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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Herzen gern«, erwiderte Furzey.
    Unweit von Fordingbridge trennten sie sich.
    »Seid in drei Tagen bei Abenddämmerung hier«, meinte der Fremde zum Abschied. »Kann ich auf Euch zählen, Thomas?«
    »Aber ja«, entgegnete William Furzey. »Verlasst Euch nur auf mich.«
     
     
    Alice Lisle starrte auf die Tischplatte und betrachtete dann wieder den Brief.
    Sie und Betty waren erst eine Stunde vor Dunnes Besuch in Moyles Court eingetroffen. Und deshalb war sie in Gedanken ganz woanders gewesen, als Dunne ihr den Brief übergab. Sie fragte sich, ob sie vielleicht überstürzt gehandelt hatte.
    Das kurze Schreiben stammte von einem hoch angesehenen presbyterianischen Geistlichen namens Hicks, den Alice oberflächlich kannte. Offenbar hatte er vor vielen Jahren schon einmal eine Nacht in Haus Albion verbracht. Hicks wollte wissen, ob er und ein Freund auf der Reise nach Osten bei ihr unterkommen könnten.
    Eine einfache Bitte, über die sie unter gewöhnlichen Umständen nicht weiter nachgedacht hätte. Waren diese Männer etwa Flüchtige? Dunne hatte das nicht erwähnt, doch er wollte wahrscheinlich nur seinen Auftrag erledigen und die Männer vielleicht sogar selbst so rasch wie möglich loswerden. Und dieser Thomas, der ihm geholfen hatte, den Weg hierher zu finden?
    Konnte man ihm vertrauen? Je länger sie darüber nachdachte, desto mulmiger wurde ihr. Und sie ärgerte sich über sich selbst. Ein Moment der Schwäche, der Unachtsamkeit, der Trägheit und Müdigkeit. Jedes Tier im New Forest wusste, wie das enden konnte.
    Plötzlich wurde sie von Angst ergriffen. Sie durfte nicht zulassen, dass die Männer hierher kamen. Morgen würde sie Dunne einen Boten schicken. Sie konnte nur hoffen, dass er nach Warminster zurückgekehrt und nicht weitergereist war. Es war einen Versuch wert. Sie seufzte und beschloss, die Sache zu überschlafen.
    Allerdings wird jedes Tier im New Forest früher oder später leichtsinnig, und manchmal muss es teuer dafür bezahlen. Als Alice am nächsten Morgen im idyllisch ruhigen Moyles Court erwachte, sagte sie sich, dass sie nur Gespenster sah.
     
     
    William Furzey verlor keine Zeit. Gleich nach seinem Abschied von Dunne marschierte er nach Norden. Bis Hale waren es zwar sechs Kilometer, aber Furzey wollte auf Nummer sicher gehen. Falls er Pech hatte, würde der Bäcker ergriffen und verhört werden und dann womöglich ihn, Furzey, als Mittäter nennen. Deshalb musste er ihm zuvorkommen und mit Penruddock von Hale sprechen.
    Als er das Haus erreichte, dämmerte es schon. Der Magistrat, der nach einem anstrengenden Tag früh zu Bett gehen wollte, war nicht eben erfreut, den Mann zu sehen, der ihn an eine Rübe erinnerte. Doch als Furzey mit seiner Geschichte begann, war er sofort hellwach. »Flüchtlinge. Daran besteht kein Zweifel«, verkündete er. »Es war richtig, dass Ihr Euch damit an mich gewendet habt.«
    »Und ich hoffe, dass mir daraus keine Nachteile entstehen«, erwiderte William Furzey geradeheraus. Er hatte sich überlegt, ob er gleich zu Anfang den Preis aushandeln sollte, sich aber klugerweise dagegen entschieden, um den Magistrat nicht zu verärgern.
    »Gewiss.« Der Magistrat nickte. »Natürlich hängt das davon ab, wer diese Männer sind. Aber ich werde dafür sorgen, dass Ihr nicht das Nachsehen habt, wenn wir sie ergreifen. Ich gebe Euch mein Wort.« Er musterte Furzey. »Wahrscheinlich wird man von Euch verlangen, beim Prozess auszusagen.«
    »Jawohl, Sir.« Furzey hatte verstanden. »Was immer nötig ist.«
    »Ihr behauptet also«, fasste der Magistrat zusammen, »dass Ihr die Leute nach Moyles Court führen sollt, wo Dame Alice ihnen Unterschlupf gewähren will?«
    »Das hat er mir erzählt, Sir.«
    Der Magistrat Penruddock überlegte eine Weile. Alice Lisle, dachte er finster. Wie sich die Dinge ändern. »Sprecht mit keiner Menschenseele darüber und trefft Euch wie geplant mit den Männern. Habt Ihr ein Pferd?«
    »Ich kann mir eines besorgen.«
    »Dann reitet sofort zu mir, sobald sie in Moyles Court sind. Ist das möglich?«
    Furzey nickte.
    »Gut. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr hier in der Scheune übernachten«, bot Penruddock ihm freundlich an.
    Bevor der Magistrat in jener Nacht zu Bett ging, schrieb er einen Brief an seinen Vetter Oberst Thomas Penruddock in Compton Chamberlayne, der gleich bei Morgengrauen überbracht werden sollte.
     
     
    Verwundert blickte George Furzey seinen Bruder William an und schüttelte den Kopf. »Du Fuchs«, hauchte er. »Du

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