Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
schmollend. Sie konnte sehr gut schmollen, wenn sie in Stimmung war.
    Sie leerten die Flasche im Bett. Von all den Drahtseilakten, die der Alkohol von einem Mann verlangt, ist wahrscheinlich der zwischen Verlangen und Vollbringen der gefährlichste, aber es kam Peter so vor, als hätte er das Gleichgewicht endlich einmal genau getroffen. Stetig vorwärts, unerschütterlich wie Blondin, bis die Luft in einem Ausbruch nuklearen Lichts explodierte und ihn freudig in die willkommene Dunkelheit jenseits schickte.
    Dann war die andere Dunkelheit über ihn gekommen und der Wachtraum, der überhaupt kein Traum gewesen war … aber wenigstens hatte er dieses Gespräch ausgelöst … er fühlte sich jetzt besser … Ellie wandte sich von ihm ab und kuschelte sich in das wiedergefundene Federbett. Er legte die Arme um sie und nahm ihre Brüste in die Hände … zwei Wölbungen wie der Ypernbogen, aber voll Trost und Versprechen … Auch ich bin der Mann im Bogen, dachte er, hier postiert für die Dauer …
    »He, ich hab doch gesagt, du sollst ja nicht auf dumme Gedanken kommen«, murmelte Ellie schläfrig. »Viel zu früh … deine Hände sind kalt … laß uns jetzt schlafen …«
    Als Pascoe das nächste Mal aufwachte, läutete der Postbote Sturm. Er setzte sich rasch auf, wünschte sich, er hätte es unterlassen, sah auf den Wecker, wünschte sich, er hätte auch das unterlassen, rollte sich aus dem Bett und nahm das Federbett mit.
    »Verflixt noch mal«, sagte Ellie. »Schon wieder klaust du mir die Decke.«
    »Wir haben verschlafen«, sagte er. »Ich komme zu spät zur Arbeit, Rosie kommt zu spät in die Schule, und du kommst zu spät … zu einem Termin oder so.«
    »Was für ein Leben«, stöhnte sie. »Lieber Gott, was schütten die verdammten Franzmänner nur in ihren Rachenputzer?«
    Wenn man sie überrumpelte, konnte sie köstlich politisch unkorrekt sein. Aber es war keine Zeit, das, was sie sagte, zu genießen, von ihrem Anblick ganz zu schweigen, wie sie da in einem Zustand nackter Selbstvergessenheit auf dem Bett ausgestreckt lag, was bei ihm die vertraute lustvolle Enge in der Kehle hervorrief, obwohl er so unter Zeitdruck stand.
    Die Klingel läutete schon lange nicht mehr. Mühsam zog er seinen Morgenmantel über, stolperte in die Diele und rief: »Rosie, Liebes, aufstehen, ja? Du bist spät dran.«
    »Nein, bin ich nicht«, erwiderte seine Tochter vom Fuß der Treppe. »Ich habe schon gefrühstückt, und nun mache ich gerade euer Frühstück.«
    Sie war bereits für die Schule angezogen, ordentlicher hätte sie nicht aussehen können, und in der Küche blubberte die Kaffeemaschine, der Toaster toastete und zwei Schalen mit Müsli standen auf dem Tisch. Neben seiner Schale lag ein sperriges Päckchen.
    »Ich habe unterschrieben«, sagte Rosie stolz. »Der Postbote hat gesagt, eigentlich müßtest du unterschreiben, oder Mami, aber ich hab gesagt, ihr seid beschäftigt.«
    Wenigstens etwas, dachte Peter Pascoe. Nach dem, was sie sich in letzter Zeit geleistet hatte, wäre er nicht überrascht gewesen, wenn sie dem Postboten erzählt hätte, ihre Alten wären stinkbesoffen und vögelten, daß die Federn flogen.
    Er sagte: »Das hast du wirklich gut gemacht, Schatz. Aber du hättest warten sollen. Du weißt doch, daß du die Elektrogeräte in der Küche nicht anstellen sollst.«
    Sie betrachtete ihn mit der Verachtung der Generation, die von Geburt an weiß, wie man ein Videogerät programmiert, und fragte: »Fettarm oder Vollmilch?«
    Peter untersuchte das Päckchen. Dem Absender entnahm er, daß es von Barbara Lomax war, Adas Anwältin. Er hatte in ihrer Kanzlei angerufen, um zu sagen, daß er Adas Anweisungen hinsichtlich der Asche ausgeführt habe und gern wüßte, welche weiteren Aufgaben er als Testamentsvollstrecker zu erledigen habe. Er war davon ausgegangen, daß ein paar Dokumente zu unterschreiben waren, aber das Päckchen neben seinem Teller sah nach ernsthafter Arbeit aus.
    Nun, es würde warten müssen. Die Pflichten, die wir von Gesetzes wegen erfüllen müssen, waren zwar wichtig, doch er diente einem höheren Herrn und Meister als dem Gesetz.
    Er schaufelte das Müsli in sich hinein, schlürfte seinen Kaffee und wollte (sehr zu Rosies Kummer) keinen Toast. Auf dem Weg ins Badezimmer kam er an Ellie vorbei, die unterwegs nach unten war.
    »Verdammter Rotwein«, zischte sie ihn an. »Du weißt doch, daß er mir nicht bekommt.«
    »Die Idee war nicht von mir!« rief er ihr nach, aber sie

Weitere Kostenlose Bücher