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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Albions Meinung nicht ändern. »Der König wird sich nur noch unbeliebter machen. Das gibt gewiss wieder Ärger«, verkündete er.
    »Und zwar für dich«, dachte Alice, »wenn du nicht endlich den Mund hältst.«
    Ihre größte Angst war, dass er Betty einen Heiratsantrag machen könnte. Denn den würde ihre Tochter sicher annehmen. Und was sollte sie dann tun? Ihre Zustimmung verweigern? Betty enterben?
    Als sie Tryphena ihre Befürchtungen anvertraute und von ihrer Sorge sprach, Betty könne mit Peter durchbrennen, nickte Tryphena weise. »Wir müssen eines bedenken, Mutter: Betty liebt dich zwar, aber wenn sie zwischen dir und einem jungen Mann wählen muss, wird sie sich bestimmt für ihn entscheiden.«
    Also war es das Beste, die beiden zu trennen. Da Monmouth hingerichtet und die Suche nach seinen Anhängern eingestellt worden war, hielt es Alice nicht mehr für gefährlich, nach Hause zurückzukehren. Im New Forest war es gewiss sicherer als in London, wo Peter Albion eine ständige Bedrohung darstellte. Allerdings befürchtete sie, Albion könne überstürzt um Bettys Hand anhalten, wenn sie ihn von ihrer Abreise in Kenntnis setzte.
    Eine Woche nach Monmouths Hinrichtung kündigte er jedoch an, er müsse für einige Tage in einer geschäftlichen Angelegenheit nach Kent. Alice sagte, sie freue sich schon auf ein Wiedersehen, und verabschiedete sich herzlich von ihm. Am nächsten Morgen teilte sie Betty mit, sie würden noch am Vormittag zurück aufs Land fahren.
    Am Abend hatten sie bereits einen dreißig Kilometer entfernten Gasthof erreicht.
    »Morgen Abend werden wir bestimmt schon in Winchester sein«, meinte Alice vergnügt.
     
     
    Jim Pride war überrascht, als er zwei Tage später in Lyndhurst der Kutsche mit Alice und Betty Lisle begegnete. Auch Alice Lisle hatte ihn bemerkt und winkte ihn zu sich.
    Er stellte fest, dass Betty ein wenig bedrückt wirkte, doch Alice begrüßte ihn freundlich, erkundigte sich nach seinem Vater und wollte wissen, was sich während ihrer Abwesenheit ereignet hatte.
    In der letzten Woche war es ruhig im New Forest gewesen – bis heute. Ein Gerücht hatte bei den Behörden zu der Überzeugung geführt, es trieben sich noch Flüchtige in der Gegend herum, die sich in Lymington einschiffen wollten. An diesem Morgen waren alle Häuser durchsucht worden, aber ohne Ergebnis.
    »Ich glaube, jetzt haben wir es ausgestanden«, meinte Jim.
    Alice jedoch verzog nachdenklich das Gesicht.
    »Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir nicht nach Haus Albion fahren«, erwiderte sie. »Es liegt zu nah an Lymington.« Sie lächelte Pride zu. »Sagt dem Kutscher, er soll uns stattdessen nach Moyles Court bringen«, bat sie Pride. »Wir können noch vor Einbruch der Dunkelheit da sein.« Moyles Court auf der anderen Seite des Avontals erschien ihr weniger gefährlich.
     
     
    William Furzey hatte gerade sein Tagwerk beendet und befand sich auf dem Weg zu einer Stelle am Avon, wo er unbeobachtet ein wenig angeln konnte, als er dem Reiter begegnete. Das Pferd wirkte erschöpft, und der Mann war ziemlich mager. Er hatte graues Haar und wohlwollend dreinblickende, wässrig blaue Augen. Offenbar hatte er sich verirrt. »Könnt Ihr mir sagen, wie ich nach Moyles Court komme?«, fragte er.
    William musterte ihn. Er sah aus wie ein Städter, vielleicht ein kleiner Händler oder ein Handwerker. Auch seiner Sprache nach zu urteilen, stammte er nicht aus der Gegend. William Furzey war nicht auf den Kopf gefallen und wusste, dass man jede Gelegenheit beim Schopf ergreifen musste. Die Fische konnten warten. »Der Weg ist nicht leicht zu finden«, sagte er, obwohl in Wahrheit eine Straße schnurstracks zu dem weniger als anderthalb Kilometer entfernten Haus führte. Der Fremde wirkte müde. »Ich könnte Euch hinführen«, erbot sich William. »Aber es wäre ein Umweg für mich.«
    »Wären sechs Pence genug für Eure Freundlichkeit?« Ein Tagelöhner verdiente acht Pence am Tag. Also waren sechs Pence für einen einfachen Städter wie diesen hier ein ordentliches Sümmchen. Offenbar musste er sehr dringend nach Moyles Court. Furzey nickte.
    Er machte einen großen Umweg. Moyles Court lag in einer Lichtung gleich unterhalb der Anhöhe zwischen Avontal und Heide. Da dieser Teil des Tals nicht bewaldet war, fiel es Furzey nicht weiter schwer, die Strecke auf vier Kilometer auszudehnen, indem er Pfade nahm, die immer wieder im Kreis herumführten. Der Fremde schien über keinen sehr ausgeprägten

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