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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Regalen. Wenn er nur einen einzigen großen Schritt tat, könnte er den Verursacher des Geräuschs wahrscheinlich sehen.
    Es war ein schnelles, raues Keuchen, wie von jemandem, der schnell gerannt war. Dann ein Stöhnen, bei dem sich Bennys Nackenhaare aufstellten.
    Er wusste, dass er einfach diesen einen Schritt vorwärtsgehen oder besser noch unerschrocken vorbeischreiten und nur wie zufällig hinübersehen sollte. Aber er schaffte es nicht. Stattdessen zog er sich leise zurück.
    Nach ein paar Schritten tauchte er zwischen den Regalen auf der linken Seite unter. Verborgen hinter den bis zur Decke reichenden Bücherreihen ging er schnell nach hinten zur Wand. Dort bog er links ab und lief auf der anderen Seite der Regalreihe zurück. Am Ende des Ganges hockte er sich hin und blickte den Mittelgang entlang. Er sah niemanden. Die Tür zum Treppenhaus war nur ein paar Meter entfernt.
    Vielleicht sollte er dorthin rennen. Das Treppenhaus machte ihm zwar Angst, aber hier im Raum war es auch nicht besser. Er musste dort raus, ehe … Das Buch. Er brauchte das Buch. Wenn er ohne das Buch ging, wäre alles umsonst gewesen.
    Er zog sich vorsichtig vom Mittelgang zurück. Der Zettel mit der Signatur war eine feuchte, zerknitterte Kugel in seiner Hand. Er faltete ihn auseinander, strich ihn glatt und verglich die Buchstaben mit denen auf einem Buch neben seiner Schulter.
    Es musste in der Nähe sein. Benny stand auf, ging seitwärts den Gang zurück und ließ den Blick über die Aufkleber auf den Buchrücken schweifen. Seine Suche führte ihn tiefer in die Regalreihen hinein, immer weiter weg vom Ausgang. Die ganze Zeit über lauschte er angespannt, stets bereit, die Flucht zu ergreifen. Er hörte nichts als das Summen der Neonröhren.
    Auf Zehenspitzen und mit dem Kopf im Nacken spähte er zur obersten Buchreihe hinauf. Er konnte die Signatur nicht richtig erkennen. Es ist bestimmt da oben, dachte er. Wenn das stimmt, muss ich hochklettern. Die Regalböden waren aus Metall, einen guten Meter breit und damit tief genug, um von beiden Seiten Bücher aufzunehmen, und an jeder Ecke an senkrechten Stangen befestigt. Sie sahen sehr stabil aus. Benny packte die Kante eines Bodens und zog daran. Er wackelte überhaupt nicht. Aber Benny würde erst hochklettern, wenn er sich sicher war, dass es nötig war.
    Er ging ein Stück nach links, ließ sich auf die Knie sinken und betrachtete die unterste Reihe. Die Buchstabenkombination stimmte überein, aber die Nummern darunter … Er las die Titel: Schwarze Magie, Handbuch der Zauberei, Pforte zur Dunkelheit, Tarot leicht gemacht, Hexen und Zauberer, Hexensprüche und Zaubertränke.
    Großartig!
    Das Tarot-Buch konnte er wohl nicht gebrauchen, und er hatte keine Ahnung, worum es in Pforte zur Dunkelheit gehen mochte. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis … Nein, das könnte er tun, wenn er oben in Sicherheit wäre. Er würde alle außer dem Tarot-Buch mitnehmen.
    Als er danach griff, flogen die Bücher nach vorn gegen seine Hände und fielen auf seine Knie. Eine knochige, blaugeäderte Hand packte sein Handgelenk.
    Das Licht erlosch.
    Kreischend stieß er die andere Hand nach vorn, warf Bücher vom Brett darüber in die Dunkelheit und hörte, wie die Bände auf der anderen Seite zu Boden fielen. Er versuchte es noch einmal, und dieses Mal fand er den Regalboden und stemmte sich dagegen, während seine rechte Hand mit festem Griff nach vorn gezerrt wurde.
    Sie will mich auf die andere Seite ziehen!
    Mit aller Kraft hielt er dagegen. »Lass mich los!«, schrie er. »Hilfe!« Der Zug wurde immer stärker, bis er das Gefühl hatte, sein Arm würde aus dem Gelenk gerissen. Sein linker Arm gab nach. Er flog nach vorn, schlug mit dem Kopf gegen die Kante des oberen Bodens und fiel auf den Rücken.
    »Nein!«, schrie er, während er zwischen die Regalböden gezogen wurde.
    In Panik griff er mit der freien Hand nach den trockenen Fingern, die sein Handgelenk hielten, und bog einen davon weit nach hinten. Es gab keinen Schmerzensschrei. Nur ein sprödes Knacken wie von einem knickenden Zweig, als der Finger abbrach. Der Griff lockerte sich. Er riss seine Hand los und griff nach dem Regalboden über seiner Brust. Mit einem Ruck zog er sich nach vorn. Die Metallkante schrappte über seine Schädeldecke, als er sich aufsetzte.
    Er sprang auf und wandte sich zur Tür – hoffte er. Nach links? Ja! Dort musste der Ausgang sein! Er tastete sich an den Büchern entlang, um nicht die Orientierung zu

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