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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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an der Hose ab. »Willst du jetzt Popcorn oder so?«
    Wieder nahm Julies Gesicht diesen geheimnisvollen Ausdruck an. »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Wie scharf bist du auf den nächsten Film?«
    Die Frage verblüffte Nick. Er sah sie an. »Was meinst du damit?«
    »Mein Vater hat gesagt, ich muss gegen elf zu Hause sein. Jetzt ist es erst halb neun. Wenn wir jetzt gehen …« Sie zog die Brauen hoch. »Was hältst du davon?«
    »Im Ernst?«
    »Wenn du lieber den zweiten Film sehen …«
    »Nein. Der ist mir egal. Ich … äh … ich glaube nicht, dass dein Vater besonders begeistert wäre.«
    »Er muss es ja nicht erfahren.«
    »Mensch, Julie.«
    »Bist du dabei?«
    Er stieß ein nervöses Lachen aus. »Ja, klar, ich glaub schon.«
    »Super. Lass uns rausgehen.« Sie hängte sich die Handtasche über die Schulter und stand auf.
    Seitwärts schoben sie sich zum Mittelgang durch. Nick fühlte sich beklommen und zittrig. Wir sollten das nicht tun, dachte er. Aber er wollte es. Er hatte Angst, aber er wollte es.
    Wohin sollen wir fahren? Park doch einfach irgendwo. Oh Gott.
    In der Eingangshalle drückte sie seine Hand. »Bin gleich wieder da.« Sie verschwand durch eine Toilettentür.
    Er erinnerte sich an sein Versprechen, sie nicht aus den Augen zu lassen. Tja, er konnte ihr wohl kaum aufs Damenklo folgen. Ralph hätte so etwas vielleicht getan, aber er nicht.
    Nick eilte zur Herrentoilette. Er trat an ein freies Urinal. Die Unterseite seines Penis war feucht und glitschig. Entweder der Film oder Julie hatten ihn ziemlich erregt. Er glaubte nicht, dass es am Film lag.
    Zurück im Foyer blickte er sich nach Julie um. Er konnte sie nirgendwo sehen. Offenbar war sie noch in der Toilette. Er wartete. Die Schlange an der Snacktheke schrumpfte langsam. Ein Platzanweiser mit rotem Blazer schloss die Türen zum Vorführraum und kündigte so den Beginn des zweiten Films an.
    Nick ging auf und ab. Er beobachtete die Toilettentür.
    Schließlich öffnete sie sich, aber das Mädchen, das herauskam, war nicht Julie.
    Was machte sie so lange?
    War irgendwas schiefgegangen?
    Das Mädchen hinter der Snacktheke pumpte Butteraroma auf den Popcornbecher des letzten Kunden. Wenn sie fertig wäre, könnte Nick sie vielleicht bitten, nach Julie zu sehen. Das könnte peinlich werden.
    Ein paar Minuten würde er Julie noch geben.
    Er starrte auf den Sekundenzeiger der Wanduhr hinter der Theke. Unaufhaltsam sprang er von Zahl zu Zahl. Nick sah drei Umdrehungen lang zu. Immer noch zögerte er, etwas zu unternehmen.
    Die Toilettentür blieb geschlossen.
    Komm schon, Julie! Was ist los?

34
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    »Kann ich lauter machen?«, fragte Rose.
    » Darf ich lauder machen«, korrigierte Alice ihre Tochter mit von zu viel Wein schleppender Stimme.
    »Mach ruhig«, sagte Flash. Er konnte kaum seinen eigenen Gedanken folgen, geschweige denn den Fernseher hören. Der Helikopter flog ein weiteres Mal dicht über das Haus hinweg. Er kreiste seit zehn Minuten über dem Viertel. Der Lärm der Rotoren war ohrenbetäubend. Manchmal ließ er eine Weile nach, nur um wieder zu einem lauten Röhren anzuschwellen, wenn der Helikopter zurückkehrte.
    Flash sah zu, wie Rose zum Fernseher krabbelte, mit ihrem bandagierten Arm nach oben griff und die Lautstärke aufdrehte. Rückwärts kroch sie zurück an die Stelle, wo sie auf dem Teppich gesessen hatte. Sie schlug die Beine übereinander.
    Alice starrte zur Decke. Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. »Warum geht er nicht weg?«, fragte sie.
    »Muss wohl nach irgendeinem Herumtreiber suchen. Dieses Mal ist es wenigstens nicht drei Uhr morgens.« Zu dieser Zeit tauchte der Polizeihubschrauber nämlich sonst gern auf, weckte sie, kreiste eine halbe Stunde lang tief über den Häusern und ließ seine Suchscheinwerfer über die Wiesen und Straßen schweifen. Es war eine echte Plage. Und ein wenig beängstigend. Es erinnerte ihn an Vietnam, außerdem wurde der Helikopter nicht für Routinepatrouillen eingesetzt. Seine Gegenwart bedeutete, dass sich ein Verdächtiger dort draußen herumtrieb. Irgendwo in der Nähe. Man fragte sich immer, wer er war, was er angestellt hatte und wo er sich wohl verstecken mochte.
    Alice beugte sich neben ihm auf dem Sofa vor und streckte die linke Hand aus. Ihre Fingerspitzen stießen gegen das Weinglas und warfen es um. Der Chablis spritzte über den Tisch.
    Heather, die auf der anderen Seite des Zimmers im Schaukelstuhl saß, sah stirnrunzelnd von ihrem Buch

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