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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verlieren. Dann endeten die Regale. Er stieß gegen eine Wand, lief daran entlang, fand die Tür. Er riss sie auf und stürmte ins Treppenhaus.
    Blind umherirrend stieß er mit dem Unterarm gegen das Geländer. Er hielt sich daran fest und folgte ihm nach oben. Das ganze Treppenhaus war dunkel. Auf dem ersten Absatz wagte er, sich umzudrehen. Alles schwarz. Benny blinzelte, um sicherzugehen, dass seine Augen offen waren. Er hörte nur seinen eigenen rasselnden Atem und sein klopfendes Herz, aber ein Schauder überflutete ihn wie eine eisige Welle. Sie ist da, sie kommt!
    Benny rannte die nächste Treppe hinauf und unterdrückte einen Aufschrei. Er sah einen dünnen Lichtstreifen, der unter der Tür durchsickerte. Mit der Schulter stieß er die Tür auf.
    Die Bibliothekarin zuckte zusammen, wirbelte mit dem Stuhl herum und öffnete den Mund. Aber sie sagte nichts, während Benny wie ein Besessener am Schalter vorbeistürmte und auf den Ausgang zuhielt.
    Er stieß die Glastür auf. Er rannte die Treppe zum Gehweg hinab und hörte erst wieder auf zu rennen, als er am Auto angekommen war.

30
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    Benny lag auf dem Rücksitz und schmorte bei geschlossenen Türen im Auto, bis Tanya schließlich kam. Sie öffnete die Fahrertür und sah auf ihn herab. »Geht’s dir gut?«, fragte sie.
    Er nickte und richtete sich auf.
    »Ich hab mir Sorgen gemacht, weil ich dich da drin nirgendwo gefunden habe. Ich dachte schon, du wärst verlorengegangen.«
    »Entschuldigung«, murmelte Benny. Er stieg aus. Nach der Gluthitze im Auto fühlte sich die Luft draußen kühl und frisch an. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und zog sein Hemd an. Tanya beugte sich über den Sitz und entriegelte die Beifahrertür für ihn. Er öffnete sie und kurbelte die Scheibe herunter, ehe er einstieg.
    Sie gab ihm ein kleines schwarzes Buch. Benny blickte auf den Umschlag. Hexensprüche und Zaubertränke. »Du hast es geholt?«, fragte er aufgeregt.
    »Kristi hat es rausgesucht. Was ist denn passiert?«
    »Was?«
    »In der Bibliothek.«
    »Ich hatte Probleme.«
    »Das habe ich bereits gehört. Als ich gekommen bin, meinte Kristi, du seist wie der Teufel rausgerannt. Was hast du da unten gemacht? Sie hat gesagt, das Licht wäre aus gewesen und du hättest Bücher auf den Boden geworfen. Sie war ein bisschen sauer.«
    »Ich war das nicht.«
    Tanya warf ihm einen enttäuschten Blick zu und ließ den Wagen an. »Laut Kristi war aber niemand sonst dort unten.«
    »Doch, da war jemand«, sagte er und begann bei der Erinnerung daran zu zittern. Er streckte Tanya seine rechte Hand entgegen. Um sein Handgelenk herum waren leichte Blutergüsse und Spuren der Fingernägel, die sich in seine Haut gegraben hatten.
    Tanya inspizierte die Verletzungen. »Wer hat das getan?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Mein Gott, Benny! Das hättest du jemandem sagen sollen. Wer war das? Hat er versucht …«
    »Sie.«
    »Wir sollten es dem Sicherheitsdienst melden.«
    »Sie werden sie nicht finden. Sie ist eine Hexe.«
    »Das ist verrückt, Benny, das weißt du doch selbst.«
    »Ja«, ächzte er, »ich wusste, dass du das sagen würdest.«
    »Wir können dem Sicherheitsdienst nicht sagen, eine Hexe …«
    »Ich erzähle ihnen überhaupt nichts. Sonst sagen sie auch noch, dass ich verrückt bin.«
    Seufzend legte Tanya den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Parklücke. Sie steuerte auf die Ausfahrt des Parkplatzes zu. Benny genoss die frische Luft, die durch das offene Fenster strömte. »Ich weiß, dass du nicht verrückt bist«, beschwichtigte ihn Tanya. »Aber du beschäftigst dich mit Hexen, und du hast eine sehr lebhafte Fantasie.«
    »Hab ich mir das hier nur eingebildet?« Er hielt seine Hand hoch.
    »Natürlich nicht.«
    »Meinst du, ich hab es mir selbst zugefügt?«
    »Hast du?«
    »Nein.«
    »Okay, ich glaub dir. Also, warum erzählst du mir nicht, was da unten passiert ist?«
    »Gut.«
    »Und dann ist der Finger abgebrochen«, sagte Benny. »In meiner Hand.«
    » Ab gebrochen?«
    »Ja.«
    »Blödsinn«, sagte Julie leise.
    Scott warf ihr einen mahnenden Blick zu und sah dann zu Karen. Sie starrte mit einem angeekelten Ausdruck im zerschrammten Gesicht in ihre Bloody Mary. »Okay«, sagte Scott. »Was ist dann passiert?«
    »Tja, sie hat mich losgelassen, und ich bin entkommen.«
    »Du hast sie überhaupt nicht gesehen?«
    »Es war stockdunkel.«
    Scott lehnte sich im Liegestuhl zurück. Er wischte den nassen Boden des Cocktailglases an der Badehose ab, aber es

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