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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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tropfte trotzdem, als er einen Schluck trank. Auf seiner von der Sonne aufgeheizten Brust fühlte sich das Eiswasser wie ein Messerstich an. Er verrieb es mit den Fingerspitzen. »Klingt, als hättest du ein schlimmes Erlebnis gehabt, Kumpel.«
    Das Mitgefühl seines Vaters schien Benny tief zu berühren. Sein Kinn begann zu zittern. Er presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen.
    »Bist du sicher, dass das alles wirklich geschehen ist?«, fragte Julie. »Du hast das nicht nur geträumt oder so?«
    »Es war kein Traum«, murmelte er.
    Tanya, die mit übereinandergeschlagenen Beinen mit dem Rücken zum Pool saß, sagte: »Die Bibliothekarin ist nach unten gegangen, nachdem Benny abgehauen ist. Sie hat mir gesagt, das Licht sei aus gewesen und es hätten Bücher auf dem Boden gelegen. Sie dachte, Benny hätte das getan. Es sei niemand anderes dort unten gewesen.«
    »Ich frage mich, wie gründlich sie nachgesehen hat«, sagte Karen.
    »Hat sie zufällig einen Finger gefunden?«, fragte Julie.
    »Ein Finger bricht normalerweise nicht einfach ab«, sagte Scott. »Selbst wenn der Knochen … da sind auch noch Muskeln, Sehnen, Fleisch.«
    »Und Blut«, fügte Julie hinzu. »Da müsste alles voller Blut sein.«
    Benny schüttelte den Kopf und drehte seine Handflächen nach oben, als suchte er nach Flecken darauf. Er sagte nichts.
    Scott nippte an seiner Bloody Mary. »Also, was immer auch passiert ist, es war ziemlich bizarr. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber wenigstens geht es dir gut, Benny. Das ist das Wichtigste.«
    »Und wenn es wieder passiert?«, fragte er mit gedämpfter Stimme
    »Ich kann es mir nicht vorstellen … also …«
    »Du solltest in Sicherheit sein«, sagte Karen, »solange jemand bei dir ist. Geh nur einfach eine Zeit lang nirgendwo allein hin, wenn es sich vermeiden lässt. Dann stehst du nicht ohne Hilfe da, falls wieder etwas Seltsames passiert.«
    »Vielleicht braucht er einen Bodyguard«, schlug Julie vor.
    Benny sah sie blinzelnd an. »Wenn dir das passieren würde, fändest du es bestimmt nicht so lustig.«
    »Verschon mich damit.«
    »Es war der Fluch«, platzte er heraus, »und dich betrifft es auch. Wir sind alle verflucht, außer Tanya. Sie wird versuchen, uns alle zu erwischen.«
    »Wer, Tanya?«, fragte Julie grinsend.
    »Die Hexe! Sie hat Sachen von uns, und ich hab gleich gesagt, wir müssen sie zurückholen, aber es hat niemand auf mich gehört. Ich bin schließlich nur ein kleines verrücktes Kind, und so was wie Hexen und Flüche gibt es ja gar nicht. Aber das stimmt nicht. Sie hat uns verflucht, und es erwischt uns alle, wenn wir nichts unternehmen!« Er sprang vom Stuhl auf und lief ins Haus.
    Julie blies langsam die Luft durch ihre geschürzten Lippen aus. »Er muss mal zum Psychiater.«
    »Hör jetzt auf damit«, fuhr Scott sie an. »Der Junge hat Gott weiß was durchgemacht, da kann er deine blöden Sprüche nun wirklich nicht gebrauchen.«
    Julie zuckte zusammen, ihr Grinsen verschwand. »Entschuldigung«, murmelte sie und ging zum Haus.
    Tanya schien die Situation peinlich zu sein. Sie stand auf und klopfte sich die Shorts ab. »Ich seh mal nach Benny.«
    »Danke.« Als sie gegangen war, wandte sich Scott an Karen. »Ich hätte nicht so aus der Fassung geraten sollen.«
    »Kann jedem mal passieren. Gegen die Tiraden, die ich manchmal in der Schule loslasse, war das noch harmlos. Ich bin bekannt dafür, völlig auszurasten.«
    Scott fühlte sich schon besser und drehte seinen Stuhl so, dass er sie besser ansehen konnte. Sie hatte sich zurückgelehnt, die nackten Beine ausgestreckt und an den Knöcheln übereinandergelegt. Mit einer Hand hielt sie das Glas auf ihrem Bauch fest. Ein dunkler Fleck hatte sich von der Feuchtigkeit auf der weiten, ausgeblichenen blauen Bluse ausgebreitet, die sie über dem Badeanzug trug.
    »Du hast die ganze Zeit mit Jugendlichen zu tun«, sagte Scott. »Was denkst du über meine beiden?«
    »Erst einmal würde ich sagen, dass Julie beunruhigt und wahrscheinlich sehr aufgebracht ist, wegen dem, was Benny zugestoßen ist.«
    »Eine seltsame Art, das zu zeigen.«
    »Ihr Sarkasmus ist nur ein Schutzmechanismus. Sie scheint ihn immer einzusetzen, wenn sie Schwierigkei ten hat, den Dingen ins Gesicht zu sehen. Ich glaube nicht, dass sie herzlos oder unsensibel ist. Wenn überhaupt, dann macht sie sich zu viele Sorgen. Der Sarkasmus dient ihr als Ventil.«
    »Gut. Dafür bekommst du von mir eine glatte Eins. Sie ist immer so, sie

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