Der Wald - ein Nachruf
Aufprall mit einer Krafteinwirkung von mehreren Tonnen Gewicht. Allein 2011 ereigneten sich laut Angaben der Motorradzeitung 2 600 Wildunfälle, bei denen Personen verletzt wurden. 18 Der wirtschaftliche Schaden liegt nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft mittlerweile pro Jahr bei einer halben Milliarde Euro. 19 Und der Trend ist ungebrochen. Von den jährlich 240 000 Unfällen mit Wildbeteiligung allein in Deutschland gehen die meisten auf das Konto von Rehen, der Rest ist Wildschweinen, Dam- und Rothirschen zuzuordnen. 20
Aber was haben die Jäger damit zu tun? Allein in Deutschland gibt es 111 000 Quadratkilometer Wald, in dem ein Reh pro Quadratkilometer ein normaler Bestand wäre. Dass schon fast die doppelte Zahl allein im Straßenverkehr umkommt, hat neben der steigenden Verkehrsdichte mit der Überbevölkerung zu tun. Wo sich die 50-fache Anzahl drängelt, gibt es Ärger. Denn Rehe sind besitzergreifend und verteidigen ihr Territorium erbittert gegen fremde Artgenossen. Und diese Fremdlinge sind meist Jährlinge, deren Mutter sie aufgrund des neuen Nachwuchses verstoßen hat. Auf der Suche nach einer neuen Heimat geraten sie von einem besetzten Revier ins nächste, werden von einem Inhaber zum anderen gejagt und überqueren dabei auch etliche Straßen. Wildunfälle hängen unmittelbar mit dieser Konkurrenzsituation zusammen. Wäre der Bestand im natürlichen Rahmen geblieben, bekäme kaum ein Autofahrer ein Reh zu Gesicht. Der Trophäenkult mit Zucht und Fütterung zeigt sich also direkt in der Unfallstatistik.
Mein persönlicher Tipp: Fahren Sie in der Dämmerung und nachts nicht schneller als mit 60 Stundenkilometern durch Waldgebiete. Das klingt nach Schneckentempo, aber so gelang es mir schon etliche Male, Zusammenstöße zu vermeiden, weil ich recht zeitig bremsen konnte. Und selbst dann kann noch etwas passieren. Vor vier Jahren fuhr ich im Winter mit meiner Frau von unserer Tanzschule in der Kreisstadt Euskirchen in die stillen Eifelberge zurück, als am Fahrbahnrand eine Hirschkuh auftauchte. Ich bremste und das Tier drehte sich um, als ob es wieder in der Dunkelheit verschwinden wollte. Als ich wieder Gas gab, wendete es jedoch erneut und sprang auf uns zu. Wir hielten die Luft an und warteten auf den Knall. Stattdessen flog die Hirschkuh über das Heck unseres Autos, streifte mit den Füßen kurz den Kofferraum und knickte die Antenne ab. Das war’s. Glück gehabt, denn wie ein seitlicher Volltreffer aussieht, zeigte mir ein Dorfbewohner. Er hielt am Weihnachtstag vor dem Forsthaus, um sich eine Schadensbescheinigung für seine Versicherung zu holen. Der Kleinwagen war auf der ganzen rechten Seite völlig eingedrückt und dreckverschmiert – das Resultat eines jungen Hirschs, der den Verkehr offensichtlich noch nicht richtig einschätzen konnte.
Abseits der Straßen geht eine weitere stille Gefahr von Parasiten aus und hier ganz besonders von Zecken. Haben Sie schon einmal von Borreliose gehört? Oder von FSME, der Frühsommer- Hirnhautentzündung? Meine Familie und ich sind schon mehrfach von Borreliose betroffen gewesen.
Borrelioseerreger sind Schraubenbakterien, die durch den Speichel beim Biss der Zecke übertragen werden und zahlreiche schwere Krankheitsbilder hervorrufen können. Hat sich die Zecke länger als 24 Stunden festgesetzt, so ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion recht groß, falls das Tier mit Borrelien infiziert ist. Finden Sie diesen Parasiten daher auf Ihrer Haut, sollten Sie ihn schnellstmöglich entfernen. Von den vielen Tipps, dem Links- oder Rechtsherumdrehen beim Herausziehen, vom Beträufeln mit Öl oder Abflämmen mit einem Feuerzeug, sollten Sie Ab stand nehmen. Denn sie können dazu führen, dass die Zecke im Todeskampf noch einmal eine ordentliche Portion infizierten Speichels in Ihre Blutbahn pumpt. Ziehen Sie das Tier einfach mit den Fingernägeln oder einer Pinzette zügig aus der Haut. Bleibt der winzige Rüssel stecken, so spielt das keine Rolle. Er wird nach wenigen Tagen abgestoßen. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, sollten Sie bei Wanderungen lange, helle, ungemusterte Hosen anziehen und ab und zu die Vorderseite der Beine kontrollieren. Hier sitzen die frisch abgestreiften Zecken und können abgesammelt werden. Manchmal wird aber doch ein Exemplar übersehen und beißt sich fest.
Kommt es zu einer Borrelieninfektion, so können die Symptome vielseitig sein. Bei etwa 50 Prozent der Betroffenen bildet
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