Der Wald der Könige
zahlen.«
Und genau darüber stritten jetzt die Furzey-Brüder erbittert. Als sie auch noch den alten Stephen entdeckten, schienen sie noch mehr in Wut zu geraten. George schrie den ungebetenen Gast erregt an: »Ich sage dir, wer Jim Pride bezahlen wird. Nämlich du. Du und die alte Lisle. Du und diese Hexe. Ihr werdet dafür bezahlen.«
Und mit diesen Worten stürmten die beiden Furzeys zurück in ihre Hütte.
Oberst Thomas Penruddock saß hoch zu Ross und betrachtete kühl die jubelnde Menschenmenge. Ob die Leute die Begeisterung nur vorspiegelten, kümmerte ihn nicht. Sein Vetter aus Hale war bei ihm.
Hinter den beiden Penruddocks erhob sich die Kirche von Ringwood mit ihrem gedrungenen Turm. Vor ihnen stand das Pfarrhaus, dessen Tür von zwei Männern bewacht wurde. Drinnen befand sich der Herzog von Monmouth, der von Lord Lumley verhört wurde. Die Luft knisterte vor Spannung. Noch nie hatte Ringwood eine so wichtige Rolle in der englischen Geschichte gespielt.
In den letzten beiden Tagen hatte Aufregung geherrscht. Sobald bekannt wurde, dass Monmouth auf der Flucht war, hatte man eine große Belohnung – fünftausend Pfund – auf seinen Kopf ausgesetzt. Und da jeder, der ihn auch nur sichtete, ebenfalls Anrecht auf einen kleinen Geldbetrag hatte, suchte inzwischen die Hälfte der Grafschaften im Südwesten nach ihm. Lord Lumley war mit seinen Leuten in Ringwood eingeritten und hatte den New Forest durchkämmt. Auch einige Häuser in Lymington – der Bürgermeister war bereits mit einem Schiff ins Ausland geflohen – hatte man auf den Kopf gestellt.
Doch nun hatte man Monmouth ergriffen. Und wenn er keinen Weg fand, seinen Onkel, König Jakob II. zu einer Begnadigung zu bewegen, hatte er sein Leben verwirkt.
Oberst Thomas Penruddock ließ das alles kalt. Es hätte ihn auch nicht geschert, wenn Monmouth den Thron bestiegen hätte. Anders als sein Vater, der sich für König Karl eingesetzt hatte, war ihm das Schicksal von Jakob II. gleichgültig. Warum hätte er auch einen Gedanken daran verschwenden sollen?
Schließlich war er nicht katholisch. Das Herrscherhaus der Stuarts hatte seiner Familie nie für ihre Treue gedankt. Den Posten, den er damals angestrebt hatte, hatte ein anderer erhalten. Erst vor vier Jahren war er endlich Oberst geworden. Nein, er empfand nichts mehr für die Stuarts.
Aber er glaubte an Ruhe und Ordnung. Monmouth hatte durch seinen Aufstand den Frieden gefährdet, und da er gescheitert war, musste er sterben.
Dass sein armer Vater dasselbe Schicksal erlitten hatte, weckte in Thomas Penruddock nicht das geringste Mitleid. Monmouth hätte aus den Fehlern seiner Vorgänger lernen sollen, sagte er sich finster. Der Aufstand war schlecht geplant und hatte zu früh stattgefunden. Also gut. Sie haben meinen Vater auf dem Gewissen, dachte er. Jetzt wird es Monmouth mit gleicher Münze heimgezahlt.
Monmouths Gefangennahme hatte einige Zeit beansprucht. Penruddock und seine Schwadron hatten die Felsen westlich von Sarum durchsucht, doch der Flüchtling war ihnen entwischt. Schließlich hatte man ihn etwa zehn Kilometer westlich von Ringwood, als Schäfer verkleidet und halb verhungert, in einem Graben aufgegriffen. Die Ehre, ihn entdeckt zu haben, fiel an einen Milizionär namens Henry Parkin. Penruddock war, sobald er es erfuhr, aus Neugier nach Ringwood geritten. Sein Vetter, ein örtlicher Magistrat, war selbstverständlich bereits da.
Nun öffnete sich die Tür des Pfarrhauses. Sie brachten Monmouth hinaus. Die Menge gaffte erwartungsvoll.
Obwohl man ihm frische Kleider gegeben hatte, wirkte der Häftling zerzaust und erschöpft. Sein Gesicht war eingefallen und mit Bartstoppeln bedeckt. Penruddock erkannte den hübschen, verwöhnten jungen Mann kaum wieder, den er an jenem Tag im New Forest während seines Besuchs beim König kurz gesehen hatte.
Man vergeudete keine Zeit und führte Monmouth die Straße entlang, vorbei an einigen strohgedeckten Hütten im Tudorstil, zu einem größeren Haus am Marktplatz, um ihn dort einzusperren.
»Was geschieht jetzt mit ihm?«, fragte Penruddock seinen Vetter.
»Wir behalten ihn ein oder zwei Tage hier«, erwiderte der Magistrat. »Dann kommt er wahrscheinlich nach London in den Tower.«
»Meine Männer suchen immer noch nach Flüchtigen. Ich habe gehört, einige hundert wären weiter westlich ergriffen worden.« Er blickte Monmouth nach, der gerade in sein Gefängnis gestoßen wurde. »Glaubst du, er hat eine Chance?«
»Das
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