Der Wald der Könige
bezweifle ich.« Der Magistrat schüttelte den Kopf. »Gewiss wird er ein Gnadengesuch an den König richten, aber« – er warf seinem Vetter einen Blick zu – »angesichts der Stimmung, die im Land herrscht, wird es sich der König kaum leisten können, ihm das Leben zu schenken.«
Oberst Thomas Penruddock nickte. Aber er wusste, selbst wenn der katholische König Jakob II. diesen Rebellen hinrichten ließ, würde er sich vermutlich nicht lange auf dem Thron halten.
Sein Vetter, der Magistrat, las seine Gedanken und blickte zu Boden. »Zu wenige, zu früh«, murmelte er.
Die Menge zerstreute sich.
»Ich glaube, ich gehe jetzt.« Oberst Penruddock wendete sein Pferd. In diesem Augenblick bemerkte er einen Mann, der sie beobachtet hatte und dessen Aussehen ihn stark an eine Rübe erinnerte. »Wer ist denn dieser hässliche Kerl?«, fragte er seinen Vetter. »Kennst du ihn?«
Der Magistrat sah William Furzey achselzuckend an und verneinte.
William Furzey kannte den Magistrat sehr wohl, und er betrachtete – ein wenig neidisch – die prächtigen Pferde, die er und der Oberst ritten.
Als er gerade aus Oakley zurückgekehrt war, hatte er von Monmouths Scheitern und der Belohnung erfahren. Also war er sofort zur Tat geschritten, hatte einen Knüppel und ein kurzes Seil gepackt, einen Laib Brot und einen Apfel in ein Tuch gewickelt, dem Bauern ausrichten lassen, er sei krank, und sich auf den Weg gemacht.
Natürlich wusste er, dass es war, als suche man eine Nadel in einem Heuhaufen. Andererseits wäre es dumm gewesen, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Und je länger William Furzey darüber nachdachte, desto größere Chancen rechnete er sich aus.
Schließlich musste Monmouth einen Hafen erreichen. Deshalb war Lymington die wahrscheinlichste Möglichkeit. Natürlich wurde die Stadt von den Truppen des Königs bewacht, doch es gab dort auch viele Leute, die die Rebellen unterstützten. Im New Forest hätte man eine ganze Armee von Flüchtigen verstecken können. Also brauchte Monmouth nur Verbindung zu einigen Leuten unten am Kai aufzunehmen. Soweit William Furzey wusste, hätten die Seagulls auch dem Teufel selbst ihr Boot zur Verfügung gestellt, solange er ordentlich bezahlte.
Doch welchen Weg würde der Rebell nach Lymington nehmen? Ganz sicher würde er einen Bogen um Fordingbridge und Ringwood machen, aber irgendwo musste er den Avon überqueren.
Und dazu war Tyrrells Furt eindeutig am besten geeignet.
Also hatte sich Furzey auf dem Marktplatz von Ringwood an einige Soldaten herangemacht und sie beiläufig gefragt, ob am Fluss schon Truppen in südlicher Richtung unterwegs seien. Nein, hatte man ihm geantwortet. Ihm war bereits aufgefallen, dass keiner der Soldaten aus der Gegend stammte. Er fand es wieder einmal typisch, dass die Obrigkeit nur Ortsunkundige auf die Suche schickte.
Für ihn jedoch konnte das nur von Vorteil sein, und er zog sofort los nach Tyrrells Furt.
Dort wartete er einen Tag und eine Nacht lang, bis er erfuhr, dass seine Mühe vergeblich gewesen war. Monmouth sei bereits südlich von Ringwood ergriffen worden. Monmouth hatte tatsächlich versucht, sich nach Süden durchzuschlagen: nach Tyrrells Furt.
Dass ihm die Belohnung so knapp entgangen war, trug nicht eben dazu bei, William Furzeys Laune zu bessern.
Oberst Penruddock und seine Männer durchkämmten noch einige Tage lang das Gebiet westlich von Sarum. Inzwischen waren im Westen schon mehr als tausend Aufständische gefangen genommen worden.
Nach und nach wurde die Suche eingestellt. Die Städte wurden zwar weiterhin bewacht, aber alles blieb ruhig.
Gestalten in der Landschaft. Es waren noch immer Flüchtige unterwegs. Protestanten, die bei Freunden Zuflucht gefunden hatten und die sich nun vorsichtig in Richtung New Forest voranarbeiteten.
Zwei Wochen nach Monmouths Verhaftung konnte Alice Lisle es nicht länger ertragen. Peter Albion kam nun fast jeden Tag zu Besuch.
Monmouth hatte zwar an König Jakob II. geschrieben und sogar einmal mit ihm gesprochen, doch das alles nützte ihm nichts. Nur eine Woche nach seiner Ergreifung wurde er auf der kleinen Wiese im Tower von London hingerichtet. Inzwischen bereitete man den Prozess gegen seine vielen Anhänger vor, die in Westengland ergriffen worden waren. Im August wollte man in einem Massenprozess gegen sie verhandeln. Der oberste Richter Jeffreys, den Jakob höchstpersönlich ernannt hatte, sollte den Vorsitz führen.
Doch das konnte Peter
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