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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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andere Büffelhäute jener dort hinzugefügt sind, können zwei Männer hinter diesem Wall niederknien, der für die Kugeln unserer Büchsen undurchdringlich ist, so kurz auch die Entfernung sein mag, die uns davon trennt.«
    Pepe hatte das kaum ausgesprochen, als ein zweiter Mantel von unsichtbarer Hand über den ersten geworfen wurde und seine Behauptung bestätigte.
    »Was auch geschehen möge«, fügte der Kanadier hinzu, »ich überwache aufmerksam die ganze Linie der Gebüsche, und nicht ein Auge soll sich im Zwischenraum der Blätter zeigen, ohne daß ich es sehe.«
    Eine dritte Büffelhaut kam bald zu den anderen hinzu. Dann konnten die Jäger noch fünf andere übereinandergelegte Büffelhäute zählen, die bald mit dem Haar nach innen, bald nach außen zusammengelegt wurden. Von nun an bildeten diese Mäntel mit ihrem langen Pelzwerk eine ebenso undurchdringliche Verschanzung wie eine Mauer von sechs Fuß Dicke.
    »Das ist ohne Zweifel das Werk dieses Mestizen«, murmelte Pepe. »Wir werden an allen unseren Augen nicht zuviel haben, um nichts von dem zu verlieren, was sich hinter dieser Masse von Häuten zutragen kann. Sieh, ein Mann könnte jetzt beinahe aufrecht dahinter stehen, und ein aufrecht stehender Mann würde beinahe einen höheren Standpunkt haben als wir.«
    »Ach«, sagte der Kanadier, »ich sehe dort links die Gesträuche sich bewegen, obgleich so unmerklich, daß der Indianer, der sie bewegt, denken muß, daß wir es für den Wind statt für die Hand eines Menschen halten. – Die Stelle, die Bois-Rosé bezeichnete, war das äußerste dem Wall von Büffelhäuten gegenüberliegende Ende der Felsen. Ein Felsvorsprung deckte eine Öffnung der ein Mann sich nähern und fast ohne Gefahr einen Blick hinunterwerfen konnte.
    »Bah«, sagte Pepe; »laß den Schelm laufen, und nimm dich vielmehr vor dem Mestizen und seinem abscheulichen Vater in acht!«
    »Nein, sage ich dir; der Himmel selbst überliefert uns den Anstifter dieses höllischen Hinterhalts!« erwiderte Bois-Rosé mit dem Ausdruck unterdrückter Wut. »Siehst du ihn?«
    Im Schutz des Felsvorsprungs – fast unsichtbar durch einen dichten grünen Saum – lag ein Mann, dessen Stellung das Auge des Kanadiers mehr erriet als wirklich sah, auf dem Felsen. Unbeweglich, wagte er es nicht, den Laubvorhang gänzlich beiseite zu schieben. »Leg den Lauf deiner Büchse schräg!« sagte der Kanadier zu Pepe. »So ... gut... Laß den Lauf nicht den Stein, der dich deckt, überragen ... und nun ...« Der Büchsenschuß des Spaniers unterbrach den Kanadier, der Pepe die Sorge, sich zu rächen, abgetreten hatte, da seine Stellung sich nicht so gut dazu eignete.
    Baraja war am Kopf getroffen; er wand sich wie eine verwundete Schlange, und da er keinen Stützpunkt hatte, so glitt er an der Seite des Felsens hinab, riß eine Ecke von deren grüner Bekleidung mit hinunter und stürzte in das Val d'Or. Dort rissen die letzten krampfhaften Bewegungen seiner geballten Hände eine lange Furche mitten durch das Gold, für das er sein Leben ließ. Durch einen Zufall, den man fast der Vorsehung zuschreiben mußte, verhüllte der Teil der grünen Einfassung, den er mit sich hinabgenommen hatte, abermals den Schatz vor den Augen eines jeden, der sein Dasein nicht kannte. Mit Ausnahme von Diaz und den drei Jägern hatte dieses verderbenbringende Geheimnis alle seine Besitzer das Leben gekostet.
    Barajas Schicksal war wohlverdient. Die Strafe der Wiedervergeltung hatte ihn mit unerbittlicher Strenge getroffen; die moralischen Qualen, die er an dem unheilbringenden Pfahl erlitten hatte, wogen die Martern Oroches in reichlichem Maße auf, und wie der Gambusino sein Gold mit sich in den Abgrund nahm, so hatte auch Baraja seinen letzten Seufzer auf dem Schatz ausgehaucht, nach dem er mit so großer Gier und Habsucht gestrebt hatte.
    »Der Schelm liegt im Gold bis an den Hals«, sagte Pepe mit philosophischer Ruhe.
    Gott ist gerecht«, fügte der Kanadier hinzu.
    »Suche jetzt, wo der Schatz ist, den man dir versprochen hat, du teuflischer Mestize!« sagte der Spanier. »Ich habe gut daran getan, die Oberfläche des Tals mit einem Schleier zu bedecken.«
    Der Himmel hatte sich nach und nach während dieses neuen Ereignisses mit Wolken bedeckt, und das Echo wiederholte das erste und dumpfe Grollen des fernen Donners; dann folgte dem Anzeichen des nahen Sturms ein tiefes, majestätisches Schweigen.
    »Eine schreckliche Nacht steht uns bevor«, sagte Bois-Rosé, »in der wir

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