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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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aber die Direktion war abgeschlossen, sodass sich der Deputiertenkandidat direkt auf den Weg nach draußen begab, wo ihn sein Dienstwagen, der schwarze „ SIM “, erwartete.
    Währenddessen saß Wasilij Wasiljewitsch Banow auf dem Dach des dreigeschoßigen Schulgebäudes und sah traurig zu, wie zwischen der Schule und einem fernen, aber doch noch sichtbaren Kremlturm langsam, aber unaufhaltsam ein Koloss von Hochhäusern emporwuchs, an denen gebaut wurde. Schon jetzt war von dem entfernten Turm kaum noch die Spitze mit dem rubinroten Stern zu sehen, und schon das nächste Stockwerk des Neubaus würde diesen Stern für immer verdecken. Das gab dem Direktor der Schule in der Tat Anlass zur Sorge. Es war üblich, zwei Mal im Jahr, nachdem die Rangen bei den Pionieren aufgenommen wurden, diese auf das Dach zu führen und ihnen den sichtbaren Teil des Kremls zu zeigen. Diese Tradition musste nun untergehen, da es ja nichts Interessantes mehr vom Schuldach aus zu sehen gab. Zwar gab es noch den Sonnenuntergang hinter den weit entfernten Häusern, aber den konnte man den Pionieren nicht zeigen, schließlich ging die Sonne immer abends unter, wenn Banows Schützlinge zu Hause saßen und ihre Hausübung machten. Und so blieb dem Schuldirektor nichts anderes übrig, als hin und wieder allein auf sein geliebtes Dach zu steigen und auf den manchmal überwältigend schönen, blutroten Sonnenuntergang zu warten. Inmitten seiner traurigen Grübelei erinnerte sich Banow an seine ruhmreiche revolutionäre Vergangenheit, als er ein echter Maschinengewehrschütze gewesen war und Dächer und Glockentürme gleichfalls leidenschaftlich geliebt hatte, von welchen sich ihm eine unglaubliche Aussicht eröffnete. Ja, damals hatte Banow sowohl eine Aussicht gehabt, als auch ein Maschinengewehr besessen, und alles war einfacher und verständlicher gewesen, obwohl dem Schuldirektor eigentlich auch jetzt nichts sonderlich Unverständliches begegnete. Vielleicht lag es daran, dass diese Zeit mit Wasilij Wasiljewitschs wilder Jugend zusammenfiel, während er sich gegenwärtig aufgrund eines Unwohlseins nicht gerade glänzend fühlte und darüber hinaus im Leben häufig aus dem Konzept geraten war wegen dessen maßloser Kompliziertheit und wegen eines Übermaßes an unterschiedlichsten Erfolgen: Jedenfalls empfand er immer weniger Lebensfreude. Wie immer man es auch drehen und wenden mochte, ganz offensichtlich rückte das Alter langsam und unausweichlich näher, so als wüsste es, dass er kein Maschinengewehr mehr besaß, und es ihn deshalb auch gar nicht mehr fürchtete. Manchmal zeigte es sogar sein Antlitz im kleinen rechteckigen Spiegel mit dem abgebrochenen Eck, der an der Rückseite des kaputten Weckers lehnte und schon eine Ewigkeit auf dem Tisch in seinem engen Kämmerchen stand, dem kleinsten der Kommunalwohnung, die er damals, als er seine geliebte „Maxim“ ** besaß, noch allein bewohnt hatte. Erst später, als es „Maxim“ nicht mehr gab, waren andere Bewohner hinzugekommen, die ihn erst bedrängt, und schließlich vollständig verdrängt hatten, als ob er jemand Unbedeutender und auf dieser Erde nutzlos wäre.
    Der Direktor warf einen wehmütigen Blick nach unten, sah den „ SIM “ vom Schultor wegfahren und begriff, dass das Treffen mit dem Deputiertenkandidaten zu Ende war. Das bedeutete, dass auch die Schüler und Lehrer bald nach Hause gehen würden und dass er dann die Schule bis Montag würde schließen müssen. Davor würde Banow jedoch noch ein wenig in seinem Büro in der leeren Schule sitzen, Tee trinken und dabei immer wieder Dserschinskij in die Augen blicken, dessen Porträt über seinem Tisch hing. Er würde ihn lange und streng anschauen und an den Eisernen Felix denken, und dabei würde ihm so mancherlei einfallen, denn einmal hatte ein inzwischen dahingeschiedener Genosse Banow viel Schlechtes über diesen Recken der Revolution erzählt. Ohne also zu wissen, was davon wahr war und was nicht, da er ja gar nicht in der Lage war, das herauszufinden, würde Banow in seinem Büro in der leeren Schule bleiben und mit fragendem Blick dem Gesicht auf dem Bild in die Augen schauen, so als ob er sich davon irgendwelche Erklärungen erwarten könnte.
    * * *
    „Sie haben mich mit ihrer Wissbegier gequält!“, beschwerte sich Siljin unterwegs bei seinem Chauffeur. „Erzählen Sie von Ihrer Kindheit, erzählen Sie von der Fabrik!“
    Zum Glück war der Weg nicht weit. Zuerst fuhren sie zur Fabrik, wo Grigorij

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