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Der Waisenstern.

Der Waisenstern.

Titel: Der Waisenstern. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Gesindel beraubt zu werden. Small Symm pflegte mit solchen Störenfrieden ziemlich rigoros zu verfahren.
    »Bin gleich wieder da«, verkündete Flinx seinem Freund. Er glitt von seinem Hocker und begab sich in jenen Raum, dessen Funktion und Ausstattung sich in den letzten paar hundert Jahren nur wenig verändert hatte. Kaum hatte er ihn betreten, als ihn eine Fülle kräftiger Gerüche und Empfindungen überwältigte: abgestandenes Bier, Alkohol, Angst, Spannung, altes Wasser, Feuchtigkeit, ängstliche Erwartung. Die Kombination von Empfindungen und Gerüchen erdrückte ihn fast.
    Als er nach links blickte, wo die Kombination am ausgeprägtesten war, bemerkte er einen Knirps von einem Mann, der ihn ängstlich beobachtete. Flinx sah die zur Schau getragene Ruhe des Mannes und spürte seine innere Panik. Er hielt eine Osmosespritze in der Hand, als wäre sie eine Waffe. Als Flinx um Hilfe schreien wollte, erstickte seinen Schrei etwas Dunkles, Schweres, das sich über seinen Kopf legte. Und auch der mentale Schrei wurde von der Spritze zum Schweigen gebracht…
     
    Als er erwachte, blickte er in ein wirres Durcheinander von Lichtern. Sie waren vor ihm und unter ihm ausgebreitet und wirkten, als sähe er sie durch eine Wand und einen Boden aus durchsichtigem Plastikmaterial.
    Langsam richtete er sich in sitzende Position auf, was einige Schwierigkeit bereitete, da seine Handgelenke mittels zweier verchromter Handschellen aneinander gefesselt waren. Eine Metallkette war daran befestigt, die sich zwischen wertvollem Mobiliar verlor. Die Kette wand sich wie ein verspiegelter Wurm über den dicken durchsichtigen Teppich. Flinx konnte jetzt die Lichter erkennen, die der städtische Puls von Drallar waren und die schimmernden Türme des Königspalastes zur Linken beherrschten. Jetzt vermochte er sich zu orientieren. Nach der Lage des Palastes und der Lichterketten unter sich und dem Wissen, daß er sich einige Stockwerke über dem Boden befand, erkannte er, daß er sich in einer der vier hermetisch abgeschlossenen Innenbezirke der Stadt befand. Diese bewachten Enklaven enthielten die Wohnungen der oberen Klassen, sowohl eingeborener Bewohner Drallars als auch Außenweltler, die hier ihren Geschäften nachgingen. Seine Entführer waren also mehr als nur gewöhnliche Gossendiebe.
    Aus seiner näheren Umgebung vermochte er keine Eindrücke aufzunehmen. Im Augenblick war die einzige fremdartige Empfindung, die er entdeckte, ein leichtes Pochen in den Muskeln seines rechten Oberarmes, wo der Hypostrahl der Spritze ihn getroffen hatte. Eine weitere Empfindung wurde von seinem eigenen Ärger ausgelöst, einem Ärger, der sich gegen ihn selbst richtete, weil er die feindlichen Ausstrahlungen nicht entdeckt hatte, die seine Kidnapper zweifellos verbreitet haben mußten, als er die Toilette betrat. Plötzlich stellte er fest, daß da noch eine Empfindung war, besser gesagt, fehlte. Das vertraute Gewicht von Pip fehlte auf seiner Schulter.
    »Hallo«, ließ sich ein winziges silbernes Stimmchen hören.
    Flinx fuhr herum und sah sich Auge in Auge einem Engel gegenüber. Er entspannte sich, schwang die Füße von der Couch und musterte das weibliche Wesen überrascht. Sie war höchstens neun oder zehn Jahre alt und in einen blaugrün gemusterten Hosenanzug mit langen Ärmeln aus einem durchsichtigen, an Spitzen erinnernden Material gekleidet. Langes, blondes Haar fiel ihr in Wellen bis auf die Hüften. Babyblaue Augen sahen ihn aus dem fein geschnittenen Gesicht eines Cherubs an.
    »Ich heiße Mahnahmi«, teilte sie ihm mit weicher Stimme mit, einer Stimme, die hell klang wie eine Pikkoloflöte, »und du?«
    »Alle nennen mich Flinx.«
    »Flinx.« Sie saugte am Knöchel ihres Mittelfingers.
    »Das ist ein komischer Name. Aber er ist nett.« Ihr Lächeln ließ perfekte Perlenzähne erkennen. »Willst du sehen, was mein Vater mir gebracht hat?«
    »Vater?« wiederholte Flinx und sah sich im Zimmer um. Die geschwungene Kurve der durchsichtigen Wand und der Balkon und das funkelnde Panorama darunter beherrschten den Raum. Draußen war es Nacht - aber war es dieselbe Nacht? Wie lange war er bewußtlos gewesen? Das konnte man jetzt nicht sagen - noch nicht.
    Das Zimmer war in Spätsiberad möbliert: schwellende Kissen, Sessel und ein Diwan auf bleistiftdünnen Duralumbeinen, während alles andere von der Decke hing, an Duralumdrähten, die so dünn waren, daß man hätte glauben können, das restliche Mobiliar schwebte in der Luft.

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