Der Wald: Roman
Meister. Das Einzige, was zu ihm gesprochen hatte, war das Ding zwischen seinen Beinen.
Sie hätte ihn aufhalten sollen. Als sie die beiden im See schwimmen gesehen hatte, hatte sie gewusst, dass Merle hinter dem Mädchen her sein würde. Sie hatte ihn gewarnt. Er hatte versprochen, sie in Ruhe zu lassen. Ettie wusste, wie schwach er war. Sie musste sich eingestehen, dass sie halb damit gerechnet hatte, dass er sein Versprechen brechen würde. Aber als er nach Einbruch der Dunkelheit eingeschlafen war, hatte sie gedacht, alles wäre in Ordnung. Er musste sich verstellt haben, damit sie sich in Sicherheit wähnte und einschlief, so dass er ungehindert davonschleichen konnte.
Tja, so würde er sie nicht noch einmal austricksen. Beim nächsten Mal – falls es ein nächstes Mal geben sollte – würde sie die ganze Nacht wach bleiben.
Während Merle wieder in der Höhle verschwand, stand Ettie auf. Ihr Hintern war vom Sitzen auf dem Fels ganz taub. Sie rieb darüber, bis das Gefühl mit einem schmerzhaften Kribbeln zurückkehrte. Dann begann sie, den Hang hinabzusteigen.
Sie war erpicht darauf, in die Höhle zu gehen und nachzusehen, was Merle dort verstaut hatte. Aber eines nach dem anderen. Zuerst musste sie sich den Campingplatz genau ansehen, um sicherzugehen, dass dort keine Spuren zurückgeblieben waren.
In der Mitte des Hangs ließ sie das Sonnenlicht hinter sich. Im Schatten fühlte sich die Brise kalt an. Ettie hoffte, die beiden hätten vernünftige Parkas mitgebracht. Ihr Sweatshirt oben in der Höhle war nicht warm genug, wenn die Sonne untergegangen war.
Sie stieg nicht ganz bis zum See hinab; das hätte noch mehr Kletterei bedeutet. Stattdessen wanderte sie, als sie auf einer Höhe mit dem niedrigen Grat auf der Nordseite war, quer am Hang entlang. Sie erreichte den Grat, sprang über den Spalt, durch den tief unten der Zufluss in den Lower Mesquite strömte, und lief das letzte Stück hinab.
Auf der Lichtung zwischen den Bäumen, wo die Camper gewesen waren, fand sie nichts. Sogar die Steine, aus denen frühere Besucher die Feuerstelle errichtet hatten, waren verteilt und die Asche abgedeckt worden. Die Stelle, an der das Zelt gestanden hatte, war nun mit Piniennadeln, Zapfen, Stöcken und ein paar angekohlten Steinen aus der Feuerstelle übersät. Merle hatte gute Arbeit geleistet. Aber was hatte er mit den Leichen angestellt?
Ettie schlenderte zwischen den Bäumen umher, sah nichts Verdächtiges und kehrte zum Zeltplatz zurück. Ihre Augen blieben an der flachen Stelle hängen, an der das Zelt gestanden hatte. Sie ging hinüber. Mit der Sohle ihres Stiefels kratzte sie eine Furche in den Boden. Sie ging in die Hocke und griff in die lose, körnige Erde. Dann ließ sie sich auf die Knie fallen und begann zu graben. Das Loch vergrößerte sich schnell, während sie Hand um Hand Erde heraufschaufelte.
Wenn sie hier liegen, hat sie Merle wenigstens tief genug eingegraben, dachte sie.
Ihre Fingernägel bohrten sich in etwas Weiches. Sie legte eine kleine Stelle am Boden des Lochs frei und entblößte eine Insel Haut. Ihre Nägel hatten Kratzer darauf hinterlassen. Als sie das Loch vergrößerte, entdeckte sie einen Bauchnabel. Die Haut darum war nahezu unbehaart, daher nahm sie an, dass es sich um das Mädchen handelte.
Sie kroch ein Stück nach vorn, grub weiter und stieß auf die Hüfte des Mannes. Zufrieden, dass Merle sie beide vergraben hatte, füllte sie die Löcher wieder auf. Sie stampfte die Erde fest. Dann verteilte sie Piniennadeln über die Stelle, bis sie unberührt wirkte.
Es gefiel ihr nicht besonders, dass Merle die Leichen einfach mitten auf dem einzigen Zeltplatz am See verscharrt hatte. Aber sie lagen mindestens dreißig Zentimeter tief unter der Erde. Sie ging davon aus, dass es so in Ordnung war.
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Am Wegweiser hatte Benny noch gedacht, zwei Meilen wären eine Kleinigkeit. Schließlich entsprach das der Entfernung von der Schule nach Hause, und diese Strecke war er schon ein paarmal gelaufen. Er hatte es nicht als anstrengend in Erinnerung. Aber das war ohne Rucksack gewesen. Und ohne einen Anstieg, der kein Ende zu nehmen schien.
Am Anfang hatte er mit Dad und Mr. Gordon mithalten können. Doch als der Weg bergauf führte, wurde sein Rucksack schwerer und schwerer. Die Riemen fühlten sich auf seinen Schultern an wie Hände, die ihn in den Boden drücken wollten. Der Schweiß ließ ihm die Brille von der Nase rutschen. Schließlich trat er an den Wegesrand und
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