Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wald wirft schwarze Schatten

Der Wald wirft schwarze Schatten

Titel: Der Wald wirft schwarze Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari F. Braenne
Vom Netzwerk:
spielerisch mit weichen Pfoten, tollen herum. Er spürt die Zärtlichkeit, die er Hunden vorbehält. Spürt einen dumpfen Schmerz im Magen bei dem Gedanken an den Köter zu Hause. Er hätte kurzen Prozess mit ihm machen sollen, so wie er es immer tut. Aber er hat es nicht gekonnt. Wird er etwa weich? Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Eins nach dem anderen. Eines Tages. Erst muss er sein Vorhaben hinter sich bringen. Get it over with. Die verdammte Hütte loswerden. Sie niederbrennen.
     
    Nur wenige Stunden später ist er unterwegs zum John F. Kennedy Airport, im Fond eines dunkelgrünen Sedan mit weißen Ledersitzen. Rast über die achtspurige Autobahn durch die Vorstadtwüste von Queens. Er hatte Manhattan Car Service angerufen, in der Hoffnung, einen vernünftigen Fahrer zu bekommen. Aber nein, der Typ ist offenbar Einwanderer, ein Sikh mit Turban.
    Er hätte in der Stadt warten, noch eine Weile bleiben können. Die Maschine geht erst in vier Stunden. Er hätte die Nummer auf dem Flyer anrufen können, dem aus der Bar, in der er den Abend beendet hat. Hätte sich ein Mädchen aufs Zimmer bestellen und ihr sagen können, dass sie sich ausziehen und die Beine breitmachen soll. Aber er wollte es nicht auf die Art haben. Er wollte sie selbst finden, wollte sehen, was er kauft. Sichergehen, dass er nur das bekommt, wofür er bezahlt, und nicht noch was dazu. Dass sie solide und erfahren ist und was auf den Rippen hat. Alle Illusionen längst abgelegt, alle Träume weg. Nur was zum Reinstecken und wieder Rausziehen. Sich eine Schwarze zu bestellen ist auch keine Garantie. Schwarze Augen können diesen blauen Blick haben. Diesen Ausdruck. Daran hat er sich schon einmal die Finger verbrannt.
    Ist jetzt schon eine Weile her. Damals wohnte er noch in New Mexico. Er hatte eine von diesen Nummern angerufen und wie immer eine Schwarze bestellt, mit Fleisch auf den Rippen. Bislang hatte das immer funktioniert. Er hatte sie an der verabredeten Stelle aufgegabelt, einem Pub in der Stadt, war mit ihr die Landstraße hinuntergefahren, nachdem er sie mit ein paar Drinks abgefüllt hatte. Es war schon tief in der Nacht. Sternenklar, kühl. Sie waren durch die öde Wüstenlandschaft gefahren. Als wären sie auf einem anderen Planeten, irgendwo draußen im Weltraum. Über ihnen die Sterne. So viele, so deutlich. Fast hörbar. Sie zitterten.
    Wie kalt es an solchen Orten nachts wird. Sie war dünn angezogen, saß neben ihm im Auto und fror. Er sah das Neonschild des Motels, hoch oben an einer Stange, lange bevor sie dort waren. Das Motel stand mitten in der Wüste, weit draußen, wo es nichts anderes gab als Steine und Sand, Kakteen und Klapperschlangen. Nur ein einsamer Typ an der Rezeption. Er hatte es erst gesehen, als sie sich hinlegte, als sie dort auf dem Bett lag, den Minirock hochgezogen und den Slip um die Knie. Erst als sie dalag und ihm ihre dicke rosa Möse in dem wabbeligen Negerfett entgegenstreckte. Vorher hatte er sie nicht so genau angesehen. Bemerkte erst jetzt ihren Blick. Darin liegt es nämlich, das Hellblaue. Diese kranke Mischung aus Anklage, Unschuld und Angst. In dem Moment machte es Klick bei ihm.
    Er sagte: «Was zum Teufel versuchst du mir vorzumachen?»
    «Sir?», sagte sie nur und starrte ihn an.
    «Versuchst du mir vorzumachen, du hättest nichts getan? Willst du mir das sagen?»
    «I didn’t say anything, Sir.»
    «Shut up!»
    Und dann schlug er zu, hart. Sie rollte herum, fiel aus dem Bett und auf den Boden, fing an zu weinen. Er sah nicht mehr das dicke schwarze Mädchen, er sah nur
sie
.
    «Du machst die Beine doch für jeden breit. Wie viele hattest du heute schon in deiner Fotze?»
    Sie trieb es mit jedem. Mit allen, die ins Haus kamen, die vorbeikamen. Mit dem Postboten, dem Nachbarn, dem Klempner, dem Professor, den bärtigen Studenten aus der Schule. Ließ sie rein und fickte mit ihnen. Schlief mit ihnen, während er weg war, während er zur Arbeit war, während der Kleine auf dem Fußboden herumkrabbelte. Natürlich tat sie es. Ist es nicht Zeit, das zu beenden, ist es nicht höchste Zeit?
    Er öffnete nicht seine Hose, sondern die Tasche. Griff zur Beretta. Das war der Moment, in dem sie anfing zu schreien. Jaulte mit dieser Stimme los, zwei Oktaven höher als normal, mit diesem verdammten Niggerwinseln. Als würde das was helfen.
    «You bastard! You fucking bastard!»
    Er hatte den Hahn gespannt, und sie hatte das kurze Klicken gehört. Und da wurde sie

Weitere Kostenlose Bücher