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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Gepäck abzulegen. Karen blickte auf den Streifen nackter Haut und den Bund seiner Boxershorts. Sie erinnerte sich an Megs Bemerkung: Hoffentlich hast du nicht vor, mit dem Typen ins Bett zu steigen. Mal sehen, dachte sie, mal sehen.
    Scott holte die anderen Rucksäcke aus dem Wagen und lehnte sie aufrecht gegen die Stoßstange. Er reichte Karen ihren Filzhut. Sie setzte ihn auf und stellte die vordere Krempe hoch.
    »Du siehst aus wie Sam Hawkens«, sagte Scott.
    »Vielen Dank.«
    Während er seinen Rucksack öffnete, um sein Hemd darin zu verstauen, hörte Karen einen Automotor. Sie blickte die schattige Straße entlang. Ein Kombi tauchte auf und fuhr rumpelnd über die Spurrillen.
    »Sind sie das?«, fragte Benny.
    »Ja«, sagte Scott. »Sieht aus, als hätten sie es gepackt.«
    Der Fahrer, ein Mann mit breitem Gesicht und gesunder Hautfarbe, dessen fast kahler Schädel von einem roten Haarkranz umgeben war, parkte neben ihnen. »Wie habt ihr es geschafft, vor uns hier zu sein?«, fragte er beim Aussteigen.
    »Wir haben’s eben drauf«, erklärte ihm Scott.
    Sie gaben sich die Hände.
    »Karen, das ist Arnold Gordon.«
    »Nenn mich einfach Flash.«
    »Freut mich«, sagte Karen und schüttelte seine große Hand.
    Die anderen stiegen aus dem Wagen: ein dünner Jugendlicher mit den Sommersprossen seines Vaters und vollem rotem Haar; eine kleine, beinahe pummelige Frau mit frechem Kurzhaarschnitt; zwei schlanke, vielleicht zehnjährige Mädchen. Sie waren Zwillinge, hatten sich aber unterschiedlich angezogen. Die eine hatte ihr Haar zu Zöpfen geflochten, während die andere einen Pferdeschwanz trug. So müsste ich sie eigentlich auseinanderhalten können, dachte Karen.
    Scott und Flash stellten alle einander vor. Karen wiederholte im Geiste die Namen und versuchte, Assoziationen zu finden, um sie sich besser merken zu können. Flash Gordon war einfach. Nick war Nick Adams aus »Großer doppelherziger Strom«, einer Hemingwaygeschichte, die sie letztes Jahr im Unterricht besprochen hatte. Alice, Alice … Alice im Wunderland, Wunderland ist abgebrannt. Na ja, nicht so toll. Rose und Heather, Heide. Beides Blumen. Nenn sie bloß nicht Tulpe und Löwenzahn. »My wild Irish Rose« und die schottische Heide. Denk dran, Rose ist die mit dem Pferdeschwanz. Rose, rosa, wie »Mein kleines Pony«. So müsste es funktionieren.
    »… beim Dreibeinlauf auf dem Betriebsfest«, sagte Julie gerade zu Nick.
    »Ah, ich erinnere mich.« Nick errötete. »Und das Eierwerfen.«
    »Klar. Du hast alles auf den Kopf gekriegt.«
    Mit einem Nicken entschuldigte sich der Junge und wandte sich ab, um seinem Vater beim Ausladen zu helfen. Die ganze Familie besaß zueinanderpassende rote Rucksäcke: zwei große wie der von Scott, einen etwas kleineren für Alice und zwei Kinderrucksäcke für die Mädchen.
    »Arnold hat mir erzählt, dass du Lehrerin bist«, sagte Alice.
    »Ja, stimmt. An der Highschool.«
    »Unser Nick ist ein ziemlich guter Schüler. Er hat glatte Einsen in Mathe und Naturwissenschaft.«
    »Das ist sehr gut.«
    »Ich war selber in Mathe auch eine der besten in der Klasse, als ich zur Highschool gegangen bin. Das ist natürlich schon lange her. Ich wollte auch mal Lehrerin werden, aber dann ist mir Arnold über den Weg gelaufen, und ich bin nicht mehr dazu gekommen, das College abzuschließen.« Der herausfordernde Ausdruck in ihren Augen machte Karen nervös. Rechnete Alice damit, kritisiert zu werden, weil sie ihren Abschluss nicht gemacht hatte?
    »Wenn man deine Kinder ansieht«, sagte Karen, »weiß man, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.«
    Die Härte wich aus Alices Augen, und sie lächelte: »Tja, danke.«
    »Wir haben die Feuererlaubnis bereits besorgt«, sagte Scott zu Flash.
    »Gibt’s hier irgendwo ein Scheißhaus?«
    Scott zeigte auf ein Klohäuschen, das sich im Schatten der Bäume in der Nähe verbarg. »Okay, Leute, gehen wir uns erleichtern. Genießt es, Ladys. Es ist die letzte Toilette, die ihr diese Woche zu Gesicht bekommt.«
    Alice verzog das Gesicht.
    »Fies«, sagte Rose mit dem Pferdeschwanz.
    Benny sah Karen in die Augen. Er wirkte amüsiert.
    Die ganze Gruppe ging auf das Steingebäude zu.
    »Können wir das Zeug hier liegen lassen?«, fragte Nick seinen Vater.
    »Ist ja keiner da, der daran herumfummeln könnte.«
    »Wie war eure Fahrt hier hoch?«, wollte Scott wissen.
    »Die einspurige Strecke ist eine beschissene Falle. Die arme Alice hätte sich beinahe in die Hose gemacht. Seid

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