Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

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Junge, bevor man es fallenlassen kann«, erwiderte Dalziel. »Gegen TecSec haben wir aber nichts in der Hand. Es spricht zwar einiges dafür, daß irgendwas getrickst wurde, damit Sanderson den Auftrag von ALBA gekriegt hat. Vitamin B, vielleicht mit ein bißchen Erpressung angereichert, aber wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Kümmern wir uns also nicht um die Taube auf dem Dach, sondern um den Spatz, den wir in der Hand haben. Die Frauen von ANIMA , die an dem Anschlag beteiligt waren. Ich möchte sie alle noch einmal befragen.«
    Wield überlegte und sagte dann ruhig: »Ich dachte, es steht fest, daß sie mit dem Skelett nichts zu tun haben, abgesehen davon, daß sie es gefunden haben …«
    »Nun erzähl mir doch nicht etwas, was ich schon weiß, Wieldy«, sagte Dalziel genervt. »Es geht doch um was ganz anderes. Hast du denn nichts mitgekriegt? Nein, natürlich nicht. Du hast ja gestern nachmittag freigehabt und hast einen draufgemacht. Es ist verdammt noch mal ein Glück, daß wenigstens einer hier den ganzen Tag die Stellung hält. Es geht um Wendy Walker.«
    Er erzählte Wield, was geschehen war.
    »Und wie geht es ihr jetzt?« fragte der Sergeant.
    »Noch immer bewußtlos«, sagte Dalziel. »Wenn sie zu sich kommt, kann sie uns vielleicht genau sagen, was passiert ist. Bis dahin steht nur fest, daß sie nicht auf die Weise angefahren wurde, wie jemand es uns glauben machen will.«
    »Könnte sein, daß der Fahrer den Tatort nur ein wenig von zu Hause wegverlegen wollte.«
    »Ja, auf die Idee ist sogar schon Seymour gekommen«, sagte der Dicke bissig. »Auch das ist schon ein schweres Verbrechen. Es würde bedeuten, daß der Fahrer wußte, daß sie noch lebte. Und so, wie er sie mit dem Gesicht nach unten in den Graben geworfen hat, kann man nur vermuten, daß es ihm egal war, ob sie am Leben blieb. Es könnte also auch sein, daß wir es mit einem Mordversuch zu tun haben.«
    »Wir befragen also alle Leute, die sie kannte, in der Hoffnung, auf Hinweise zu stoßen«, sagte Wield.
    »Wahnsinn, heute sind Sie aber scharfsinnig, Sergeant. Ich hab Seymour losgeschickt, die Leute in dem Haus auszuhorchen, wo sie wohnt. Klingt nach einer linken Kommune, ich hab meine Zweifel, daß man viel aus denen rausholen kann. Und sonst kennen wir nur die Frauen von ANIMA . Falls Sie also ein wenig von Ihrer kostbaren Zeit erübrigen könnten, Sergeant …«
    Die Ursache für Dalziels schlechte Laune war Wield nun etwas klarer, aber er war immer für völlige Klarheit.
    »Schließt das auch Ms Marvell ein, Sir?«
    »Sie gehört doch dazu, oder?«
    »Ja, aber ich dachte, vielleicht, weil Sie sie persönlich kennen …«
    Unter Dalziels Blick, der sich ihm in den Weg stellte wie eine Straßensperre, blieben ihm die Worte im Hals stecken.
    »Deshalb wirst du dazu abgeordnet«, sagte Dalziel leise. »Es sei denn, du hättest was dagegen?«
    »Nicht im allergeringsten, Sir«, sagte Wield. Dann dachte er, holla, das klingt aber mehr nach Edwin als nach mir. Doch der Dicke schien es nicht gemerkt zu haben. Er sah auf seine Armbanduhr.
    »Hast du Peter heute morgen schon gesehen?« fragte er.
    »Nein, aber vielleicht habe ich ihn verpaßt. In seinem Zimmer habe ich nicht nachgesehen …«
    »Geh nicht gleich in die Defensive und versuch ihn zu decken. Seit er vom Begräbnis seiner Oma zurückgekommen ist, hab ich ihn mit Sicherheit nicht länger als zwei Minuten gesehen. Er behauptet, er hätte nichts abgekriegt, aber so wie er sich aufführt, sollte man denken, daß er zum Privatier geworden ist. Ich weiß nicht, was mit diesem Dezernat passiert, es fällt auseinander. Doch ich flick es wieder zusammen, auch wenn dabei Blut fließt. So, Junge, nun weißt du Bescheid, und sorg dafür, daß du nicht der einzige bleibst.«
    »Ja, Sir«, sagte Wield. »Ich häng es an die ganz große Glocke.«

Zwei
    P eter Pascoe erwachte, und die Dunkelheit lastete auf ihm wie eine Wand aus naßkalter Erde, die sich bei der leisesten Erschütterung über ihn ergießen würde. Er blähte die Nasenlöcher und holte verzweifelt tief Luft, drehte sich auf die Seite und streckte die Hand nach Trost aus, welchen, wußte er nicht. Seine Finger fanden Fleisch, regloses, kaltes, nacktes Fleisch. Vor Schock schrie er auf und versuchte, die Hand zurückzuziehen, doch bevor er dazu in der Lage war, wurde sie unwiderstehlich gepackt, und aus der Dunkelheit drang eine Stimme: »Nun hast du schon wieder das verdammte Federbett runtergeworfen. Gott, ich