Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
Vom Netzwerk:
gegen die Menschen und gegen die entfesselten Elemente werden kämpfen müssen. Schleiche dich jedoch kriechend zum gegenüberliegenden Rand der Plattform, Fabian, und sieh zu, ob unser Pulver für den Fall, daß der Sturm noch vor dem Eintritt der Nacht losbrechen sollte, gut verwahrt liegt; wirf zugleich einen raschen Blick auf die Ebene unter dir, und überzeuge dich, ob die vier Schelme dort unten ihre Höhle nicht verlassen haben.«
    Während der junge Mann sich ohne ein Wort entfernte, um den Befehlen des Kanadiers Folge zu leisten, stieß dieser einen Seufzer aus und sagte zum Spanier: »Meine Seele ist düster wie diese Wolken, die Regen und Donner mit sich führen; ich fühle, daß mein Herz schwach ist wie das eines Weibes; schwarze Ahnungen, die ich meinem Sohn nicht verraten möchte, haben jenen Mut gebrochen, auf den ich bis heute so stolz gewesen bin. Pepe, weißt du keinen Trost für deinen alten Gefährten in der Gefahr?«
    »Ich weiß keinen, mein armer Bois-Rosé«, antwortete der Grenzjäger, »wenn nicht den, wovor Gott mich bewahren wolle, daß nämlich eine Kugel dieser Teufel dich träfe ...«
    »Ich spreche nicht von mir«, unterbrach ihn der Waldläufer. »Wenn ich jetzt einigen Wert auf mein Leben lege, so geschieht das ein wenig deinetwegen und besonders Fabians halber. Laß dich nicht durch meine Offenherzigkeit kränken, denn ich füge hinzu, daß sich nach meiner Ansicht meine Tage zwischen euch zu Ende neigen werden wie auf einem jener schönen, breiten Ströme mit wilden, blumenreichen Ufern, deren Lauf wir so oft zusammen in unserem Rindenkanu gefolgt sind; an dem wir hier das Feuer unseres Nachtlagers im Schatten der Sumachs und Magnolien anzündeten, weiter unten anhielten, um Biberfallen zu stellen oder die Hirsche zu jagen, die zur Tränke kamen. Ich habe vor etwas anderem Furcht, als das Leben zu verlieren.«
    »Ich verstehe dich«, sagte Pepe. »Du fürchtest dich davor, von ihm getrennt zu werden, wie es schon einmal der Fall war, ohne jedoch zu sterben.«
    »Das ist es, Pepe; du hast die schmerzliche Seite, die in mir erzittert, mit dem Finger berührt. Wenn ich also in die Hände dieser Indianer fallen sollte, so setz dich nicht der Gefahr aus, meiner Spur ganze Wochen lang zu folgen, wie du es schon getan hast! Überlaß einen unnützen Greis seinem Schicksal, bring Fabian nach Spanien zurück, und hilf ihm, das wiederzuerlangen, was er verloren hat; nur laß ihn nicht vergessen – denn die Jugend ist vergeßlich, Pepe –, laß ihn nicht vergessen, daß es einen Mann auf der Welt gab, für den sein Anblick das war, was der Schatten des Mesquite dem Reisenden in der sandigen Steppe ist, oder wie die Rauchsäule, die den verirrten Jäger wieder zurechtführt, oder wie der Polarstern, der den Nebel durchstrahlt und ihm den Weg zeigt.« Er schwieg und verschloß seine düsteren Gedanken tief in seinem Herzen.
    Fabian nahm schweigend seinen Platz wieder ein. »Unsere Munition ist in Sicherheit; in der Ebene jedoch habe ich nichts gesehen.«
    »Die Schelme sind in ihrem Loch geblieben, um nur wie Fischadler des Nachts herauszukommen«, sagte Pepe; »dann werden wir sehen, wie sie sich bis zum Fuß dieses Hügels hinschleichen, denn sie erwarten ohne Zweifel jetzt weiter nichts als das Dunkel der Nacht, um uns anzugreifen.«
    »Ich glaube es nicht«, erwiderte der Kanadier; »wenn aber der Tag vorüber ist, ohne daß sie den Plan, den sie gefaßt haben, in Ausführung gebracht haben, so weiß ich jemand, der ihnen mit Hilfe des Sturms die Hälfte des Weges ersparen wird. Wir wollen beide einen Ausfall machen, Pepe, wie in jener Nacht am Ufer des Arkansas, wo wir diese Indianer mit dem Messer töteten, die sich in den Biberhöhlen, in denen sie verborgen lagen, so sehr in Sicherheit glaubten.«
    »Ja«, antwortete Pepe; »wenn man uns jemals an den Marterpfahl bindet und uns artig bittet, unseren Todesgesang anzustimmen, so werden wir ihnen eine lange Litanei erzählen können.«
    Dennoch schien sich trotz der Behauptung des Kanadiers der Angriff immer noch verzögern zu wollen. Seit einiger Zeit hatte sich eine Rauchwolke in dichten Kreisen hinter der Felsenkette erhoben. Die Jäger hatten anfangs einige Mühe, sich zu erklären, aus welchem Beweggrund die Belagerer das Feuer, von dem sie den Rauch aufsteigen sahen, wohl angezündet hätten; aber ausgehungert, wie sie waren, errieten sie bald den Grund davon. Der Wind führte einen Geruch bis zu ihnen, über den ihr Geruchssinn

Weitere Kostenlose Bücher