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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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sich nicht täuschen konnte.
    »Seht, die Hunde«, sagte Pepe, »haben irgendein Rehviertel mitgebracht, und da beschäftigen sie sich nun, es braten zu lassen, während Christen wie wir darauf beschränkt sind, sich mit dem Duft des Bratens zu begnügen. Das will sagen, sie sind entschlossen, uns hier zu belagern, um durch den Hunger zu erreichen, was sie durch Gewalt nicht erzwingen können. Caramba, ich hatte von dem Mestizen und dem Ungeheuer, das er seinen Vater nennt, eine bessere Meinung! Sosehr sie auch Räuber sind, so mangelt es ihnen doch durchaus nicht an Mut!«
    Bald erhob sich der Rauch nicht mehr über die Felsen, und ein so wildes Geheul, daß man starke Nerven haben mußte, um nicht davor zu schaudern, erhob sich mit einem Mal und mischte sich in das Rollen des Donners, der sich allmählich näherte. Man hätte glauben können, es seien Äußerungen des Dankes einer Schar Dämonen nach einem Festmahl des Hexensabbats.
    Die drei Jäger hörten jedoch ohne Schauder diese schrecklichen Töne an wie jene Tierbändiger, die vor dem Gebrüll der wilden Bestien nicht erbleichen. Sie fürchteten einen Angriff weniger als eine Belagerung.
    »Sollen wir antworten?« fragte Pepe.
    »Nein«, sagte der Kanadier, »unsere Büchsen werden diesmal für uns antworten. Aber durchforsche mit aufmerksamem Auge jeden Stamm in den Gebüschen, jeden Grashalm, als ob wir ein ganzes Nest voll Klapperschlangen vor uns hätten. Dieses Gewürm will mit uns fertig werden, ehe die Nacht beginnt und der Sturm ausbricht.«
    »Gott gebe, daß du dich nicht täuschst, denn der morgige Tag wird, ohne die Dunkelheit zu rechnen, uns neue Gefahren bringen. Dieser Schelm, den wir eben auf sein goldenes Bett gestreckt haben, hat diese beiden wilden Tiere Main-Rouge und Sang-Mêlé ebenso wie ihre Bundesgenossen zu dem einzigen Zweck gegen uns geführt, sich des Schatzes zu bemächtigen, ohne zu wissen, daß er von den drei Kriegern der Rio-Gila-Insel bewacht wurde. Es ist wahrscheinlich, daß der Schwarze Falke zu dieser Stunde die Spuren derer entdeckt hat, die ihm so viele Krieger getötet haben; ohne Zweifel werden sie sich hier morgen alle gegen uns vereinigen.«
    »Der Wall von Büffelhäuten hat sich bewegt«, sagte Fabian, Pepes wahrscheinliche Schlüsse unterbrechend (wahrscheinlich, da wir wissen, daß die Antilope vom Schwarzen Falken beauftragt war, die Spuren der drei Jäger wieder zu suchen). »Ich habe hinter dieser Masse von Mänteln auch die roten Bänder flattern sehen, die Sang-Mêlés Kopf schmücken.«
    Von der Seite des Felsens an, die sich an die Nebelberge anlehnte und wo Main-Rouge und Sang-Mêlé im Schutz ihres Schildes von Mänteln sich auf die Knie geworfen hatten, bis zu der Stelle, wo der Abhang der Felsen die Ebene berührte, ließ das Auge der Belagerten keinen Zollbreit undurchforscht. Aber um einen Feind in diesem letzten Teil der Felsen treffen zu können, mußte die Büchse der Jäger notwendigerweise eine schräge Richtung annehmen und der Schütze den Lauf über die äußere Seite der Schießscharten hinausstrecken, ohne daß er sich jedoch selbst bloßzugeben brauchte.
    »Bei Gott!« sagte Pepe plötzlich mit leiser Stimme. »Da ist ein Indianer, der des Lebens müde ist oder der ebenfalls seine Erkundung bis mitten in das Val d'Or ausdehnen will.« Er deutete zugleich mit dem Kopf auf die Hand eines Indianers, die vorsichtig das Gesträuch am äußersten Teil der Felsenkette auseinanderbog, wo sie mit der Ebene zusammentraf.
    »Zieh dich ein wenig nach der rechten Seite zurück!« sagte schnell der Kanadier zu Fabian. »Pepe liegt ihr zu gerade gegenüber, um ihn mit Leichtigkeit treffen zu können, ohne sich eine Blöße zu geben.«
    Fabian zog sich sogleich zum äußersten Rand der Plattform nach der Seite des Wasserfalls hin zurück, um Bois-Rosé nicht an freier Bewegung zu hindern.
    »Dieser Indianer ist wahnsinnig!« fügte der Kanadier hinzu. »Sieh nur – er scheint fast einen Büchsenschuß herauszufordern, um seine Gegenwart anzukündigen.« In der Tat bewegte der Feind, von dem man nur die Hand erblickte, das Gesträuch entweder mit einer sehr ungeschickten oder sehr hinterlistigen Hartnäckigkeit, denn es war unmöglich, diese Bewegung nicht zu bemerken.
    »Es ist vielleicht irgendeine Kriegslist, um unsere Aufmerksamkeit nach dieser Seite hinzulenken«, sagte Pepe. »Aber sei ruhig, ich habe das Auge überall.«
    »Kriegslist oder nicht«, erwiderte der Kanadier; »ich habe ihn da vor

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