Der Wald: Roman
sah auf die Uhr. »Ungefähr zehn vor zehn.«
»Schon?« Julie seufzte und zog ihn fest an sich. Sie küssten sich. Sie streichelten einander. »Es fühlt sich so schön und friedlich an«, sagte sie.
»Finde ich auch«, sagte Nick gähnend.
»Langweile ich dich?«
Er lachte, und sein warmer Atem streifte ihr Gesicht.
Julie gähnte ebenfalls. Sie kuschelte sich an ihn. »Was, wenn wir einschlafen und erst um Mitternacht wieder aufwachen?«
»Oder morgen früh?«
»Wie spät ist es?«
»Zwanzig nach zehn.«
»Oh nein.«
»Oh ja.«
»Ich will noch nicht los.«
»Wir müssen aber. Sonst macht dein Vater sich Sorgen.«
»Ja, ich weiß.«
Sie setzten sich auf. Während Nick sein Hemd in Ordnung brachte, blickte Julie aus dem Fenster. Bis auf ein paar Flecken Mondlicht war die Straße dunkel. Sie sah niemanden.
Nick wandte sich von ihr ab. Die helle Innenbeleuchtung ging an, als er die Tür öffnete. Während er ausstieg, zog Julie ihre Bluse aus. Sie warf sie auf den Beifahrersitz.
Nick beugte sich in den Wagen und starrte sie an.
»Stimmt was nicht?«
»Mein Gott, Julie.«
Sie rutschte über den Sitz und kletterte hinaus. Eine warme Brise umspielte sie.
»Bist du verrückt?«, fragte Nick.
»Ja.« Sie streckte die Arme aus, und Nick trat dazwischen. Er strich mit den Händen über ihren Rücken und küsste sie. Dann löste sie sich von ihm. »Wir sollten lieber los«, sagte sie.
»Du bist so schön.«
»Aber verrückt?«
»Ja.«
Grinsend drehte sie sich um. Sie kroch über den Fahrersitz und setzte sich hin. Nick stieg ebenfalls ein. Er ließ die Tür einen Spalt offen, damit das Licht nicht erlosch, während Julie ihre Handtasche vom Boden aufhob und den BH herausnahm.
»Warte«, sagte Nick. Er beugte sich vor und streichelte mit einer Hand ihre Brust. Seine Finger schlossen sich darum, hielten sie eine Weile fest.
Er beobachtete Julie, während sie den BH anzog, ihn zuhakte und schließlich in die Bluse schlüpfte. Als sie die Knöpfe schloss, zog er die Tür zu. Er ließ den Motor an, schaltete die Scheinwerfer ein und löste die Handbremse. Der Wagen rollte los. Julie spürte ein seltsames Schlingern. Nick kämpfte mit dem Lenkrad. Dann schaltete er den Motor wieder ab.
»Was ist los?«, fragte Julie.
»Ich weiß nicht.« Er stieg aus. Neben dem Vorderreifen bückte er sich, stand wieder auf und ging zur anderen Seite hinüber. Auch dort ging er in die Hocke. Als er sich aufrichtete, sah er Julie durch die Windschutzscheibe an.
»Oh nein«, murmelte sie. Ein kaltes, unangenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie kletterte über den Sitz und stieg aus.
Der Reifen auf der Fahrerseite war platt.
»Hier drüben auch«, sagte Nick. Er klang wütend.
»Wie konnte das passieren?«
Er ging langsam zu ihr und streckte die Hand aus. »Sieh mal.«
Sie blickte auf einen kleinen dunklen Gegenstand auf seiner Handfläche. »Was ist das?«
»Ein Stück von einem Ventilschaft.«
»Das versteh ich nicht.«
»Beide Vorderreifen. Jemand hat die Ventile abgeschnitten.«
»Oh Gott! Während wir …«
Nick antwortete mit einem Nicken.
36
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Julie bekam weiche Knie. Sie lehnte sich gegen das Auto. Eine Gänsehaut kribbelte über ihren Körper. Sie rieb sich über die Arme und spähte in die Dunkelheit. Die schmale, mondbeschienene Straße schien verlassen zu sein. Es gab weder Laternen noch parkende Autos. Die Büsche entlang der Leitplanke wirkten wie stille Beobachter.
Nick tätschelte ihren Arm. »Mach dir keine Sorgen.«
»Wer macht sich denn hier Sorgen?«
Er beugte sich ins Auto und schaltete die Scheinwerfer aus. Mit dem Schlüssel in der Hand schlug er die Tür zu. Julie folgte ihm zum Kofferraum. »Kannst du die Reifen wechseln?«, fragte sie.
»Ich hab nur einen Reservereifen.« Er nahm das Montiereisen heraus.
»Was willst du dann damit?«
»Nur für alle Fälle.« Er schloss den Kofferraum.
»Oh Mann.«
»Gehen wir.«
»Wohin?«
»Zu einem Telefon. Wir müssen den Automobilclub anrufen.« Er nahm ihre Hand, und sie begannen, die Straße hinabzugehen. Immer wieder sahen sie sich um.
»Die nächste Telefonzelle«, sagte Julie, »ist bestimmt erst am Ventura Boulevard.«
»Wahrscheinlich.«
»Tut mir wirklich leid, dass ich dir das eingebrockt habe, Nick.«
»Es ist nicht deine Schuld.«
»Ach ja? Wenn wir im Kino geblieben wären, wäre das nicht passiert. Ich und meine tollen Ideen.«
Er drückte ihre Hand. »Es war eine hervorragende Idee. Es war … Egal, was
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