenige ehrliche, pflichtbewusste Arbeiter in der Fabrik geblieben. Eine Gruppe solcher Genossen lauerte diesen Selbstsüchtigen auf und konnte sie schnappen, als diese Eisen aus der Fabrik hinausschleppten. Und jetzt noch einige Zahlen, die das Wachstum unserer Fabrik zeigen.“
    Und Siljin öffnete die schwarze Aktenmappe aus Leder, die bis zu diesem Moment auf seinen Knien geruht hatte, holte ein Blatt Papier daraus hervor und las laut vor:
    „ ‚1921 war in der Fabrik nur ein Ofen in Betrieb, an den besseren Tagen schmolz er zwanzig Tonnen pro Tag, und das galt als viel. Jetzt haben wir vier neue Öfen, die siebenhundertfünfzig Tonnen Stahl pro Tag produzieren, und es wurde bereits ein Rekord verzeichnet – neunhundertachtundvierzig Tonnen Stahl pro Tag.‘ Was ist noch zu sagen?“ Siljin blickte hoch. „Damals, im 21er-Jahr, stellte die Fabrik drahtgebundene Nägel, Haken, Bandeisen und anderes so genanntes ‚Handelseisen‘ her, und jetzt schmelzen wir hochwertigen Stahl, der zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Republik dient. Aber mir scheint, dass das noch nicht alles ist, was man produzieren kann. Es muss immer weiter vorwärts gehen!“
    Nachdem er seine Antwort auf die letzte Frage beendet hatte, seufzte der Deputiertenkandidat und sah auf seine Armbanduhr, dann blickte er die Pioniere an. Da sah er auch schon drei erhobene Hände: zwei Jungen und ein Mädchen, die etwas fragen wollten. Er nickte dem Mädchen zu, das stand auf und fragte:
    „Und wie wurden Sie Direktor der Fabrik?“
    „Nun, dafür muss man lernen, lernen und lernen …“, Siljin wedelte mit den Armen. „Ich habe also die Abendschule für Arbeiter besucht, dann wurde ich Meister, und zu Beginn des 27er-Jahres wurde ich in das Betriebs-Gewerkschaftskomitee gewählt. Und 1929, erinnere ich mich, gab es einen schweren Unfall mit dem erst kurz zuvor neu in Stand gesetzten Siemens-Martin-Ofen. Ein Teil der Kuppel über den Regenerationskammern stürzte plötzlich ein. Das ist ein sehr enger und vor allem ungewöhnlich heißer Ort, dort kann man nicht hineinklettern. Alle waren außer sich. Den Ofen für die Reparatur außer Betrieb zu setzen, war undenkbar, ihn weiter in Betrieb zu haben, unmöglich. Durch den Unfall drohte der Ofen für einen Monat auszufallen – das sind viereinhalbtausend Tonnen Stahl! Der Werksleiter kam angelaufen. Ich schlug vor, trotz der hohen Temperatur in der Kuppel hineinzukriechen, ein Blech anzubringen und den Durchbruch zu verdecken. So etwas hatte man in der Praxis noch nicht gehört, ich bestand jedoch darauf, dass sich nach dem Aufhängen des Blechs die Temperatur in der Kuppel senken würde. Und tatsächlich: Sobald das Blech aufgehängt war, wurde es kühler, ich verdeckte also das Loch nach meinem Verfahren. Der Ofen konnte normal weiterarbeiten. Dieser Vorfall beförderte mich in die Reihe der besten Ofensetzer im Lande … Na, und da gab es noch viel Ähnliches … Ich muss mich entschuldigen, Genossen Pioniere, aber leider habe ich heute noch zwei Treffen mit Wählern.“
    Grigorij Markelowitsch Siljin erhob sich. Die Pioniere schnellten ebenfalls in die Höhe und klatschten so lange, bis ihre Handflächen rot wurden. Auch die beiden alten Lehrerinnen applaudierten und auch jene Lehrer, die gegen Ende des Treffens gekommen waren.
    Zum Abschied schenkte die Pioniersgruppe der 5A dem Deputiertenkandidaten einen Abbauhammer als Souvenir, der trotz seiner kleinen Größe ziemlich schwer war. In der linken Hand das Souvenir, in der rechten die Aktenmappe verließ Grigorij Markelowitsch die Rote Ecke, um sich vom Schuldirektor zu verabschieden,

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