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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Füßen auf einem reichen Schatz«. sagte der Mestize; »ihr seid nur zu dritt – wir sind fünfmal zahlreicher als ihr und müssen diesen Schatz haben. Das ist es.«
    Bestimmt, klar und unverschämt, dachte Pepe. Ich will doch sehen, wie Bois-Rosé das verdauen wird. Ein Mann, der weniger Vertrauen auf die Überlegenheit, die ihm die Zahl seiner Verbündeten gab, auf seine Geschicklichkeit und Körperkraft gesetzt hätte, wäre vor dem augenblicklichen Ausdruck des Gesichtes des athletischen Waldläufers zurückgebebt. Trotz seiner zärtlichen Liebe für Fabian fühlte doch Bois-Rosé nur noch das glühende Verlangen, die Unverschämtheit des Banditen zu bestrafen.
    »Hm«, machte der Kanadier mit einer Anstrengung, die ihm beim Anblick des anmaßend auf den Lauf seiner Büchse gestützten Mestizen schwer genug werden mußte; »und unter welchen Bedingungen müßt ihr diesen Schatz haben?«
    »Unter der Bedingung, daß ihr euch alle drei so schnell wie möglich aus dem Staub macht.«
    »Mit Waffen und Gepäck?«
    »Mit Gepäck, aber ohne Waffen!« erwiderte El Mestizo, der wohl wußte, daß es ihm dann ein leichtes sein würde, trotz seines Eides die drei Jäger seinen wilden Verbündeten zu überliefern.
    »Wenn die beiden Bösewichter nicht an unser Leben wollten, so würde ihnen so zahlreich, wie sie sein müssen – wenig daran liegen, ob wir unsere Waffen behielten«, flüsterte Pepe dem Kanadier ins Ohr.
    »Das ist klar wie der Tag; aber laß mich nur diese Schelme entlarven«, erwiderte Bois-Rosé ganz leise. Dann sagte er laut zum Mestizen: »Sind die Schätze, die wir zurücklassen, nicht hinreichend? Was sollten euch drei Büchsen unter fünfzehn Kriegern nützen?«
    »Um euch außerstande zu setzen, uns zu schaden.«
    Der Kanadier zuckte die Schultern. »Das ist keine Antwort!« sagte er. »Ihr habt es hier mit Männern zu tun, die alles hören können, ohne sich durch Drohung beunruhigen, durch trügerische Redensarten täuschen zu lassen. Wir müssen bestimmt wissen, woran wir uns zu halten haben«, fuhr er fort, sich an Pepe wendend.
    Der alte Renegat nahm hierauf das Wort. »Wohlan«, sagte er höhnisch lachend, »Sang-Mêlé vergißt in seiner Gnade für euch eine Bedingung.«
    »Welche?«
    »Daß ihr euch auf Gnade und Ungnade ergeben müßt«, begann der Mestize.
    »Laß mich doch diesem Vipernpaar mit weißem Schwanz und indianischem Kopf antworten!« sagte Pepe, indem er Bois-Rosé mit dem Ellbogen stieß.
    »Pepe«, sagte der Kanadier ernst, »seitdem mir die Sorge für das Leben eines Sohnes obliegt, habe ich eine heilige Pflicht zu erfüllen und will im Fall eines Unglücks ohne Vorwürfe vor Gott erscheinen. Laß es uns also bis zu Ende abwarten.«
    Und Bois-Rosé warf auf Fabian, der aufmerksam alles, was sich ereignete, beobachtete, einen Blick, der seine ganze väterliche Liebe zeigte. Ein ruhiges Lächeln des jungen Mannes war der Lohn für seine heroische Geduld.
    »Wohlan, Sang-Mêlé«, nahm er wieder das Wort, »sucht einen Augenblick die Einflüsterungen des indianischen Blutes zu vergessen, und sprecht offen, wie es einem furchtlosen Krieger und einem Christen zukommt! Was wollt ihr von uns? Was werdet ihr mit euren Gefangenen beginnen?«
    Aber die Ehrlichkeit appellierte vergeblich an die Treulosigkeit. Sang-Mêlé wollte nur die Hälfte seiner Gedanken enthüllen. Obgleich er gewiß war, seinen Zweck zu erreichen, so wollte er doch nicht gerade Blut, wohl aber Zeit sparen, und schmeichelte sich törichterweise mit dem Gedanken, daß die drei Jäger das ungewisse Los der Gefangenschaft einem Tod vorziehen würden, vor dem nichts sie retten konnte. »Ich würde sehr in Verlegenheit mit euch dreien kommen«, sagte er; »aber da ist ein gewisser Schwarzer Falke, dessen Krieger mich begleiten und euch durchaus haben wollen, und – wahrhaftig! – ich habe es ihnen versprochen.«
    Der Mestize hatte sich bei seiner Antwort des indianischen und spanischen Dialektes bedient, und die Jäger sahen bei diesen Worten, wie hinter den niederen Zweigen der Gebüsche blitzende Augen wie die eines lauernden Tigers auftauchten und ein Antlitz sich blicken ließ, das durch die Kriegsmalerei noch schrecklicher und abscheulicher war als der Tiger selbst.
    »Aha; ich ahnte es!« sagte Bois-Rosé. »Nun, was wird denn der Schwarze Falke mit uns machen?«
    »Ich will es euch sagen«, antwortete der Mestize, der sich nach den schrecklichen Bundesgenossen umwandte. »Was wird der Schwarze Falke mit dem

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