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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Gänge kommen«, rief Nicks Vater.
    Julie blieb an Nicks Seite, während sie hinübergingen, um sich den anderen anzuschließen. Mit Mr. O’Toole und ihrem Dad an der Spitze wanderten sie quer über eine Wiese. Vor ihnen sah Nick einen hölzernen Wegweiser.
    »Warst du schon mal hier oben?«, fragte Julie.
    »Nicht in dieser Gegend. Wir waren in Mineral King, Yosemite und vielen anderen Parks. Sind Abschnitte vom John Muir Trail gegangen. Und du?«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihr blondes Haar flog durch die Luft. »Ich finde es schön, irgendwo langzugehen, wo man noch nicht war.«
    »Ja, wie eine Entdeckungsreise.«
    »Und man weiß nie, was einen erwartet.«
    Sie erreichten den Weg, einen breiten, staubigen Pfad, der in den Wald führte. Auf dem Schild daneben stand: Juniper Lake, 3 Meilen.
    »Wenn alle damit einverstanden sind«, sagte Mr. O’Toole, »bleiben wir da über Nacht.«
    »Von mir aus gern«, sagte Flash.
    Der Pfeil zeigte nach links. Sie gingen los. Die Trageriemen lagen bequem auf Nicks Schultern. Der schwere Rucksack ließ sich leicht tragen. Nick atmete tief durch. Die heiße Luft roch nach Staub und Blumen und Pinien, und er erwischte einen Hauch von Julies Parfum. Sie ging weiter neben ihm.
    Eigentlich ist sie gar nicht übel, dachte er. Das könnte richtig schön werden.

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    Etties Beinmuskeln zitterten von der Anstrengung des Hockens. Sie richtete sich auf und betrachtete ihre Hinterlassenschaft. Mit beiden Händen kratzte sie losen Dreck zusammen. Sie streute ihn über den Fäkalienhaufen. »Der Erde übergebe ich die Essenzen meiner Feinde«, sagte sie. »Wie ihre Essenzen verborgen werden, so sollen auch alle Spuren ihrer Anwesenheit aus diesem Canyon verbannt werden, so dass diejenigen, die sie suchen, keinen Grund finden, hier einzudringen.«
    Sie wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab.
    »Das sollte genügen«, murmelte sie.
    Rückwärts kroch sie aus der Felsspalte und setzte sich auf einen Granitblock. So weit oben am Hang schien noch die Sonne. Der Schatten kroch langsam zu ihr herauf, während sich die Sonnenkugel dem gegenüberliegenden Bergkamm näherte.
    Es wehte bereits eine angenehme Brise, so dass sich ihr verschwitztes Kleid kühl anfühlte. Sie hob die Arme, damit der Wind ihre feuchten Achseln trocknete.
    Zu ihrer Rechten tauchte Merle auf. Er erklomm den kleinen Grat, der die beiden Seen trennte. Auf seinem Rücken hing ein blauer Rucksack, einen weiteren trug er in den Händen. Ettie beobachtete, wie er begann, den im Schatten liegenden Hang hinaufzusteigen. Es dauerte nicht lange, bis er den Rucksack in seinen Händen abstellte. Mit dem zweiten auf dem Rücken kletterte er weiter hinauf und erreichte das Sonnenlicht. Er kraxelte über Felsen, lief steile Granitplatten hinauf und verschwand schließlich. Von Etties Position aus wirkte es, als wäre er einfach durch den massiven Stein gegangen. Die Spalte, die in ihre Höhle führte, konnte sie nicht sehen.
    Ein paar Augenblicke später tauchte Merle wieder auf. Er hüpfte den Abhang hinunter, um den zweiten Rucksack zu holen.
    Obwohl Ettie immer noch wütend auf ihn war, musste sie zugeben, dass sie sich darauf freute, die Beute zu begutachten. Nach dem Zelt des Pärchens zu schließen, waren sie gut ausgerüstet gewesen. Wahrscheinlich hatten sie zumindest einen Gaskocher und zwei gute Schlafsäcke dabei. Ein Kocher käme ihr sehr gelegen. Im Gegensatz zu dem Feuer, das sie manchmal zum Kochen in der Höhle anzündeten, würde er keinen Rauch verursachen. Und ihre verlotterten alten Schlafsäcke reichten kaum gegen die nächtliche Kälte. Die beiden hatten bestimmt auch etwas Essbares dabei. Wahrscheinlich genug für die nächsten Tage. Sie hatten darüber geredet, wieder einmal die Camper drüben beim Lake Wilson zu überfallen, um etwas Proviant zu erbeuten, aber solche Nummern sollte man nicht zu oft abziehen, sonst verriet man sich.
    Trotz dieser Vorteile wünschte sie, Merle würde lernen, sich zu kontrollieren. In dieser Hinsicht war er genau wie sein Vater. Der arme Mann hatte Geschmack an der Macht gefunden und einfach nicht aufhören können. Bis eine Polizeikugel ihn stoppte. Sie hätte ihre Lektion daraus lernen und Merle nicht einweihen sollen. Anscheinend konnten sich Männer nicht so gut kontrollieren wie Frauen. Das lag natürlich an ihrem Schwanz. Wenn der einmal in Fahrt kam, spielte alles andere keine Rolle mehr.
    Ich habe sie geopfert.
    Die Frechheit des Jungen war eine Schande für den

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