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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihr auch einem Wohnmobil von der Größe eines Reisebusses begegnet?«
    »Allerdings.«
    »Ich musste den halben Berg rückwärts wieder runterfahren, um es vorbeizulassen. Echt beschissen.«
    »Lustig war’s nicht«, stimmte ihm Scott zu.
    Nick sah zu, wie Julie vor dem Toilettenhäuschen wartete. Nach einer Weile kamen die Zwillinge heraus, und sie ging hinein. Als die Tür hinter ihr zuschlug, drehte sich Nick um. Er blickte hinüber zu den beiden Autos, um sich zu vergewissern, dass sich niemand an ihren Rucksäcken zu schaffen machte.
    Es war kein Mensch in Sicht. Soweit er wusste, war niemand außer ihnen neun und dem Ranger im Tal. Aber irgendjemandem mussten die beiden anderen Autos gehören, deshalb konnte es nicht schaden, ein Auge auf ihre Ausrüstung zu haben.
    Als er Julie zum letzten Mal gesehen hatte, war sie ein knochiges Mädchen gewesen, das man auch für einen Jungen hätte halten können. Jetzt hatte sie Brüste und alles. Sie war genauso süß wie die Cheerleader an der Samo, und sie würde eine ganze Woche lang mit ihm zelten.
    Dieser Gedanke machte Nick äußerst nervös. Wenn sie nur flachbrüstig oder dick oder hässlich wäre, dann könnte er ungezwungen mit ihr umgehen, und sie würden eine schöne Zeit haben. Aber wie konnte er er selbst sein, wenn jemand wie Julie in der Nähe war?
    Sie würde ihn wahrscheinlich die ganze Woche über ignorieren.
    Vermutlich ging sie fest mit einem Footballspieler. Und machte nebenbei noch mit einigen anderen rum. Mädchen wie sie taten so etwas immer. Bloß nicht mit Jungen wie ihm.
    Sie konnte ihm gestohlen bleiben.
    Hinter Nick schlug die Tür zu. Er sah sich um. Julie stolzierte mit den Händen in den Taschen ihrer Shorts auf ihren Vater zu. Ihre langen Beine waren schlank und sonnengebräunt, das Weiß ihres BHs leuchtete durch das T-Shirt. Sie warf Nick einen Blick zu, sah dann aber sofort wieder weg. Ihr Haar wippte beim Laufen auf und ab.
    »Pass auf, dass dir nicht die Augen aus dem Kopf fallen«, sagte sein Vater, der sich Nick von hinten genähert hatte.
    Nick spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. »Ja«, murmelte er.
    Sie folgten den anderen mit einigem Abstand zu den Autos. »Bei ihr lohnt es sich wirklich, hinzugucken.«
    »Sie ist okay.«
    »Okay, meine Fresse. Sie ist der Hammer, das weißt du doch selber. Ich an deiner Stelle wäre schon bei ihr und würde mich näher mit ihr bekanntmachen.«
    »Ja, also …«
    »Du willst doch nicht, dass sie dich für eingebildet hält.«
    »Ich bin nicht eingebildet.«
    Als sie am Auto ankamen, beobachtete Nick, wie Julie ihren Rucksack hochhob. Sie packte ihn an den Trageriemen und schwang ihn auf den Kofferraum des Olds Cutlass ihres Vaters. Während sie ihn in der Balance hielt, drehte sie sich um. Ihre Augen suchten für einen Moment Nicks Blick, als wollte sie sichergehen, dass er zusah. Dann lehnte sie sich zurück, hakte einen Arm unter dem Riemen durch, wand sich und schob den zweiten Arm hinein. Sie beugte sich vor. Der Rucksack kippte gegen ihren Rücken. Sie richtete sich gerade auf, und die Riemen zogen ihre Schultern nach hinten. Nick bemerkte, dass er auf ihre Brüste starrte, die sich jetzt deutlicher abzeichneten.
    Er wandte sich ab, um selbst seinen Rucksack aufzusetzen. Als er wieder zu Julie blickte, trug sie eine Fliegersonnenbrille und ein rotes Barett, wodurch sie aussah wie ein Kommandosoldat.
    Das ist eine scharfe Mütze, könnte er zu ihr sagen. Scharf? Sie wird mich für einen Vollidioten halten. Eine fantastische Mütze. Das klingt besser. Aber er sagte es nicht. Stattdessen nahm er seinen Wanderstock.
    »Hey«, fragte Julie, »ist das ein echter Schwarzdornstock?« Sie kam auf ihn zu.
    Errötend nickte er.
    »Kann ich mal sehen?«
    Er gab ihr den Stock.
    »Der ist wirklich schön.« Sie strich mit den Händen über das polierte, knorrige Griffstück.
    »Ich hab ihn aus Irland.«
    »Echt? Wir waren auch da. Wo hast du ihn gekauft?«
    »In einem Andenkenladen in der Nähe von Blarney Castle.«
    »Im Ernst? Da waren wir auch. Benny hat da einen Wanderstock bekommen. Bei Blarney Handicrafts?«
    »Ja, so hieß der Laden.«
    Sie gab ihm den Stock zurück.
    »Hast du den Blarney Stone geküsst?«, fragte sie.
    »Klar.«
    »Und wie fandest du die Treppen da rauf?«
    »Ziemlich haarig.«
    Sie lachte. »Den Stein zu küssen, war ein Kinderspiel nach dem Aufstieg. Hast du die Gabe der Rede bekommen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es bei mir funktioniert hat.«
    »Lasst uns in die

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