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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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auf.
    Alice blickte zu ihr. »Versuch du das ma mit der linken Hand«, fuhr sie ihre Tochter an. Sie hatte ihr gerötetes Gesicht in Falten gelegt.
    Flash massierte Alices Nacken. Die verspannten Muskeln fühlten sich an wie Drahtseile. »Schon gut, mein Schatz. Kann jedem mal passieren. Ich wische es auf.«
    Alice nickte mit zusammengepressten Lippen. Sie sah auf ihren rechten Arm, der von den Fingerspitzen bis zur Schulter in einem Gips steckte und ihr in einer Schlinge vor der Brust hing. Ihr Mund begann zu zucken.
    »Ich bring dir auch noch einen Schluck Wein mit«, sagte Flash, als er vom Sofa aufstand.
    Heather legte das Buch zur Seite. Sie folgte ihm in die Küche, lehnte sich gegen den Herd und beobachtete, wie er eine neue Flasche Wein und eine Dose Budweiser aus dem Kühlschrank nahm. Ihre hellen Augenbrauen waren zusammengezogen.
    »Pass auf, dass dein Gesicht nicht so bleibt«, sagte Flash.
    »Sie ist besoffen.«
    »Sag so was nicht.«
    »Tja, ist sie aber.«
    »Na und?«, fuhr er sie an.
    Heather zuckte zusammen und blinzelte. Sie schien gleich losheulen zu wollen.
    »Entschuldigung«, sagte Flash. »Das liegt alles an dem verdammten Lärm.«
    »Du solltest ihr nicht erlauben, so viel zu trinken.«
    »Wenn sie sich heute Abend abschießen will, hab ich nichts dagegen. Normalerweise würde ich …« Er bemerkte, dass er nicht so laut sprechen musste; der Lärm des Helikopters hatte ein wenig nachgelassen. »Normalerweise würde ich dir Recht geben, Süße. Es ist nicht gut, so viel zu trinken. Aber deine Mutter hat heute Morgen etwas Schreckliches erlebt. Und Rose auch.«
    »Rose besäuft sich nicht.«
    »Kann sie aber, wenn sie will.«
    Heather sah ihren Vater an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Wisch doch bitte den Wohnzimmertisch für mich ab, ja?«
    Sie zuckte mit den schmalen Schultern und humpelte zur Arbeitsplatte. Dort zog sie einen Meter Küchenpapier von der Rolle.
    »Wie geht’s deinem Knöchel?«
    »Tut ein bisschen weh.« Sie grinste. »Darf ich mich auch besaufen?«
    »Willst du?«
    »Nein.« Heather zog eine Braue hoch. »Ich behalte lieber einen klaren Kopf, danke.« Sie hinkte aus der Küche, und das Küchenpapier flatterte hinter ihr wie ein Wimpel.
    Flash zog den Korken aus der Weinflasche und öffnete seine Bierdose. Als er mit den Getränken ins Wohnzimmer ging, gesellte sich zu dem Lärm des näherkommenden Helikopters das Klingeln des Telefons.
    »Das Telefon«, sagte Alice.
    »Ich geh gleich dran«, antwortete er. Es klingelte noch zwei weitere Male, während er ihr Glas auffüllte.
    »Vielleicht ist es Nick«, sagte sie mit einem beunruhigten Ausdruck in den Augen.
    Flash ging mit dem Bier in die Küche zurück und nahm den Hörer ab. »Hallo?«
    »Hi, Flash, hier ist Scott.«
    »Stimmt was nicht?«
    »Die Kinder sind …« Das Dröhnen des Helikopters übertönte seine Stimme.
    »Was hast du gesagt? Hier fliegt so ein beschissener Polizeihubschrauber rum und macht einen Höllenlärm.«
    »Ich hab nur gesagt, dass die Kinder ins Kino gegangen sind. Wie geht es Alice und Rose?«
    »Hm. Wer weiß? Ganz gut, glaub ich. Hat Nick dir alles erzählt?«
    »Ja. Er meinte, die Operation wäre gut verlaufen.«
    »Sie muss eine Weile einen Gips tragen. Die Ärzte glauben nicht, dass sie einen bleibenden Schaden behalten wird, aber sie können nichts versprechen. Du kennst diese Typen ja.«
    »Ich hoffe wirklich, dass alles gut verläuft. Hör zu, ich ruf unter anderem an, um zu fragen, ob du Lust hast, morgen mit deiner ganzen Bande vorbeizukommen. Nick fand die Idee gut.«
    »Darauf wette ich«, sagte Flash. Kichernd trank er einen Schluck Bier. »Die beiden verstehen sich, was?«
    »Könnte man so sagen.«
    »Also, von mir aus gern. Ich muss noch mit der Frau Generalin sprechen, aber wenn ich nicht zurückrufe, kannst du mit uns rechnen. Wann sollen wir kommen?«
    »Wenn ihr Lust auf einen Tag am Pool habt, kommt gegen zehn oder elf. Und bringt Badesachen mit.«
    »Sollen wir sonst noch was mitbringen?«
    »Nur Hunger und Durst.«
    »Wirklich nett, Scott.«
    »Hast du was von der Polizei gehört?«
    »Ihren beschissenen Hubschrauber.« Er bemerkte, dass der Lärm ein wenig nachließ.
    »Über die Sache in den Bergen.«
    »Ja. Ich weiß, was du meinst.« Er trank noch einen Schluck Bier. »Ich bin vor ein paar Stunden angerufen worden. Ein paar Deputys und ein Ranger sind da hochgeritten. Sie konnten weder die Leiche noch die Frau finden. Aber sie haben unsere Zelte mitgebracht.

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