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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dem kahlen Kopf. Wieder bedeutete er ihnen, sich zu setzen.
    Was geht hier vor?, dachte Julie. Das seltsame Benehmen des Mannes und die altmodische Einrichtung verunsicherten sie. Warum sagt er nichts?
    Julie folgte Nick zum Sofa. Sie sank in das Polster, beugte sich steif nach vorn und umklammerte ihre Knie.
    Der Mann lächelte und nickte. Er wandte sich ab und bückte sich, um den kleinen Fernseher einzuschalten. Der Seidenkimono rutschte hoch. Julie sah seinen nackten Hintern. Sie blickte zu Nick. Er schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
    Der Mann trat zurück und blickte auf den Fernseher. Das Gerät gab ein lautes Summen von sich. Stimmen erfüllten den Raum, und ein Schwarz-Weiß-Film flackerte auf dem Bildschirm. Der Mann sah Julie an. Er lächelte. »Kann ich Ihnen einen Tee anbieten?«, fragte er mit hoher Stimme.
    Also kann er doch sprechen, dachte Julie.
    »Wir würden lieber Ihr Telefon benutzen, wenn wir dürfen«, sagte Nick.
    Sein Kopf wippte auf und ab.
    »Am besten ruf ich zuerst meinen Vater an«, meinte Julie, »und sag ihm, dass wir später kommen.«
    Der Mann ließ sich auf einen Stuhl neben dem Sofa sinken. Er faltete die Hände im Schoß und starrte sie an. Er wirkte sehr zufrieden und schien sich auf irgendetwas zu freuen. Er rutschte ein wenig auf dem Stuhl herum.
    »Darf ich telefonieren?«, fragte Julie.
    Er zeigte auf einen mit einem Vorhang abgetrennten bogenförmigen Durchgang links neben dem Fernseher. »Da drin?«, fragte Julie. Er nickte. Sie erhob sich vom Sofa, ging zum Durchgang, schob den Vorhang zur Seite und spähte hinein. Im trüben Licht, das aus dem Wohnzimmer fiel, sah sie eine kleine Nische, die offenbar zu einem weiteren Zimmer führte. Die andere Seite war ebenfalls mit einem Vorhang abgetrennt. An der Wand stand ein Rollschreibtisch. Auf der Arbeitsplatte entdeckte sie den schwarzen Umriss eines Telefons. Eine Stehlampe befand sich neben dem Schreibtisch.
    Julie griff unter den Schirm und knipste die Glühbirne an. Sie ließ den Vorhang vor dem Eingang fallen, trat an den Schreibtisch und nahm den Hörer ab. Während sie wählte, hörte sie die Stimmen aus dem Fernseher nebenan.
    Der arme Nick, dachte sie, muss da mit dem Irren sitzen.
    Drei Freizeichen erklangen, ehe der Anruf entgegengenommen wurde. »Hallo?«
    »Hi, Dad. Ich bin’s.«
    »Julie? Wo bist du? Was ist los?«
    »Wir haben ein Problem mit dem Wagen. Alles ist in Ordnung, wir sitzen bloß fest.«
    »Was ist passiert?«
    »Wir haben zwei platte Reifen.«
    »Zwei platte Reifen?« Er klang erschrocken.
    »Ja. Wir rufen gleich den Automobilclub an, aber ich dachte, ich sag dir lieber erst Bescheid, dass wir später kommen.«
    » Zwei platte Reifen? H at jemand die Luft rausgelassen oder was?«
    »Jemand hat die Ventile abgeschnitten.«
    Er schwieg einen Augenblick. »Das können die Leute vom Automobilclub nicht reparieren. Sie werden euch abschleppen müssen.«
    »Wir sind im Haus von so einem Typen.« Sie erinnerte sich an den Briefkasten am Anfang der Einfahrt. »Sein Name ist Fish. Er wohnt in den Hügeln gleich südlich des Ventura Boulevards.«
    »Was zum Teufel macht ihr da oben?«
    »Also …«
    »Egal. Darüber reden wir später. Wie ist seine Adresse?«
    »Hausnummer 21. Die Straße weiß ich nicht. Warte mal kurz, ich frag nach.« Sie legte den Hörer auf den Schreibtisch, ging zum Vorhang und zog ihn zur Seite.
    Der Mann grinste sie über Nicks Kopf hinweg an. Er stand hinter dem Sofa, beugte sich über die Lehne und drückte mit einem dicken Arm Nicks Kehle zu. Nicks Gesicht war dunkelrot angelaufen. Er trat um sich und versuchte, sich zu befreien.
    »Nein!«, schrie Julie. Schwankend trat sie in das Wohnzimmer und sah sich um. Sie brauchte eine Waffe, aber fand nichts Geeignetes. Mit einem Aufschrei warf sie den Fernseher vom Ständer. Er landete zersplitternd auf dem Boden.
    Der Mann verzog das Gesicht. Er ließ Nick los. Während er auf die qualmenden, zischenden Überreste des Fernsehers starrte, rutschte Nick auf die Polster, drehte sich und fiel auf den Teppich. Die Lippen des Mannes bewegten sich, aber es kam kein Wort heraus. Seine schmalen Augen bewegten sich zu Julie. Brüllend sprang er über das Sofa.
    Julie wirbelte herum. Sie stürmte durch den Vorhang, durch die Nische, in den dunklen Raum dahinter.
    Der Mann verfolgte sie unaufhörlich brüllend.
    Scott hatte sich den Hörer ans Ohr geklemmt und riss eine Küchenschublade auf. Er zerrte ein Telefonbuch heraus.
    »Was ist

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