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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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den Tod erwähnen?
    »Wir müssen alle sterben«, sagte Nick. »Aber nicht heute Nacht. Heute Nacht ist jemand anders an der Reihe.«
    »Stimmt genau«, sagte Julie.
    »Karen?«
    Sie nickte und hob die Pistole von ihrem Schoß.
    »Okay«, sagte Nick. »Setzen wir unsere Ärsche in Bewegung.«
    Setzen wir unsere Ärsche in Bewegung. Er klang genau wie Flash. Karen spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte und Tränen in ihre Augen stiegen. Gott, sie hatte den Mann kaum gekannt. Aber er schien ein guter Mensch gewesen zu sein. Er war Scotts Freund und Nicks Vater, und sie vermutete, dass die Tränen ihm galten und Alice, Rose und Heather.
    Sie stemmte sich hoch. Ihre Beine zitterten, und die Blasen an den Füßen brannten. Während die anderen aufstanden, zupfte sie die Bluse aus der Jeans, zog den Bauch ein und schob den Lauf der Pistole unter den Hosenbund. Er lag hart und kalt an ihrer Haut.
    »Wir umkreisen den See«, sagte Nick. »Und danach machen wir dasselbe beim Upper Mesquite.«
    »Taschenlampen«, sagte Karen.
    »Ja. In ein paar Minuten wird es dunkel sein.«
    »Und kalt«, fügte Benny hinzu.
    Sie wühlten in den Rucksäcken. Benny zog seinen Parka an. Karen fröstelte, doch ihr Parka kam ihr zu beengend vor. Sie ließ ihn im Rucksack und holte stattdessen das graue Sweatshirt heraus. Dann wandte sie sich von den anderen ab und zog die kalte, feuchte Bluse aus. Sie knüllte sie zusammen und wischte sich damit den Schweiß vom Gesicht, dem Nacken, den Seiten. Schließlich warf sie die Bluse in den Rucksack und schlüpfte in das Sweatshirt. Es war weich und warm. Sie musste an Scott denken, an die Nacht, in der er es für den Rückweg zu seinem Zelt angezogen hatte.
    Wenn er nur hier wäre …
    Benny starrte sie mit offenem Mund an, als sie sich umdrehte. Schnell senkte er den Blick auf seine Taschenlampe, schaltete sie ein und leuchtete sich ins Gesicht, um zu sehen, ob sie funktionierte.
    Karen zog ihre eigene Taschenlampe hervor und testete sie ebenfalls.
    Nick zeigte mit dem Beil nach links. »Wir gehen da lang und laufen um die andere Seite des Sees, bis wir zu dem Grat kommen.«
    Sie liefen los. Nick ging voran, und Julie blieb dicht hinter ihm. Karen ließ Benny vorgehen. Sie wollte nicht, dass er der Letzte in der Reihe wäre; das schien für den Jungen eine zu heikle Position zu sein.
    Sie folgten dem Ufer auf dem gleichen Weg, den sie gekommen waren. Als der Pfad sich um das nördliche Ende wand, stiegen sie über die zerbrochenen Granitblöcke den Hang hinauf, bis sie zehn oder zwölf Meter über dem Wasser waren. Jeder Schritt war für Karen eine Qual – und für die anderen auch, vermutete sie. Aber niemand beschwerte sich.
    Wahrscheinlich hätten sie auch einfach an dem Zeltplatz warten können. Aber sie hatten auf dem Hinweg lange darüber diskutiert und sich schließlich auf dieses Vorgehen geeinigt. Alle hatten das Gefühl, es wäre besser, etwas zu unternehmen, als darauf zu warten, dass die Frau den ersten Schritt tat. Außerdem bestand so die Möglichkeit, ihr Versteck zu finden und sie zu überraschen. Es war nur eine geringe Chance, angesichts dessen, dass die Polizisten sie nicht hatten finden können, aber einen Versuch war es allemal wert. Sie waren sich einig, dass die Frau ein Versteck irgendwo in den Hängen über den Seen haben musste. Sie hatten genügend Proviant für vier Tage dabei. Wenn sie die Frau heute Nacht nicht fanden, wenn sie nicht von sich aus zu ihnen kam, dann würden sie nach ihr suchen, bis ihnen das Essen ausging.
    Keiner von ihnen glaubte, dass es so weit kommen würde.
    Falls die Frau sich noch an dem See aufhielt, würde sie ihnen nachstellen. »Sie will mich«, hatte Nick gesagt. »Ich bin derjenige, der ihren Sohn getötet hat. Mit ihrem Fluch kann sie mir nichts antun. Sie hat kein Blut oder so von mir.«
    »Aber deinen Vater hat sie trotzdem erwischt«, hatte Julie ihn erinnert und seine Hand genommen.
    »Das war ein Unfall. Er hat es abbekommen, weil er Mum und die Mädchen beschützen wollte. Ihm wäre nichts passiert, außer … Sie muss versuchen, mich zu kriegen. Und dann machen wir sie fertig.«
    »Was ist, wenn der Fluch mit ihrem Tod nicht endet?«, fragte Julie.
    »Er muss enden.« Benny erklärte, dass der Fluch verschwände, wenn er nicht länger durch ihre übernatürlichen Kräfte gelenkt würde.
    »Warum bist du dir da so sicher?«, fragte Julie.
    »Das steht in dem Buch.«
    »Hoffen wir, dass das Buch Recht behält.«
    »Hoffen wir,

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