Der Waldläufer
Vertrauen auf ihre Kraft und Geschicklichkeit mit Ungeduld und Verachtung all die umständlichen Vorbereitungen eines indianischen Angriffs mit angesehen. Als endlich diejenigen der Apachen, die aus den bisherigen Kämpfen die Kaltblütigkeit und den Mut ihrer furchtbaren Gegner kannten, sich hinter den Reisigbündeln, die sie aufgehäuft hatten, und hinter dem dichten Gebüsch, mit dem die Felsen auf dem Gipfel bedeckt waren, in Sicherheit glaubten, um das Feuer zu eröffnen, stieß Main-Rouge den Kolben seiner Büchse heftig auf den Boden.
»Ach was«, sagte er mit einem schrecklichen Fluch, »es ist Zeit, dem ein Ende zu machen. Ohne diese Hunde – ohne diese Indianer, wollt' ich sagen – mit ihrer lächerlichen Liebe für die Skalpe, die nichts einbringen, würden wir diese Räuber dort oben auffordern, uns ihren Schatz auszuliefern; mit der Nennung unserer Namen würde alles beendet sein. Wir würden sehen, daß sie sich aus dem Staub machten wie Präriehunde, deren Bau man aufgräbt.«
»Ach, du alter Schelm«, sagte der Mestize mit einem Lieblingsfluch, der an Energie dem seines schrecklichen Vaters nichts nachgab, und spielte damit auf ein Gerücht an, das über Main-Rouge von den indianischen Stämmen erzählt wurde, »du mußt gewinnbringendere Skalpe haben wie diejenigen, die die Befehlshaber an den Grenzen dir, wie man sagt, einst mit Gold aufwogen. Diese Indianer wollen drei Skalpe, und sie sollen sie erhalten, verstehst du?«
Vater und Sohn warfen einen jener unheilverkündenden Blicke aufeinander, die zwischen diesen zügel- und gesetzlosen Schelmen so oft in blutigen Streit ausgeartet waren; für diesmal jedoch blieb es ohne Folge. Jeder von ihnen fühlte, daß der Augenblick, ihren abscheulichen Leidenschaften freien Spielraum zu lassen, schlecht gewählt war; der Vater verschluckte darum seinen Zorn und nahm wieder das Wort: »Nun denn! Was ist jetzt zu tun?«
»Was ist jetzt zu tun?« wiederholte Sang-Mêlé, indem er sich an denjenigen unter den Indianern wandte, der am einflußreichsten unter ihnen zu sein schien. »Der Schwarze Falke will seine Feinde lebendig haben; der Wunsch eines solchen Häuptlings wie er ist Gesetz für seine Krieger!«
»Gut«, sagte Main-Rouge; »das ist noch viel schwieriger, als drei Leichen den Skalp zu entreißen.« Dann warf er auf Baraja einen Blick, der diesen erzittern ließ. »Hund!« sagte er zu ihm. »Hast du uns nur darum hierher geführt?«
»Habe ich es Euer Gnaden nicht gesagt«, antwortete Baraja, »daß der Schatz von drei furchtbaren Jägern bewacht würde?«
»Was liegt daran?« sagte Sang-Mêlé. »Der Mexikaner wird sein Gold hergeben oder, wenn er uns betrogen hat, seine Haut bis auf den kleinsten Fetzen; Main-Rouge und Sang-Mêlé werden die drei Weißen den Indianern lebendig überliefern oder selbst das Leben dabei verlieren. Sie haben es versprochen, und sie werden ihr Wort einlösen.«
Der treulose Mestize hatte diese Worte halb spanisch – damit Baraja sie verstünde – und halb indianisch gesprochen, um vom Festhalten an seinem Wort eine Idee zu geben. Seine Verbündeten schenkten ihm kein Vertrauen.
»Ist der Name meines Bruders«, wandte er sich an den Indianer, »nicht die Gemse?« »Ja; er springt wie diese auf den Felsen.« »Wohlan; ist die Gemse entschlossen, ihr Leben und das ihrer Krieger zu opfern, um die Weißen gefangenzunehmen?«
»So sei es! Vorausgesetzt, daß drei von ihnen übrigbleiben, um die Gefangenen zur Hütte des Schwarzen Falken zu führen, willigt die Gemse ein, sich unter der Zahl derer zu befinden, die ihr Dorf nicht wiedersehen werden.«
»Gut«, sagte der Mestize. Dann wandte er sich an Baraja und sagte: »Und du, Schelm; welche Rolle wirst du spielen, um dein Versprechen zu halten?«
Baraja war wegen der Antwort sehr verlegen. Er wußte nur, daß er die Rolle des Schakals spielte, der sich zur Jagd einer Bande von Jaguaren angeschlossen hat. Er hielt sich deshalb im Hintergrund, da er sich erinnerte, daß in den Augen des wilden Amerikaners wie in denen des Mestizen sein Leben wenigstens bis zu dem Augenblick einigen Wert haben mußte, wo er sein Lösegeld bezahlt haben würde. »Euer Gnaden«, sagte er, »sollten in Betracht ziehen, daß ich allein weiß, wo der Schatz vergraben ist und darum mein Leben nicht leicht aufs Spiel setzen darf.«
»Bleibt darum hinter diesen Felsen versteckt!« sagte der Mestize und wandte Baraja verächtlich den Rücken.
Er unterhielt sich nun einige Minuten mit
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