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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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selbst nicht bei Tag –, und du weißt es ebensogut wie ich«, sagte Main-Rouge zu Sang-Mêlé. »Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir nach einer Stunde dort klarer sehen. Da jedoch diese Hunde von Indianern Skalpe haben müssen ...«
    »Greis«, unterbrach ihn der Mestize mit drohendem Ton, »vergiß nicht, daß ich indianisches Blut in den Adern habe, oder ich werde dich daran erinnern!«
    »Es ist gut«, antwortete der Vater rauh, ohne sonst am Ton seines Sohnes, an den er gewöhnt war, ein Ärgernis zu nehmen. »Ich meinte, da diese Indianer Skalpe haben müssen, so ist es nötig, daß wir eine andere Stelle aufsuchen, um sie ihnen zu geben.«
    Diese Unterredung fand in englischer Sprache statt – der Muttersprache des Jägers, der aus Illinois gebürtig war, wo seine Verbrechen ihn zur Flucht genötigt hatten –, und weder die Indianer noch Baraja hatten ein Wort davon verstanden.
    »Ich werde einen finden«, nahm Sang-Mêlé das Wort; »habe nur ein Auge auf diesen Schelm!« fügte er, mit der Hand auf den Mexikaner zeigend, hinzu. Hierauf erstieg er das Gewölbe des Wasserfalls.
    »Der Sohn einer indianischen Wölfin wird ohne Zweifel einen passenderen Ort als diesen hier finden, um uns das Gold zu verschaffen, das Ihr uns versprecht, Freund«, sagte der Amerikaner in schlechtem Spanisch und ließ seine schwere Hand auf die Schulter Barajas fallen, als der Mestize sich entfernt hatte. »Bis dahin wollen wir Feuer auf dieser Höhe anzünden; auf diese Weise werden die drei Füchse, die wir umzingeln wollen, sobald sie den Glanz des Feuers mitten im Nebel bemerken, glauben, daß da noch eine andere Abteilung zu ihrer Überwachung aufgestellt ist.«
    Ohne den Mexikaner, dem er nicht traute, aus dem Gesicht zu verlieren, entfernte er sich einen Augenblick von ihm, um in der Nähe des Wasserfalls ein Feuer anzuzünden, und ließ Baraja sehr von dem Gedanken beunruhigt zurück, daß der Mestize, um den Angriff zu beginnen, die Felsen wählen könnte, die das Val d`Or beherrschten.
    Das war die Ursache der Verzögerung, worüber sich die drei unbeweglichen und schweigenden Jäger auf dem Gipfel ihrer Festung wunderten.
    Gerade als die Gefahr rings um ihn und seine beiden Gefährten größer wurde, schmeichelte sich Bois-Rosé, wie es beinahe immer der Fall ist, am meisten mit der Hoffnung, seine Vorahnung, die ihn einen Augenblick erschreckt hatte, beschwichtigen zu können.
    »Anstatt uns für eine Kapitulation zu entscheiden«, sagte Pepe, indem er zuerst das Schweigen brach, »wäre es besser gewesen, sogleich die Flucht zu ergreifen oder eine Kugel in das Gehirn eines jeden der beiden Indianer zu senden, die hinter dem Gerippe des Pferdes verborgen liegen. Dies hätte den Knoten zerhauen; denn die Mittelwege sind immer gefährlich!«
    »Kann man denn einen Posten wie den unsrigen verlassen, um sich aufs Geratewohl mitten in der Finsternis an einen Ort zu werfen, wo jede Erdfalte, jedes Gesträuch einen Feind verbergen kann; wohin die Indianer auf den Flügeln des Windes getragen zu sein scheinen?« antwortete Bois-Rosé. »Das hätte geheißen, einem gewissen Tod entgegenzulaufen! Unsere Stellung ist dadurch nur noch klarer geworden. Entweder wir kapitulieren ehrenvoll, oder wir verteidigen uns bis auf den Tod. Wir werden jedoch bald wissen, woran wir sind; die Schelme denken nicht mehr daran, ihre Gegenwart zu verbergen. Sieh nur das Feuer dort oben!« Pepe folgte dem Finger des Kanadiers – auf dem Gipfel des Wasserfalls funkelte im Nebel ein bleiches Licht: Es war das Feuer, das Main-Rouge mit Barajas Hilfe eben auf dem Felsenkamm angezündet hatte.
    »Oh«, rief Pepe verächtlich aus, »was diejenigen anlangt, die sich dort oben festsetzen, so kümmere ich mich gerade soviel darum als über eine Schar Seemöwen auf einem Felsen am Strand; ihre Pfeile werden so wenig wie ihre Kugeln die wallende Befestigung durchdringen, die ich ihnen entgegengestellt habe. Was jene dort betrifft«, fuhr der Spanier fort, indem seine Blicke nach der Ebene zurückkehrten, »so sind das ausdauernde Schelme, die sich nach und nach immer mehr und mehr nähern.«
    Bei diesen Worten brachte Pepe den Lauf seiner Büchse in Richtung des toten Pferdes und zeigte Bois-Rosé in einiger Entfernung diesseits vom Pferd zwei schwarze, kugelartig zusammengerollte Körper, die unbeweglich wie indianische Götzenbilder dalagen.
    »Diese Leute verachten uns, und sie haben recht! Ach, Bois-Rosé, warum mußt du ...« Pepe vollendete

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